Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
fliegenden Fingern entfernte sie die Schlösser von der Tür und stemmte sich gegen den Riegel.
In ihrem Eifer spürte sie weder die Hitze, die durch die Tür drang, noch den fauligen Schwefelgestank.
Alle Kraft musste Sina anstrengen, den Riegel umzulegen. Und dann gab die Tür nach. Aber Sina musste sie nicht öffnen - die Tür flog von selbst auf.
Sina wurde zurück geschleudert und überschlug sich.
Das Gemach Sulphors stand offen.
Aber heraus quoll ein rotgelber Strom glutfeuriger Lava ...
* * *
Wokat murmelte Worte, die von den Trollen nicht verstanden wurden. Im Jhardischtan gelten sie als Flüche. Aber es half alles nichts. Das Schicksal schien sich gegen ihn und sein Gefolge verschworen zu haben ...
Er ahnte nicht, dass unsichtbare Luftikusse ihn und die Trolle umschwirrten und Ferrol in Stafetten ständig auf dem laufenden hielten. Gemeinsam mit Sabor, dem Zentauren, gab Ferrol seine Anweisungen an die Dryaden, die Feen und die Quellennymphen, die ungebetenen Besucher so lange wie möglich aufzuhalten.
Und deshalb sah es für den Gott der Verrats so aus, als ob der Wald selbst gegen ihn und die Trolle kämpfen würde.
Baumwurzeln krochen aus dem Moos und der rötlichbraunen Erde. Wie Schlingen legten sie sich um die Füße der Trolle und brachten sie unsanft zu Fall. Äste senkten sich, peitschten den Eindringlingen schmerzhaft ins Gesicht und verhinderten so ein schnelles Vorwärtskommen. Schlingpflanzen verwirrten sich zu Netzen oder heimtückischen Fallen, durch die man sich mühsam hindurch winden musste.
Und immer wieder weichte der Boden auf, wenn durch unterirdische Wasseradern und Quellen die Nymphen die Schritte der Trolle hemmen konnten. Die haarigen Gesellen grunzten und schnatterten Worte in ihrer Sprache, wie sie im Reich König Cynors als vulgäre Flüche gelten.
»Vorwärts!« befahl Wokat mit klirrender Stimme. »Wer zurückbleibt, ist ein Feigling!«
»Aber Herr!« brummte einer der Trolle. »Dieser verwunschene Wald will uns nicht haben und stellt sich uns entgegen!«
»Memme!« zischte Wokat. »Ich dachte immer, jeder Troll wäre ein Kämpfer!«
»Jeder Troll ist auch ein Kämpfer!« kam die Antwort. »Aber ein Kämpfer muss einen Gegner haben - sonst ist es kein Kampf. Doch wir sehen hier keine Gegner, die wir angreifen können!«
»Ihr Narren!« fauchte Wokat. »Ihr erkennt, dass der Wald euer Gegner ist. Warum bekämpft ihr den Wald nicht!«
»Unser kluger Anführer hat recht!". brüllte ein anderer Troll. »Wenn sich uns die Bäume in den Weg stellen dann müssen sie eben sterben!« Mit drei Hoppel-Sprüngen war er am Stamm eines schlanken Baumes, dessen Borke silberweiß glänzte. Mit einem wilden Schrei hob er seine scharf geschliffene Axt.
»Du willst den Baum töten?« kam eine fast singende Stimme aus dem grünen Blättergewirr darüber.
»Ich werde ihn töten, weil er sich uns in den Weg stellt!« fauchte der Troll und holte aus.
»Bis jetzt ist in diesem Kampf noch kein Blut geflossen!« In der Stimme schwang Angst mit - aber dennoch klang sie fest. »Der Wald will euch nicht schaden - er wünscht nur, dass ihr ihn verlasst. Wenn ihr jedoch das Gesetz von Delyssiolina brecht und den Tod hierher bringt - dann wird auch euch der Tod folgen!«
»Eine Baum-Dryade!« murmelte Wokat mehr für sich selbst. »Wenn ihr Baum umgehauen wird, stirbt sie mit ihm. Und wenn das erste Blut vergossen ist...!«
Wokat sagte nichts weiter. Der Gott der Heimtücke und des Verrats liebte zwar niederträchtige Ränkespiele - aber im Kampf den Tod zu geben, das lag nicht in seinem Wesen. Cromos oder Assassina hätten hier bedenkenlos eine Schlacht entfacht -- aber Wokat wollte eigentlich verhindern, dass der Kampf bis zur letzten Konsequenz geführt wurde.
»Was kümmert uns der Tod!« heulte der Troll. »Wir vom Volk der Steinklüfte sind unsterblich ...!«
»Halt ein, du Narr!« brüllte Wokat. »Nicht zuschlagen!«
Doch seine letzten Worte gingen unter in einem splitternden Krachen. Die Axt des Trolls raste in blitzendem Schwung heran und vergrub sich in den Stamm des Baumes. Das Holz wurde von der Kraft des Trolles in glattem Schnitt durchtrennt. Rauschend stürzte der Baum quer über den Pfad.
Im Fallen gellte ein schriller Aufschrei. Der Todesschrei der Dryade. Mit dem Leben des Baumes verlosch auch ihr Dasein.
Das erste Blut war geflossen.
Nur Wokat sah die Gestalt eines jungen Mädchens im Blättergewirr, die sich vor seinen Augen aufzulösen schien. In
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