Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
Hebel in der Hand des Henkers bewegte. Unter ihren Füßen wich der Boden. Doch bevor sich die Schlinge um ihren Hals vollends zuziehen konnte, hörte sie ein sirrendes Pfeifen in der Luft.
Zwar stürzte Sina durch die Falltür hinab... jedoch der Henker hatte vorher die würgende Schlinge mit einem schnellen Schwertschlag durchtrennt. Reflexartig rollte sich die Diebin ab, als sie in dem Sarg landete, der genau unter der Falltür stand. Im nächsten Moment fühlte sie sich ergriffen und nach vorn aus der Totenkiste heraus gezerrt.
Keine Sekunde zu früh. Denn schon kam der Körper des Henkers hinterher gesaust. Bevor sich noch die Maske lüftete, wußte Sina, wer die Kühnheit aufgebracht hatte, sie hier zu befreien.
„ Ferrol!" stieß sie mit freudiger Erregung in der Stimme hervor. „Ich hatte schon befürchtet, du hättest mich vergessen!"
„ Du schuldest mir noch zwanzig Silber-Stater!" klang es unter der Maske. Dann wurde der Umhang abgeworfen und der Prinz von Mohairedsch riss sich die Vermummung vom Gesicht. Das schulterlange, braune Haar war schweißverklebt. Ein dünner, scharf geschnittener Schnurrbart gab dem ovalen, sonnengebäunten Gesicht ein kühnes Aussehen. Blau schimmernde, an zwei eisige Bergseen erinnernden Augen blitzen auf.
„ Du hättest doch auch ein anderes Mädchen finden können!" keuchte Sina, während ihr einverlottert aussehendee Mann mit undefinierbarem Alter mit einigen geschickten Schnitten die Fesseln löste.
„ Sicher gibt es genug Mädchen!„ nickte Ferrol. „Aber keins, mit dem ich Pferde stehlen könnte. So wie wir es jetzt müssen. Rasch! Bevor die Wachen durch den allgemeinen Tumult vor dem Schafott durchkommen. Ich habe dem Kutscher des Henkers-Karrens zwanzig Silber-Stater gegeben, dass er in der Nähe bleibt."
"Ich verstehe. Das sind die zwanzig Silberstücke, die ich dir schulde!" nickte Sina.
„ Natürlich. Die Auslagen mußt du schon tragen, meine Hübsche!„ grinste Ferrol. „Los jetzt. Wir müssen... verdammt, wir haben zu lange geredet. Der Oberherr hat schneller geschaltet, als ich es seinem Spatzen-Gehirn zugetraut habe!" stieß er wütend hervor, nachdem er einen Blick durch das Tuch geworfen hatte, mit dem das Schafott unten abgehängt worden war. „Die Garde hat das Volk abgedrängt und das Schafott umstellt!„ erklärte Ferrol. „Sieh mal hier durch diesen Spalt nach draußen!"
Rasch trat Sina an Ferrols Seite und äugte durch die handgroße Öffnung. Der alte Mann mit der verlotterten Gewandung verzog sein Gesicht in Kummerfalten, als er durch ein Loch in einem anderen Teil der Stoffumhüllung die veränderte Situation erkannte. Die Männer der Garde hatten die Hellebarden gefällt und so einen Sperrriegel um die Richtstätte gebildet, durch den es kein Entkommen gab. Es gab keine Chance, den Karren zu erreichen und zu fliehen.
„ Komm raus, Sina, und lass dich aufhängen. Dann stirbst du schnell!" hörten die drei Menschen unter dem Schafott die Stimme des Diebesfürsten Oreander. „Wenn nicht, wird dein Tod länger und qualvoller!"
„ Sollen wir uns ergeben?" Sina sah Ferrol fragend an. Der Prinz zuckte die Schultern.
„ Wenn du das peinliche Halsband noch mal um deinen Nacken geschlungen haben möchtest, ist das deine Sache!" sagte er. „Ich jedenfalls will hier lebendig raus kommen. Na los, Churasis. Laß dir gefälligst was einfallen. Wofür habe ich sonst einen Zauberer hierher mitgenommen!"
Der Angesprochene duckte sich, als habe ihn ein Peitschenhieb getroffen. Das lange, bis zu den Knöcheln herab fallende Gewand war vermutlich einstmals weiß gewesen. Inzwischen konnte man jedoch nicht mehr unterscheiden, was Flicken und was die Reste von Säften und Tinkturen waren, mit denen Churasis in seinem kleinen Alchimisten-Laboratorium Experimente machte.
Churasis war einer der unzähligen kleinen Zauberer in Salassar, die sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlugen und denen ihre Kunst gerade so viel einbrachte, dass es für einige Bissen Brot und einige Schlucke sauren Wein am Tage genügte.
Das etwas zerknittert wirkende Gesicht wurde von schütterem Haar umrahmt, in dem sich blondes und weißes Haar um die Mehrheit stritten. Unter der Nase und unter dem Kinn kräuselten sich mehrere einzelne Haare hervor, die wirr nach allen Seiten ab standen und von seinem Träger mit liebevoller Sorgfalt gepflegt wurden.
Mit viel Fantasie konnte man von einem Bart
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