Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Wohin und nicht nach dem Namen und der Art. Wer hier eintrat, wurde friedlich und gastlich aufgenommen. Denn es gab Speise und Trank im Überfluss, dass sich jeder nur zu bedienen brauchte.
Die Menschen von Chrysalitas mieden den geheimnisvollen Wald von Delyssiolina, weil sie die Zauberkräfte seiner Bewohner fürchteten. Und deshalb hatten Habgier, Furcht und Grausamkeit hier niemals Einzug gehalten.
Wagte es dennoch ein Frevler, mit dunklen Gedanken diesen Wald der Märchen und Mystik zu betreten um das bei Menschen und Göttern beliebte Gesetz des Stärkeren hier durchzusetzen, dann waren rasch die gewaltigen Zyklopen und die schnellen Zentauren zur Stelle, um zu vertreiben und zu bestrafen.
Verwegene Männer, die in den Wald eingedrungen waren und bereit waren, dafür den Frieden des Waldes zu verletzen, weil sie hofften dort Gold und Edelsteine zu entdecken, fand man irgendwann jenseits der begrenzenden Pfähle wieder.
Aber ihr Verstand dieser Narren hatte sich verwirrt. Sie lallten vor sich hin wie unmündige Kinder und selbst bei bester Pflege starben sie rasch, ohne mit einer einzigen Silbe erklären zu können, wie übel ihnen die Völker des Wunderwaldes mitgespielt hatten. So gewöhnten sich die Menschen daran, die Grenzen des geheimnisvollen Waldes zu respektieren und ihm fernzubleiben.
Mano wusste dies alles. Und er wusste auch, dass er zwar ein Gott war, jetzt jedoch im angenommenen Körper eines Menschen auch über die Schwäche dieses Geschlechtes verfügte.
In seiner Gottheit hatte er Macht, sich dem Angriff eines Zyklopen zur Wehr zu setzen - doch als Mensch war er ohne Chance gegen eines dieser gigantischen Wesen, denen selbst die größten Riesen nur bis zur Brust reichten.
Mit Gewalt konnte er hier nicht eindringen, um die Rose an sich zu reißen. Ein Dieb muss geduldig sein und Situationen herbeiführen, die sein Vorhaben begünstigen. Er muss gefühlsmäßig die Chance erkennen, wann er zugreifen muss, um die Beute zu erhaschen. Ein echter Meisterdieb stiehlt, ohne dass der Bestohlene es sofort merkt.
Sich mit Gewalt in den Besitz der Beute zu setzen, das verachtete Mano. Das Stehlen war ihm Herausforderung, innere Triebe und Spiel zugleich.
In schnellem, ausdauerndem Trab lief Mano durch den Wald zu dem geheimnisvollen Ort, wo er die Fels- und Erdhöhle der mystischen Traumweberinnen wusste. Unter dem größten der Gereonbäume befand sich der Eingang zu ihrer unheimlichen Behausung.
Für das Auge eines Menschen fast unsichtbar, liegt der Eingang zur Höhle der Traumweberinnen zwischen den mannsdicken Wurzeln des Gereon. Und der Baum vermag den Eingang zu schließen, wenn sich ein Frevler naht. Denn die Gereonbäume haben ein Leben wie andere Lebewesen auch. Doch ihre eigenartige Gedanken wird niemals ein Mensch ergründen.
Mano blickte im Laufen nach dem Stand der Sonne. Er musste den Gereonbaum finden, bevor sie den Zenit erreicht hatte. Denn nur auf der höchsten Höhe beleuchtet Solmanis rotglänzender Feuerball den Eingang zur Höhle der Traumweberinnen und lässt ihn für die Augen von besonders begnadeten Menschen sichtbar werden.
Für Mano war es gewiss nicht schwierig, den Eingang zu finden. Zwar hatte er nur Körperkräfte und Geschicklichkeit eines Menschen in diesem angenommenen Körper - doch seine Sinne waren weiterhin die eines Gottes des Jhinnischtan.
Immer höher stieg der gelbrote Feuerball am hellblauen, wolkenlosen Himmel. Mano hörte sich selbst vor Anstrengung keuchen. Der Lauf war sehr lang, und der Körper eines Menschen kann nicht so viel ertragen wie der einen Gottes. Aber Mano fürchtete, sich zu verraten, wenn er versuchte, durch seine göttliche Macht schneller vorwärts zu kommen. Obwohl der Schweiß in breiten Bächen über seine Stirn rann, gönnte sich der Gott der Diebe keine Pause.
Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Geschöpfe des Wunderwaldes seinen Lauf genau verfolgten, ohne ihn nach seinem Weg und seinem Begehren zu fragen. Dryaden blickten neugierig aus ihren Bäumen herab. Luftikusse umschwirrten ihn. Und nur mit den Augen seiner Göttlichkeit vermochte er jene Koboldwesen zu erkennen.
Einige grasende Einhörner äugten interessiert zu ihm herüber. Und die legendären Schmetterlings-Menschen schwebten in stummer Majestät vor ihm und hinter ihm her, Faune begleiteten ihn mit grotesken Bocksprüngen und meckerndem Lachen einen Teil seines Weges, um dann nach einer Weile stehen zu bleiben, weil ihnen dieses Spiel keinen Spaß mehr
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