Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
auf die Füße und hielten sie eisern fest, während die Bißstelle am Arm des einen Knechte purpurrot anlief.
„ Beeilt euch, Meister!„ keuchte der andere Mann und verzog schmerzhaft das Gesicht, weil der Absatz von Sinas Stiefel sich in seinem Schienbein vergrub. „Legt ihr die Schlinge um den Hals, damit wir diese Wildkatze hier loslassen können."
„ Zwei Kerle wie Bäume – und schaffen es nicht mal, ein gefesseltes Mädchen festzuhalten." kam es dumpf unter der Maske des Henkers hervor, die den Kopf vollständig verdeckte. Zwei glühende Augen unter schwarzem Samt musterten Sina an, die mit weit aufgerissenen Augen die unheimliche Gestalt anstarrte.
„ Hab keine Angst, hübsches Mädchen!„ klang es grabeskalt aus dem Stoff der Maske. „Unter meiner Hand zu sterben ist geradezu ein Vergnügen. Bis jetzt ist noch niemand zu mir gekommen und hat erklärt, dass ihm das Sterben mit meiner Hilfe mißfallen hat!"
„ Die Stimme..: Diese Stimme . . .!" durchzuckte es die Diebin. Obwohl sie vom Stoff gedämpft wurde, klang sie ihr doch irgendwie vertraut. Und doch... sie konnte nicht Ferrol gehören. Sinas überreizten Nerven spielten ihr sicher in ihren letzten Sekunden einen bösen Streich. Wenn der Prinz von Mohairedsch sie hätte befreien wollen, hätten sich auf dem Weg zum Richtplatz bessere Gelegenheiten geboten. Hier auf dem Schafott, umgeben von der Wache des Oberherren, war jeder kühne Befreiungsversuch unmöglich.
Sina wußte auch, dass es nichts genützt hätte, wenn Ferrol bei ihrem Prozess aufgetreten wäre, seine Identität preisgegeben und versucht hätte, als ältester Sohn des Sarans und zukünftiger Erbe des Reiches von Mohairredsch den Spruch der Richter zu vernichten.
Die Kaufmannsrepublik Salassar unterstand zwar dem Reich des Hohen Saran, doch das stand eigentlich nur auf dem Pergament. Ansonsten regierte der Oberherr, gestützt von dem Rat der Zehn, in aller Selbstherrlichkeit und vergaß oft genug, die fälligen Tribute und Steuern nach Ugraphur zum Hof des Sarans zu senden.
Das Urteil wäre schon deshalb vollstreckt worden, um dem Thronfolger von Mohairedsch zu zeigen, wer hier in Salassar den Ton angab. Man hätte den Fall höchstens an die nächste Instanz verwiesen oder die Urteilsfindung direkt dem Saran überlassen.
Das Urteil wäre damit niemals in Frage gestellt worden. Denn es war allgemein bekannt, dass Haran Esh Shandor, der Hohe Saran, ein übertriebenes Rechtsempfinden hatte. Eine Diebin hätte bei ihm keine Begnadigung erwarten können. Das Urteil an Sina wäre nur bestätigt und vielleicht einige Mondumläufe später vollstreckt worden.
Auch Ferrols Bitten hätten bei dem harten Herzen des Sarans nichts genutzt. Und dass der Prinz die Diebin liebte, fiel da nicht ins Gewicht. Im Gegenteil, es war besser, das eine solche Liebe auf diese Art beendet wurde und der Thronfolger von Mohairedsch dadurch für eine standesgemäße Heirat frei wurde.
Unnötig, sich über Ferrol jetzt noch den Kopf zu zerbrechen. Jetzt hatte der Henker das Wort.
„ Dann wollen wir dir mal ein hübsches Halsband umlegen, meine Süße!" sagte Vermummte mit der nachtfarbenen Gewandung und griff nach der Schlinge. „Es ist zwar kein mit Perlen und Brillanten geschmücktes Kollier, wie es sich für deinen hübschen Hals besser geziemen würde - aber dafür ist es viel haltbarer."
„ Nein... ich will nicht!" stieß Sina hervor und bäumte ihren schlanken Körper zurück.
„ Na, so was. Deine Vorgänger wollten auch erst alle nicht!" erklärte der Henker gemütlich. „Doch wenn sie einmal baumelten, hatten sie plötzlich gar nichts mehr dagegen. Jedenfalls hat dann keiner mehr protestiert.
So, und nun halt mal still und sei hübsch brav, Mädchen, dass ich meine Arbeit machen kann... sonst tut es weh. Denn dann werde ich sehr ungemütlich!" Der Henker sagte die letzten Worte in etwas schärferem Ton, denn er bemerkte, dass Sina nach der Hand mit der Schlinge schielte, in der Hoffnung, noch einmal kraftvoll zubeißen zu können.
Bevor Sina jedoch zuschnappen konnte, hatte ihr der Henker blitzschnell die Schlinge über den Kopf geschoben. Einen kurzen Ruck und sie war um den Hals der Diebin festgezurrt.
Doch Sina stellte fest, dass der Knoten nicht, wie sie es schon bei der Hinrichtung anderer Diebe beobachtet hatte, links neben dem Kinn lag. Wenn sich die Falltür öffnete und der Körper in die Tiefe stürzte,
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