Drei Seiten für ein Exposé
Regierung zu durchbrechen
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Allerdings verweigert er seine Hilfe, als er hört, Claudia sei freiwillig in das Auto ihrer Entführer gestiegen
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Napoleon selbst sorgt dafür, dass Hostler seine Meinung ändert. Er schlägt zudem eine Wette mit dem französischen Staatspräsidenten vor
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Dieser willigt ein, die Gebeine des Kaisers den Korsen zu übergeben, wenn Hostler persönlich die Geiseln vor den französischen Agenten fände, was seiner Meinung nach unmöglich ist
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Von seinem geheimen Urlaubsort in Südfrankreich aus reist der amerikanische Präsident daraufhin nur in Begleitung seiner Frau Sandrine inkognito nach Korsika
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Bei einer schweißtreibenden Tour in die korsischen Berge wird das nicht mehr ganz junge Paar an seine körperlichen Grenzen geführt
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Im Wettlauf mit französischen Agenten suchen sie nach den Vermissten, die ihrerseits mit Waldbrand, Verletzungen und Versorgungsproblemen zu kämpfen haben
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Durch ständigen Kontakt zu Napoleon gelingt es den Hostlers, die Deutschen aufzuspüren, aber die französischen Agenten sind ihnen auf den Fersen. Mit knappem Vorsprung erreicht der Präsident schließlichdie Geiseln
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Lektorat
Das Exposé ist verständlich, wir erfahren, was erzählt wird, und haben einen spannenden Anfang. Napoleon erscheint unserer Heldin, er wollte in Korsika begraben werden, doch die Franzosen haben ihn im Invalidendom beigesetzt, und nun kann er nicht zur Ruhe kommen, bis seine Gebeine in heimischer, in korsischer Erde beigesetzt werden.
Doch vom Anfang mal abgesehen, reizt das Exposé dazu, das Buch zu lesen? Ich meine, nein. Weil zu wenig passiert – sieht man einmal von dem ausgebrannten Auto ab, das aber keine Folgen hat. Die Entführung ist vorgetäuscht, der französische und der amerikanische Präsident lassen sich auf eine Wette ein, und am Schluss fügt sich auch alles bestens.
Nun ist das ein witziger, absurder Roman. Da bedarf es auch keiner rasanten Verfolgungsjagden, wilde Schießereien sind ebenfalls nicht nötig, und auch die Welt muss nicht vor dem Bösen gerettet werden; es reicht, Napoleon umzubetten.
Kennen Sie Oscar Wildes „Das Gespenst von Canterville“? Dort zieht eine amerikanische Familie in ein altes englisches Schloss. Was sie nicht wissen: Es gibt dort ein Schlossgespenst. Das hat schon manchen früheren Bewohner in Angst und Schrecken versetzt und aus dem Hause gejagt. Doch Amerikaner lassen sich nicht so leicht von altmodischen Geistern schrecken. Der Hausherr empfiehlt dem kettenklappernden Geist die neueste amerikanische Erfindung, ein Öl, das auch alte Ketten ruhigstellt, die Kinder bauen einen Geist, der das echte Gespenst zu Tode erschreckt, und auch sonst passiert mancherlei, das für Aufregung, Witz und Spannung sorgt.
Sehen wir uns mal diese Napoleon-Geschichte an. Claudia lässt sich sofort von Napoleon für dessen Pläne einspannen. Warum eigentlich? Die korsischen Separatisten ebenfalls. Weshalb? Und wieso lassen sich der amerikanische und der französische Präsident auf die Wette ein? Gleich drei Fragen, deren Beantwortung die Spannung erhöhen würde. Und eine vierte: Warum setzt sich Napoleon mit Claudia in Verbindung,jetzt, nach zweihundert Jahren? Warum hat er nicht schon längst Geiseln nehmen lassen?
Warum-Fragen sind Schwierigkeiten im Text, Schwierigkeiten für den Autor, denn er kann sie nicht beantworten. Aber Texte leben von Schwierigkeiten, von Konflikten. Deshalb sollte man die Warum-Fragen nutzen. Um den Personen im Text Schwierigkeiten zu bereiten. Die Frage „Warum?“, liefert Ihnen Konflikte frei Haus. Und Konflikte sind der Brennstoff guter Geschichten. Sie sollten es Ihren Figuren nie leicht machen.
Fangen wir mit dem letzten Warum an und beginnen damit, dem berühmten Korsen das Leben schwer zu machen. In unserem Falle: Claudia weigert sich.
Danke, Majestät, aber ich bin im Urlaub. Und überhaupt, warum sollte ich?
Was, wenn Napoleon nur direkte Blutsverwandte ansprechen könnte? Auch Geister haben ihre Gesetze, das wäre eins, das erklärt, warum Claudia ausgewählt wird. Ihre Urururoma hatte eine heimliche Affäre mit Napoleon. Entweder gelingt es ihm, Claudia für seinen Plan einzuspannen, oder er muss auf die nächste geeignete Nachfahrin warten. Das kann ein paar Jahrhunderte dauern.
Der Kaiser versucht es mit Schmeicheleien, dann mit Drohungen.
Madam, Sie wollen doch nicht, dass Ihr Ruf, der Ihrer edlen Vorfahrin, Ihrer ganzer Familie ruiniert wird. Ich sähe mich nämlich gezwungen
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