Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
der Traumweberinnen hinabgestiegen. Und niemand konnte wissen, wie diese geheimnisvollen Wesen auf die Störung dank eines Gottes reagierten. Zwar hatte man im Jhinnischtan vernommen, dass es auch zauberkundige Menschen gab, die hier eingedrungen und wieder herausgekommen waren. Doch das hatte seinen Grund.
Nach dem uralten Glauben erschuf Dhasor Chrysalitas aus einem Traum. Und so vermuten die Weisen, das dies nicht die einzig Schöpfung des Welten-Vaters ist. In den vielen andren Welten, die seinem Geist entsprungen sind, trägt er vielleicht andere Namen.
Der Welten-Vater selbst - und auch die Herrin der Tiefe.
Und auch der Cherub des Ananke - der Wächter mit der Waage des Schicksals. In andren Welten mögen sie andere Namen haben - und sind doch immer gleich. Denn in jeder der erdachten Welten, denen Dhasor im Traum Anfang und Leben ein gehaucht hatte und deren Ende und Tod Thuolla erträumt ringen Hell und Dunkel - Gut und Böse miteinander. Und in jeder dieser Welten gibt es einen Wächter, der darauf achtet, dass ein stetiges Gleichgewicht der Kräfte erhalten bleibt.
Und weil es in jeder Welt in der Zeit des Schlafs Träume gibt, gibt es auch in jeder Welt einen Ort, wo drei unheimliche Frauengestalten Träume spinnen, weben und in die Welt hinaus senden.
Träume, die nur für die eigene Welt bestimmt sind. Doch manchmal geschieht es, das der Cherub des Ananke oder wie der Wächter in der jeweiligen Welt heißt, eine Tür am Ende des Refugiums der Traum-Weberinnen öffnet. Dann fliegen Träume frei dorthin, wohin sie der Wächter leitet. Und er kann aus einer andren Welt Menschen oder sonstige Wesen holen, mit deren Hilfe er in seiner Welt die Waage wieder zum Ausgleich bringt. Haben sie ihre Aufgabe erfüllt, werden sie in ihre eigene Welt zurück gebracht und sehen alles, was sie getan und erlebt haben, als einen verwirrenden Traum an.
In der Höhle, die Mano nun betrat, werden die Träume für alle Wesen geschaffen, die Chrysalitas, die Adamanten-Welt bevölkern. Den Traumweberinnen mag es gleich sein, ob der Cherub des Ananke sich eines ihrer Träume für seine Zwecke bemächtigt oder ob sich Menschen oder auch alle anderen Wesen ihre Träume holen. Sie selbst senden diese Träume einfach hinaus in die Welt. Leidenschaftslos tun sie ihr Geschäft, und nie gleicht ein gewebter Traum dem anderen.
Auf den Basaren der Städte hatte Mano bereits vernommen, wie es in den Höhlen der Traumweberinnen aussieht. Denn oft genug weilte er unerkannt auf der Erde und ging in die verrufenen Spelunken und Tavernen, wo sich allerlei lichtscheues Gesindel traf und mit Taten und Untaten prahlte.
Einer der Diebe aus einer Stadt, deren Name Mano vergessen hatte, war bis in die Höhle vorgedrungen und hatte Träume gestohlen, die er heimlich weiterverkaufen wollte.
Ob es dem kühnen Dieb gelungen war, wusste der Gott nicht. Denn man erzählte sich, dass Träume, auf die ein Sonnenstrahl traf, in Rauch aufgingen. Und wenn Wasser die Träume netzte, dann ertranken sie.
Es hieß auch, dass die Höhle der Traumweberinnen durch einen Bach geteilt wird, der am Eingang im Boden versickerte und mit seinem Wasser die Wurzeln des Gereonbaumes tränkt. Mano spürte die Nässe an seinen Füßen durch die dünnen Sandalen dringen. Er befand sich an der Stelle, wo der Bach endete. Er musste also nur dem Lauf des Gewässers folgen, um zu seinem Ziel zu gelangen.
Inzwischen hatten sich die Menschenaugen Manos an die Dunkelheit gewöhnt. Er erkannte jetzt das dunkle, träge dahinfließende Gewässer ganz genau. Am Rand des Baches ging er immer tiefer in die Höhle hinein.
Hier unten gab es keine Zeit. War er bereits Stunden gelaufen, oder waren nur wenige Herzschläge vergangen? Mano hätte es nicht sagen können. Der stetige, grauschwarze Dämmerschein zeigte keinen Hauch von Helligkeit. An den Felswänden, die sich wie ein spitzes Gewölbe über dem Bach auftürmten, glitzerte Feuchtigkeit. Vereinzelte Wassertropfen trafen Mano und waren eine willkommene Erfrischung für seinen vom Lauf erhitzten Körper.
Immer breiter wurde der Bach. Immer weiter drang Mano in die unterirdische Welt geheimer Mysterien vor. Und dann glaubte er, aus weiter Ferne das Surren von Spindeln und das hölzerne Klappern von Webstühlen zu hören.
Geräuschlos schlich sich der Gott der Diebe vorwärts. Breiter und breiter wurde der Gang und endete schließlich in einer gigantischen Höhle. Das obere Gewölbe war nicht besonders hoch. Aber
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