Drei Seiten für ein Exposé
nach Kapstadt, um im Haus der vermeintlichen Geliebten nach Hinweisen zu suchen. Den Schlüssel zu Toscas Haus erschleicht sich Luise von der Tante der Verstorbenen
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Obwohl Luise beruflich viel gereist ist, findet sie sich in Kapstadt nur schwer zurecht, denn das fremdartige Land und ihre Einsamkeit machen ihr zu schaffen. Als in Toscas Nachbarhaus eine blinde Frau überfallen und vergewaltigt wird, kommt ihr die Einladung auf die Farm der alten Südafrikanerin Wilma, die sie auf dem Hinflug kennen gelernt hat, sehr gelegen. Der Aufenthalt auf dem Land entwickelt sich anders, als sie erwartet hat. Teils amüsiert, teils irritiert hört sie die eigentümlichen Ansichten ihrer Gastgeberin, die mehr in der kolonialen Vergangenheit als im Heute zu leben scheint, während Wilmas Neffe Magnus die Apartheid kritisch und das neue Südafrika differenziert beurteilt
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Zurück in Kapstadt sucht sie erneut nach Hinweisen auf das Doppelleben ihres Mannes und stößt dabei auf den Namen von Toscas Schulfreundin. Trotz intensiver Suche kann sie diese Freundin nicht aufspüren
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Magnus öffnet Luise die Augen für das Leben der schwarzen Südafrikaner und nimmt sie mit in eine Township Klinik, wo ein Arzt ihr ein kleines Mädchen zeigt, das durch eine Vergewaltigung möglicherweise mit HIV infiziert worden ist. Verblüfft stellt Luise fest, dass die Mutter des Mädchens die Maid ist, die bei der blinden Nachbarin gearbeitet hat. Sie war entlassen worden, weil man ihr eine Mitschuld für den schrecklichen Überfall anlastete. Mitleid und Empörung treiben Luise dazu, sich um Mutter und Tochter zu kümmern. Nach anfänglichen Missverständnissen entsteht zwischen ihnen eine zarte Freundschaft
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Als die Mutter zwischen zwei rivalisierende Banden gerät und erschossen wird, holt Luise die Tochter Yola aus dem Township und sorgt für ihr Unterkommen bei Wilma
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Während Magnus und Luise ein romantisches Wochenende an derOstküste verbringen, wird in Toscas Haus eingebrochen. In dem Chaos, das die Diebe hinterlassen, findet Luise Fotos ihres Schwiegervaters, einen Zeitungsartikel über ihren Mann und die Anschrift der gesuchten Freundin. Von ihr erfährt sie, dass der Vater ihres Mannes und Toscas Vater eng befreundet gewesen waren
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Die Freundschaft der beiden Männer wurde auf eine harte Probe gestellt: Die Frau, die sie beide begehrten, heiratete Toscas Vater. Trotz dieser großen Enttäuschung half Luises Schwiegervater seinem jüdischen Freund bei der Flucht aus Nazideutschland, nahm dessen wertvolle Gemäldesammlung in seine Obhut und behauptete später, die Sammlung sei in den Kriegswirren gestohlen worden. Tosca hatte aus dem Nachlass ihres Vaters von der Kunstsammlung und ihrem Diebstahl erfahren. Wenig später entdeckte sie auf einem Zeitungsfoto eines dieser vermeintlich gestohlenen Gemälde zusammen mit Luises Mann, und verlangte von ihm, der allerdings über den Verbleib der Sammlung nichts wusste, die Rückgabe des ihr zustehenden Erbes
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Zwar ist es für Luise eine Befreiung zu wissen, dass ihr Mann keine Liebschaft mit Tosca hatte. Aber dennoch hinterlässt der Vertrauensbruch ihres Mannes, die dunkle Vergangenheit seines Vaters verheimlicht zu haben, bei ihr einen bitteren Nachgeschmack
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Die Reise hat sie grundlegend verändert. In ihr bequemes, selbstbezogenes Leben kann sie nicht mehr zurück. Jetzt übernimmt sie die Verantwortung für Yola, die HIV-positiv ist und bei Wilma ein festes Zuhause gefunden hat. Südafrika wird ihr nun zur zweiten Heimat, denn Magnus hat in ihr Gefühle geweckt, die sie glaubte nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr ausleben zu dürfen
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Lektorat
Hier haben wir einen Anfang, eine Frau ist nach einem Verkehrsunfall plötzlich Witwe und vermutet obendrein, dass ihr toter Mann eine Geliebte hatte. Doch setzt das die Geschichte in Gang? Nein, sie muss erst „Einzelheiten über das Leben der geheimnisvollen Tosca“ erfahren. Sehr allgemein gehalten und was bitte sollen wir darunter verstehen? Der Anfang der Geschichte ist wichtig; wir müssen wissen, was setzt diese denn nun in Gang? Ominöse „Einzelheiten“ lassen vermuten, dass der Autor das selbst nicht so genau weiß oder nicht verraten will. Vielleicht sind diese „Einzelheiten“ gar nicht sogeheimnisvoll, denkt der geplagte Lektor und legt das Exposé auf den Stapel „Ablehnen“.
Und das Ende? Luise führt jetzt kein bequemes, selbstbezogenes Leben mehr, sie hat eine neue Liebe gefunden.
Moment mal, war der Anfang nicht
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