Drei Seiten für ein Exposé
Idee. Zumal die Geschichte dadurch runder wird, einen Bogen bildet. Dafür habe ich den Hund und das Pferd nicht erwähnt – Kinder lieben Hunde oder Pferde, richtig, aber diese sind in Kindergeschichtenso häufig, dass ich den Schneemann für einen eindrücklicheren Freund halte.
Und der König? Im Exposé liebt er plötzlich den Schnee, den er vorher so gehasst hat. Natürlich ist es eine schöne Wendung einer Geschichte, wenn der Bösewicht seine Meinung ändert. Nur sollte es auch dafür einen Grund geben – sonst wird es nämlich unglaubwürdig.
Vielleicht stellt sich heraus, dass der König einen Grund für seinen Hass auf den Schnee hatte? Dann ließe sich eine gute Klammer zwischen Beginn und Ende der Geschichte bilden. Am Anfang hasst der König den Schnee, weil …
Am Schluss wird dieser Hass aufgelöst. Aber bitte nicht einfach durch die Willkür des Autors, der es gerne so hätte, dass alle Menschen in seiner Geschichte lieb und nett sind. Das ist auch in Kindergeschichten keine gute Idee, und Kinder haben ein sehr gutes Gespür dafür, ob etwas stimmig ist oder nicht. Auch hier sollte das Exposé einen guten Grund liefern, warum der König seine Meinung geändert hat.
Und was ist mit Anke? Tja, sie (oder er?) taucht zweimal im Originalexposé auf, am Anfang und am Ende. Aber Anke tut nichts, sie geht mit Valentin im Park spazieren und später erwartet sie ihn sehnsüchtig. Ändert sich etwas, wenn wir Anke streichen? Nein. Also kann man getrost auf Anke verzichten.
Übung
Erinnern Sie sich an ein Lieblingsbuch aus Ihrer Kindheit? Worum ging es in diesem Buch? Schreiben Sie das kurz auf, in 1-3 Sätzen. Dann formulieren Sie das Exposé dazu. Wie üblich, nur die wichtigsten Ereignisse, die wichtigsten Personen. Was ist der rote Faden?
Falls Ihnen das leichter fällt als andere Exposés, wundern Sie sich nicht. Oft behält man von Büchern nur das Wesentliche, da kann Vergessen ein gutes Mittel sein, um Unwichtiges vom Wichtigem zu trennen.
Klammern in Geschichten
Anfang und Ende einer Geschichte hängen auf besondere Weise zusammen. Der Anfang stellt eine Frage, die das Ende beantwortet, löst oder eben auch nicht löst. Je enger Anfang und Ende verbunden sind, desto stärker wirkt eine Geschichte. Und es ist immer eine gute Idee, die beiden durch zusätzliche Elemente zu verbinden.
Am Anfang hasst der König in der vorigen Geschichte den Schnee. Am Ende hat er seinen Hass begraben. Natürlich muss diese Änderung begründet sein.
Figuren sollten nicht willkürlich irgendwo im Buch auftauchen. Natürlich dürfen Sie in einem Roman eine große Menge von Figuren auftreten lassen. Dennoch sollten Sie immer überlegen, welche Figuren Sie wirklich benötigen. Oft können Figuren, die ähnliche Aufgaben im Roman haben, zusammengeführt werden. Im obigen Beispiel lässt sich der Schneemann, der am Anfang so wichtig ist, durchaus als Begleiter und Freund nutzen. Dann muss man kein Pferd und keinen Hund einführen; der beste Freund ist der Schneemann Flocke, der ist am Anfang präsent und eben auch am Schluss.
Geschichten haben einen Anfang und ein Ende. Dazwischen passiert etwas, das Anfang und Ende verbindet. Das heißt vor allem, dass es in der Geschichte eine Logik, einen roten Faden geben muss, der zum Ende führt. Und dass das Ende die Frage am Anfang beantworten muss oder zumindest mit dem Anfang zusammenhängt.
Klingt das selbstverständlich? Sicher. Aber was in der Theorie selbstverständlich ist, ist es in der Praxis noch lange nicht. Oft haben sich unter der Hand zwei Geschichten entwickelt, die ähnlich, aber nicht gleich sind. Die eine taucht im Anfang auf, wirft eine Frage auf, startet eine Geschichte. Die andere bildet das Ende, beantwortet aber eine andere Frage.
Beispiel: Trugbilder
Seit 25 Jahren ist die angesehene Restauratorin Luise de Groot mit einem berühmten Architekten glücklich verheiratet, lebt im Wohlstand und ist rundherum zufrieden. Doch plötzlich verunglückt ihr Mann bei einem Verkehrsunfall tödlich, und ihr beschauliches Leben gerät ausden Fugen. Dann entdeckt sie auch noch, dass ihr Mann sich jahrelang hinter ihrem Rücken mit einer Frau aus Südafrika traf, die ebenfalls bei diesem Verkehrsunfall starb. Luise vermutet, dass die beiden ein Verhältnis hatten. Tief verletzt verdrängt sie zunächst ihren Verdacht. Erst als sie durch Zufall Einzelheiten über das Leben der geheimnisvollen Tosca erfährt, beschließt sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Sie fliegt
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