Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
unfähig für solch einen Auftrag. Gewiß, er ist treu und zuverlässig. Sicher würde er es auch schaffen, den Wunderwald zu erreichen und die Burg zu finden. Doch gutwillig werden die Drachen die Blume nicht hergeben. Also muss man sie ihnen stehlen. Und Cassar ist nun mal kein geschickter Dieb!"
Für einen kurzen Augenblick versank der Schwarzzauberer in tiefes Grübeln. Es musste eine Lösung geben, die benötigten Blätter heran zu schaffen. Ja, wäre es die Krone des Potentaten von Cabachas gewesen oder das Diadem des Kyrios von Decumnia, es hätte ihm keine Schwierigkeiten bereitet, eins seiner Geisterwesen auszusenden, um ihm diese Kostbarkeiten heran zu schaffen. Doch Coriella, die Drachenburg, war durch einen Zauberer geschützt, den die unsichtbaren Wesen, die Soodur zu Diensten waren, nicht durchbrechen konnte.
Es gab nur die eine Lösung. Ein geschickter Dieb musste in Coriella eindringen und die Blume für ihn stehlen. Aber nicht irgendein Dieb. Es musste der beste Dieb sein, der jemals die Stadt an der chrysalischen See unsicher gemacht hatte.
„ Ein Dieb! Ich brauche nur den geschicktesten Dieb von Salassar zu finden. Um Lohn brauche ich mich nicht zu sorgen. Wenn ich will, wird Dreck in meiner Hand zu Gold." sinnierte der Schwarzzauberer nach einer Weile. „Und es ist sicher auch kein schlechter Gedanke, diesem Dieb einige Gefährten für die Reise mitgeben. Einer von ihnen wird dann hoffentlich durchkommen und mir bringen, was ich begehre."
Das erst so finsteres Gesicht Soodurs wurde heiterer. Warum war ihm dieser Gedanke nicht schon vorher gekommen? Natürlich, es war ganz einfach. Er mußte versuchen, einen geschickten Dieb dazu zu bewegen, für ihn zum Drachenschloss zu reisen und die drei Blütenblätter dort zu stehlen. Einem Zauberer standen mehrere Möglichkeiten offen, sich einen Dieb gefügig zu machen. Und der konnte sich ja seine Gefährten für die Reise aussuchen.
Nur, wer war für einen solchen Auftrag geeignet? Der Schwarzmagier wußte, dass es in der Stadt mehrere hundert Diebe gab, die in zwei Gilden zusammen geschlossen waren. Aber wer davon ein Meisterdieb war, der das Zeug hatte, in die Drachenburg einzusteigen und gleichzeitig die Kühnheit, aus dem Kreis der Drachen ihr größtes Heiligtum zu entwenden, das war noch die Frage. Soodur beschloss, die Auswahl den Geistern des Wassers zu überlassen.
„ Ich wünsche ein anderes Bild, oh hoher Geist des Wassers!" sagte er mit einem höflichen Klang in der Stimme. Denn er wollte das unsichtbare Wesen, das ihn hier weit entfernte Dinge schauen ließ, nicht unnötig erzürnen. „Ich bitte dich, o mächtiger Geist, dass du mir den kühnsten und tüchtigsten Dieb von Salassar zeigst!"
Kaum hatte Soodur diese Worte gesprochen, als das Bild aus dem Drachenschloss verfloß. Für einen oder zwei Herzschläge verschwammen die Farben im Wasser. Dann entstand auf der klaren Oberfläche ein anderes Bild.
Soodur sah das Schafott mit dem Galgen auf dem Platz des Überflusses von Salassar, das von einer riesigen Menschenmenge umlagert wurde.
„ Ich flehe dich an, o Geist des Wassers, beliebe nicht mit mir zu scherzen!" stieß Soodur hervor, als er sah, dass zwei Männer alle Mühe hatten, eine fast unbekleidete Frau die Stufen zum Galgen empor zutragen.
„ Ich scherze nicht! Denn der Scherz ist uns Geistern fremd." säuselte es von irgendwoher. "Du wolltest den tüchtigsten Dieb von Salassar sehen. Dort ist er . . .!"
***
Der Mann, der Sinas Oberkörper umklammert hatte, stieß ein lautes Heulen aus, als sich die Katze vornüber beugte und ihr kräftiges Gebiss in seinen Unterarm grub. Der andere Henkersknecht hatte alle Mühe, ihre strampelnden Beine fest zu halten.
Im Volk gab es bereits vereinzelt Gelächter. Sina war überall bekannt und beim einfachen Volk sehr beliebt. Den Henkersknechten war klar, dass sie sich beeilen mussten, bevor sich Grüppchen bildeten, die dann versuchten, trotz der Wachen das Schafott zu st ürmen die Katze mit Gewalt zu befreien. Und aus so eine spontanen Aktion konnte in Salassar leicht ein allgemeiner Aufstand werden. Ein Aufstand wie an dem Tag, als der letzte der Königs-Dynastie von Salassar vertrieben wurde.
Unter Aufbietung aller Kräfte zerrten die beiden Henkersknechte das Mädchen auf das Schafott. Einige Atemzüge später stand Sina unter dem Galgen, wo die Schlinge schon geknüpft war. Die beiden Henkersknechte stellten Sina
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