Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Flügel wie Libellen hatten. Ihre Körper waren goldglänzend und schienen fast durchsichtig zu sein. Kleidung besaßen sie nicht, aber dennoch war keine Nacktheit zu erkennen. Die Haare auf dem Kopf wallten wie gesponnene Goldfäden, und die kleinen Augen glitzerten wie Bergkristalle.
Pyctus stöhnte auf. Er hatte schon von den Luftikussen gehört, aber noch nie einen mit eigenen Augen gesehen. Kleine geflügelte Kobold-Wesen, die mit Elfen und Feen verwandt sind. Unbekannt schwirrten sie überall umher und spielen Menschen, Riesen, Zwergen und Trollen ihre harmlosen Streiche. Aber nur selten lassen sie es zu, dass man ihre Gestalt sieht.
»Hoffentlich hast du verstanden, was du verkehrt gemacht hast, kleiner Narr!« hörte Pyctus den Mittleren der Luftikusse rufen. »Als Buße bist du deine Axt los. Die ist jetzt durch unsere Zauberkraft ein Teil des Baumes!«
Pyctus zuckte die Schultern. Die Riesen waren inzwischen vorbei, und er hatte keine Chance, sie aufzuhalten. Im Grunde seines Herzens musste er den Luftikussen sogar recht geben. Immerhin waren Tiere und Pflanzen tatsächlich Lebewesen. Die Axt war er los - aber eine Dryade, die um ihren Baum kämpft, hätte sicher noch ganz anders gehandelt.
»Ich sehe ein, dass ich in meiner Erregung falsch gehandelt habe!" gab er zu. »Und ich danke euch für eure Belehrung. Ich bin Pyctus, der Zwerg. Stets zu Euren Diensten!« er verbeugte sich höflich in Richtung der Luftikusse.
»Wir sind Miras, Chima und Verys!« klang es dem Zwerg entgegen. »Ebenfalls gern zu Diensten, wenn du die Gesetze des Wunderwaldes einhältst!« Damit verschwanden die Luftikusse wieder im Nichts.
Pyctus zuckte die Schultern und trollte sich in Richtung der Quelle. Er war noch keine fünf Schritte gegangen, als er aus einiger Entfernung den Schrei seines Bruders Silas vernahm.
Nur ob in diesem Schrei Triumph oder Entsetzen war, konnte Pyctus nicht erkennen ...
* * *
»Ich schaffe es! Ich schaffe es!“ jubelte eine innere Stimme in Silas. So schnell er konnte, rannte er quer durch den Wald. Seine kleine Gestalt war ihm hier im Unterholz nur förderlich. Er brauchte sich nicht unter den tief hängenden Ästen zu bücken und konnte auch kleine Pfade benutzen, die selbst einem Menschen kaum aufgefallen wären.
Vor dem Zwerg sprudelte der Born von Castalia. Die Quelle des Seins. Das helle, kristallklare Wasser spendete eine Kühle, die Silas jetzt schon zu spüren glaubte. Die Kristallrose hielt er mit beiden Händen weit vor sich und war bereit, sie im Falle eines Sturzes zu schützen.
Das Blut kochte in den Adern des Zwerges, sein Puls raste, und sein Atem keuchte. Es gab für ihn nur noch ein »Vorwärts«. Um die Verfolger konnte sich Silas nicht kümmern.
Noch zehn Schritte - noch acht - noch sechs - noch vier ... Da - die Quelle war erreicht. Silas ging in die Knie, um seine Hand ins Wasser zu tauchen. Niemand von den jetzt unsichtbaren Elfenwächtern war da, um ihn zu hindern.
»Schwupp! Zwerg gefangen!« Eine mächtige Hand umspannte Silas' Oberkörper. Obwohl der Zwerg wilde Schreie der Wut und Enttäuschung ausstieß, wurde er emporgehoben. Zwei Herzschläge später sah er in das grinsende Gesicht eines Riesen.
»Gibst du mir die Kristallrose freiwillig, oder soll es weh tun?« fragte Entamos gemütlich. »Denn wenn ich zudrücke, dann wirst du mir den Kleinod ganz gewiss geben!«
»Mein Freund kann dich ganz mächtig in den Schwitzkasten nehmen!« bemerkte Thumolas, der jetzt auch herankam. »Es täte mir leid, wenn dir was passieren würde, nur weil du halsstarrig bist.
Ihr beiden Zwerge wart gute Gegner - und ich denke, wir sollten unsere Rivalität vergessen, wenn unsere - nun, sagen wir mal, Angelegenheit geregelt ist!«
»Jedenfalls bis zum nächsten Mondumlauf!« knirschte Silas »Dann kommen wir wieder!«
»Und wir werden wieder zur Stelle sein!« versprach Thumolas. »Also, wie ist das nun mit der Kristallrose? Oder möchtest du, dass Entamos seine Faust ganz langsam schließt? Ich bin da, um die Rose aufzufangen, wenn sie deiner Hand entfällt. Also gib schon her!«
»Gib sie ihm, Silas'« rief es von tief unten. Aus der Höhe sah der Zwerg seinen Bruder Pyctus vor den Füßen der beiden Riesen stehen. "Wenn man eine Partie verloren hat, dann muss man das akzeptieren.«
»Hier! Nehmt die Rose!« gab Silas nach. »Und lasst mich wieder runter auf die Erde!«
Ganz vorsichtig nahm Entamos die Rose in seine linke Hand. Mit der anderen setzte er den Zwerg
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