Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
die unterirdische Halle war von unglaublichem Ausmaß.
Mano sah, wie sich der Bach gabelte und in seiner Mitte eine kleine Insel bildete.
Auf dieser Insel stand eine Truhe aus rostbraunem Holz und blauschwarzen Metallbeschlägen. In dieser Truhe lagen die Träume, die von den Traumweberinnen geschaffen wurden.
Der Diebesgott hielt den Atem an, als er in einiger Entfernung die unheimlichen Weiber ihr seltsames Gewerk ausführen sah. Je drei von ihnen standen auf jeder Seite des Baches, auf dem die Truhe mit den fertigen Träumen stand. Und Mano wusste die Namen und die Art der Traumweberinnen.
Drei der Frauen spinnen die guten Träume, nach denen der Mensch wohl gestärkt erwacht - die anderen drei dagegen schaffen die grässlichen Alpträume, aus denen die Schläfer schreiend empor fahren.
Galine, Thaya und Parhy sind die Namen der drei Frauenwesen, unter deren kundigen Händen die schönen Träume entstehen. Galine spinnt aus allen Phantasien des menschlichen Geistes ihr Garn, das Thaya kunstvoll zu weben versteht und daraus eine Fülle von Träumen schafft. Nie ist einer genau dem anderen Traum gleich, obwohl viele von ihnen die gleichen Muster aufweisen. So schnell wie Galine spinnt und Thaya webt, so rasch legt Parhy das kunstvolle Gewirk zusammen und wirft es mit elegantem Schwung hinüber ihn die Truhe. Hier mischen sich die guten Träume von Galine, Thaya und Parhy mit jenen schaudervoller Alpträumen ihrer drei Schwestern von der anderen Seite des Sees.
Zhyra mischt dort alle Ängste, Furcht und Beklemmungen, die in den Seelen der Menschen schlummern, in einen düsteren Faden, den Rhogur in grauenvollen Monstrositäten zu wirken weiß. Rhogur weiß sehr wohl, was das Innere der Menschen schreckt, und unter ihren dürren, fleischlosen Knochenfingern werden diese grässlichen Träume zu Gebilden brüllenden Irrsinns, die den Menschen im Schlaf vor Angst und Todesgrausen lähmen und doch nicht erwachen lassen. Foame wirft ebenfalls die rasch zusammengelegten Träume in die Truhe.
Von dort werden sie von den Traumbringern, körperlosen Geist-Wesen, die das menschliche Auge nicht zu erblicken vermag, in die Welt der Sterblichen gebracht. Die Traumbringer teilen die Träume aus, ohne zu wissen, wem sie die guten Träume bringen und wen sie mit Alpträumen quälen. Es ist ihnen gleichgültig, weil sie keine Empfindungen haben. Niemand, weder Mensch noch Tier, Elfe oder Zwerg, Riese oder Troll, ist vor den Träumen sicher, die von den Traumbringern über ihren Schlaf gesenkt werden.
Aus seinem Versteck erkannte Mano, dass sich die ungleichen Schwestern schon äußerlich unterschieden.
Galine, Thaya und Parhy waren kleine, etwas rundlich gebaute Frauen mit runzligen Gesichtern, aber hellwachen Augen. Ihre Haare fielen bis auf die Schultern herab und hatten die Farbe von frisch gefallenem Schnee. Die Schwestern trugen einfach geschnittene, bis zu den Knöcheln herabwallende Gewänder, die auf den ersten Blick weiß erschienen. Erst wenn man genau hinsah, stellte man fest, dass in diesem Weiß alle Farben des Regenbogens prangten und eine unglaubliche Vielfalt schöner Dinge widerspiegelten, obwohl diese Gewänder weder Verzierungen noch kunstvoll geschmückte Säume aufwiesen. Nur eine Goldkordel, von denen die Gewänder um die Hüfte gerafft wurden, hob sich auf den ersten Blick von ihrer Erscheinung ab.
Zhyra, Rhogur und Foame waren das Gegenteil ihrer hellen Schwestern. Sie trugen schattenfarbene Gewänder, in deren Falten sich das tödliche Schwarz und das schmutzige Weiß gebleichter Knochen erahnen ließ. Grobe Stricke wanden sich um die Hüften, um die Kleider zu halten, die um ihre dürren, ausgemergelten Körper schlotterten. Die Haare waren sehr dünn und ihre Gesichter glichen gelben, grinsenden Totenschädeln. Aus den kohlschwarzen Augen dieser drei Weiber sprühte jede Art von Bosheit und Gemeinheit, die sich ein denkendes Wesen ersinnen kann. Die Hände der drei düsteren Schwestern ähnelten den Beinen von Giftspinnen oder den Scheren abscheulicher Meerkrebse, wie sie im Süden von Chrysalitas hausen.
Vorsichtig wagte sich Mano aus dem Schatten seiner ungenügenden Deckung und ging mit langsamen Schritten vorwärts. Er stellte sich darauf ein, beim geringsten Zeichen eines Angriffs sofort die Flucht zu ergreifen.
Doch niemand schien sich um ihn zu kümmern. Keine der Traumweberinnen sah auf oder hielt ein in ihrer geschäftigen Arbeit. Die Spindel wirbelten in den Händen von Galine und den
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