Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
dahinter hatte etwas Schreckerregendes, obwohl die Einrichtung eigentlich dem Gemach einer reichen Frau entsprach. Er war in schwarzem Marmor ausgelegt, und die Wände waren mit dunklen Samttüchern behängt. Inmitten des Raumes stand ein runder Tisch aus schwarzem Basalt, um den sieben steinerne Throne einen düsteren Reigen bildeten. Erleuchtet wurde das Gemach durch den warmen Schein schmutziggelber Kerzen.
Vorsichtig trat Sina ein. Jede Faser ihres Körpers war drauf gespannt, sofort zu fliehen oder anzugreifen. Ihre linke Hand berührte den Knauf ihres Kurzschwertes. Wulo glitt von ihrer Schulter und schien irgendwo Deckung zu suchen. Sein warnendes Zischen ließ Sina ein Frösteln über den Rücken gleiten.
Aber so bedrohlich der Raum in seiner düsteren Pracht wirkte - Sina konnte keine Anzeichen für eine Gefahr erkennen.
Vorsichtig schlich die Diebin um die steinerne Tafelrunde.
Sie spähte nach einer weiteren Tür, wagte jedoch noch nicht, die Vorhänge zu erheben.
Und dann zuckte sie zusammen. Sie war nicht mehr alleine im Raum. Sina blickte auf und erkannte, dass sich ihr Schatten, den das trübe Kerzenlicht an die Wand malte, vervielfältigte. Sieben Schatten entstanden neu. Aber in ihrem Schattengebilde zeichneten sich noch andere Konturen ab.
Sina wich zurück. Schon waren die klaren Umrisse weiblicher Körper zu erkennen. Mit jedem Atemzug wurden die Erscheinungen klarer.
Es waren die Gestalten von Frauen in dunkler Schönheit. Sie trugen graublaue Gewänder, die bis zu den Knöcheln herab wallten. Jede der Frauengestalten hatte eine kostbare Stola um die Schultern, auf denen sonderbare Zeichen eingestickt waren.
Die Gesichter waren fahlweiss und wirkten im Kontrast zu dem rabenfarbenen Haar wie Totenschädel. Aus gelbroten Augen sprühte das abgrundtief Schlechte. Um den Mund zuckte ein Lächeln grausamen Triumphes.
»Willkommen, fremdes Mädchen, im Hause der Göttin Vira!« kicherten ihre Stimmen im unheimlichen Chor. »Wir sind ihre Töchter und begrüßen dich in unserer Mitte. Komm zu uns und werde eins mit uns!«
Sina stöhnte auf, als sie erkannte, in welcher Gefahr sie sich befand.
Vira war die Göttin der Krankheiten und des Verderbens. Was anders konnten ihre Töchter sein, als die Seuchen, die hier menschliche Gestalt angenommen hatten. Grauenerregende Geißeln der Menschheit, gegen die jede ärztliche Kunst machtlos ist.
Die Diebin wollte zurückweichen. Aber ihre Beine versagten den Dienst. Reglos blieb sie stehen und musste mit ansehen, wie die sieben teuflischen Weiber sich zu einem schauerlichen Reigentanz um sie herum formierten.
»Nehmen wir sie in unsere Mitte, Schwestern!« zischelte eine der Frauen. »Jede von uns darf sie einmal küssen. Und mit diesem Kuss nimmt sie einen Teil von unserem Inneren auf.«
Eisiger Schrecken durchzuckte die Diebin. Die Worte der dunklen Schwestern bedeuteten einen langsamen, qualvollen Tod an den sieben verschiedenen Arten der Pestilenz.
»Nicht! Geht weg! Ich will nicht!« presste Sina hervor.
»Freu dich, Mädchen!« kicherte eine andere Frauengestalt. »Kein sterblicher Mensch hatte je das Vergnügen, die schrecklichsten Krankheiten alle auf einmal zu haben und durch sie die Qualen zu kosten, für die nur der Tod die Erlösung ist.«
»Es ist eine hohe Ehre für dich, Mädchen!« jaulten die anderen dunklen Schwestern.
»Was wollt ihr mit mir machen?« Durch rasche Drehungen versuchte Sina, den zupackenden Händen der unheimlichen Weiber zu entgehen, die sie weiterhin, von einer unhörbaren Musik beflügelt, umtanzten.
Nicht immer gelang es der Diebin, den Berührungen der unheimlichen Gestalten auszuweichen. Wie die Beine behaarter Spinnen glitten die knochendürren Finger der sieben unheiligen Schwestern über Sinas Körper. Die Nägel ihrer Finger, die an die Krallen eines Dachses erinnerten, schabten über das hauteng ansitzende Leder ihrer Kleidung und die Innenflächen ihrer Finger fuhren wie die raue Zunge eines Wolfes über ihre Haut, wo sie nicht von der Ledertunika geschützt war.
»Wir werden dich packen, aufheben und auf unsere Tafelrunde legen, hübsches Mädchen!« zischelte es Sina entgegen. »Und dann werden wir dich küssen. Eine nach der anderen. Und jeder Kuss bringt die Keime einer unheilbaren Krankheit in dein Innerstes. Krankheiten, an denen du sterben wirst.
Aber du wirst den Augenblick, wo der Schatten über dich fällt, herbeisehnen. Nein, mehr noch. Du wirst schreien und kreischen, dass er herbei
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