Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
kommen möge, um dich von deinen Qualen zu erlösen. Denn jede unserer Krankheiten ist gepaart mit unsäglichen Schmerzen!«
»Nein! Lasst mich los!« keuchte Sina. “Ich will nicht...!“ Es war ihr, als würde die Angst alle Kraft aus ihrem Körper entweichen lassen als sie spürte, wie sie von den Händen der dunklen Schwestern gepackt wurde. Verzweifelt versuchte sie sich zu wehren. Doch kaum gelangen ihr ein paar matte Abwehrbewegungen. Die Furcht vor dem, was ihr bevorstand, versetzte Sinas Körper in eine tödliche Lähmung.
Langsam hoben die Töchter der Vira die Diebin empor und stemmten sie über ihre Häupter. Dann trugen sie den sich windenden Körper des Mädchens dreimal in grausiger Prozession um die Tafelrunde. Schließlich legten sie die zitternde Sina mit gespreizten Armen und Beinen auf den Tisch.
Kichernd wurde die Katze von Salassar mit starken Lederbändern festgeschnallt. Verzweifelt versuchte sich das Mädchen aus den Banden hinaus zudrehen. Doch die Gurte saßen straff. Sina war ihren sie mit bösartigem Lächeln umstehenden Peinigerinnen hilflos ausgeliefert.
Wulo, der Schrat, war in diesem Moment nicht zu sehen. Sina hoffte, dass ihrem kleinen Freund etwas einfiel. Sonst war sie verloren. Die dunklen Weiber nahmen in grausamer Würde auf den hochlehnigen Stühlen um den runden Tisch herum Platz. Über ihre Lippen kam ein Lied, das Sina den letzten Mut raubte. Eine wirre, misstönende Melodie, die dem kranken Gehirn eines Wahnsinnigen entsprungen sein musste.
»Schwester Pestilenz, beginne!« erklangen die Worte des Chores. Sina schrie auf, als sich das grauenvolle, von aufgeplatzten Eiterbeulen übersäte Antlitz über sie beugte und sich die weißlichen, aufgesprungenen Lippen der Pestilenz ihrem Mund näherten ...
* * *
»Da hinten! Endlich ein Gegner!« hörte Wokat einen der Trolle heulen.
»Hinterher! Fangt sie!« johlten andere Trolle. Und schon sah der Gott des Verrates, wie ungefähr fünf der haarigen Wesen den ausgetretenen Pfad verließen und hinter einer Frauengestalt in einem weiten, wehenden Gewand her rannten.
Als sich die Frauengestalt umwandte, erblickte Wokat ein mädchenhaftes Antlitz von makelloser Schönheit. Sie trug einen Kranz aus Sommerblumen im Haar, der ihre Anmut nur noch unterstrich.
Kein Zweifel. Das war eine der geheimnisvollen Feen, die hier im Walde umgingen. Mädchen mit leichten Zauberkräften, die sich schon lange aus der Welt der Menschen zurückgezogen hatten. Nun spendeten sie den Segen ihrer geheimen Kräfte dem Wunderwald.
»Was wollt ihr von mir?« erklang eine melodiöse Frauenstimme.
»Dich! Dich! Wir wollen dich!« heulte der Chor der Trolle.
»Dann seht zu, dass ihr mich fangt!« Ein girrendes Mädchenlachen. Wokat sah, wie sich die Fee umwandte und entschwebte. Dem ungenauen Beobachter erschien es jedoch, als ob sie davonlief.
»Stehen bleiben! Eine Falle!« kreischte Wokat entsetzt, als er bemerkte, dass ihr seine Trolle wildheulend mit hoppelnden Sprüngen folgten. Hier in diesem Gelände waren bestimmt mehr als tausend Seen, Teiche und Tümpel. Auf dem Weg hatte Wokat bereits festgestellt, dass der Boden überall jenseits des Pfades morastig war. Eine trügerische Festigkeit, unter der das Verderben lauern mochte.
Aber die Trolle hatte die Jagdleidenschaft gepackt. Dieses junge, hübsche Mädchen reizte ihre maßlose Gier. Der Warnruf des Gottes wurde nicht gehört.
Mit geballten Fäusten musste Wokat zusehen, wie die Trolle in ihr Verderben rannten. Aus dem Unterholz heraus hörte der Gott lautes Platschen und wusste, dass es zu spät war.
Keinen Steinwurf abseits vom Pfad waren die Trolle in den Sumpf geraten. Wokat spähte durch das Unterholz. Er sah, dass die Trolle bis zur Brust in einer ekelerregenden, grünbraunen Schlammbrühe stecken. Um sie herum war der trügerische Boden mit Gras bewachsen. Niemand konnte erkennen, dass darunter der Tod lauerte.
Die Trolle heulten in Todesangst. Waren sie auch unsterblich gegen geschwungene Waffen, so brachte ihnen das Versinken im Sumpf doch den Tod. Die anderen Trolle, die den Lauf gerade noch abbremsen konnten, tobten und schrien.
Es gelang ihnen, noch drei ihrer Kameraden mit zugeworfenen Seilen herauszuziehen. Doch für sechs andere Trolle kam die Hilfe zu spät. Bevor die kürzeren Seile, mit denen man ihre Kameraden gerade noch dem schrecklichen Tod entrissen hatte, zu einem langen Seil zusammen geknotet waren, schloss sich der Sumpfboden schmatzend über ihren
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