Drei Schwerter für Salassar (Gesamtausgabe): Die Saga der Adamanten-Welt (German Edition)
auch ein geschickter Attentäter muss die Bahnen des normalen menschlichen Denkens verlassen, wenn er Erfolg haben will.
Stulta ahnte nicht, wie sie von Assassina hintergangen wurde. Für sie war die Göttin der Mörder und Attentäter so etwas wie eine Freundin, bei der sie sich jetzt ausweinen wollte.
Cromos, Fulcor oder Zardoz hatten kein Verständnis dafür, dass sich Stulta nach einem Wesen sehnte, dem sie alle Liebe ihres übervollen Herzens schenken konnte. Oceana oder Vira hatten für diese Dinge nur ein verächtliches Lächeln übrig. Im kalten Schoß des Meeres gibt es keine Liebe, und die Herrin über Krankheiten und Verderben lacht über Schmerzen körperlicher und seelischer Art.
Von Assassina erhoffte sich Stulta Trost. Sie würdigte die Dämonensklaven keines Blickes und verließ ihre Kemenate. Den Weg zu den Kammern ihrer Freundin kannte Stulta ganz genau. Sie wusste, dass sich Assassina am liebsten im Purpur-Gemach aufhielt. Wozu die sonderbaren Gerätschaften an den Wänden dienten, davon hatte sie keine Ahnung.
Ohne sich anzumelden, betrat sie Assassinas Gemächer. Die Dämonensklaven erkannten die Göttin, salutierten mit den Waffen und gaben den Weg frei.
Mit forschem Schritt rauschte Stulta in das Purpur-Gemach - und blieb wie angewurzelt stehen. Sie kannte das dunkelhaarige Mädchen, das sich dort zuckend auf dem Bett wand und vor sich hin stöhnte.
Sina war fast am Ende ihrer Kraft, obwohl sie noch keinen tiefen Schmerz verspürt hatte. Bis jetzt waren es zumeist ekelerregende, unangenehme Berührungen gewesen, die ihr Körper ertragen musste. Spitze Eisen glitten wie die Krallen von Raubtieren über ihre Haut, ohne sie zu verwunden.
Doch das Vorgefühl des Schmerzes war schlimmer, als wenn echte Wunden geschlagen wurden. Die zweite Frau ließ glitschige Schlangen und ekliges Gewürm über Sinas Körper gleiten. Die dritte von Assassinas Kreaturen bohrte eine spitze Nadel vorsichtig unter ihre Haut und fand mit grausiger Sicherheit immer wieder Stellen, die besonders schmerzten. Das vierte Wesen kitzelte mit einer weichen Flaumfeder unablässig ihre Fußsohlen.
Sina wand und drehte sich in den Schlingen, ohne dass es ihr gelang, die Bande zu lockern. Immer wieder sah sie hinüber zum Kamin, dessen Feuer nun hochauf flammte und in dessen Glut verschiedene Brandeisen lagen. Kein Zweifel, dass nach diesem Vorspiel die echten Qualen begann.
»Aber Prinzessin!« hörte sie plötzlich eine wohlbekannte Stimme. »Ich denke, Ihr wollt die zauberhafte Kristallrose hier unten finden. Und nun sehe ich, wie Ihr Euch zum Schlaf niederlegt!«
»Man hat mich gefangen und will mich hier zu Tode foltern!« keuchte Sina.
»Was ist denn das - foltern?« fragte Stulta verständnislos. »So was habe ich noch niemals gehört!«
»Siehst du nicht, was sie mit mir anstellen?« stöhnte Sina, während Assassinas Kreaturen ungerührt weitermachten. In ihnen wohnte kein Leben, und sie kannten nur ihren Auftrag.
»Das verstehe ich. Ich bin auch kitzlig!« nickte Stulta. »Weg da mit dir! Vergeh im Nichts!« Sie ergriff die Frauengestalt mit der Pfauenfeder und schob sie einfach beiseite. Assassinas Kreatur verging vor Sinas Augen.
»Die Nadeln!« ächzte Sina. »Und diese entsetzliche Kralle!«
»Tut das denn weh?« fragte Stulta teilnahmsvoll.
»Ich weiß nicht, ob eine Göttin Schmerzen kennt!« stieß die Diebin hervor. »Ich spüre jedenfalls welche!«
»Mir hätten die Schlangen und die Würmer weniger gefallen!« erklärte Stulta. »Aber wenn's weh tut, dann will ich dafür sorgen, dass sie aufhören. Vergeht im Nichts, ihr beiden!« Damit fasste Stulta die zwei Frauenwesen an. Auch sie verschwanden vor Sinas Blick.
»Die Schlangen!« presste Sina hervor.
»Ich dachte, die würden dir gefallen!« Stultas Stimme klang vorwurfsvoll. »Sonst hätte ich sie schon weggezaubert!«
»Rede bitte nicht - tu es einfach!« keuchte Sina und versuchte, durch eine Drehung ihres Körpers eine fingerdünne Schlange abzustreifen, die sich um ihre Brust ringelte.
»Wenn Ihr es wünscht, Prinzessin, sehr gern. Ich mag dieses eklige Getier doch auch nicht!« stieß Stulta hervor. Noch einmal die Worte und der Griff - dann war die letzte von Assassinas Folterkreaturen im Nichts vergangen.
»Und jetzt mach mich bitte los!« rief Sina ungeduldig.
»Ja, darf ich das denn überhaupt?« gab Stulta zurück. »Immerhin wohnt Assassina hier, und ich kann mich nicht einfach in ihre Angelegenheiten mischen!«
»Bitte!«
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