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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Nägel.
»Sie hat zuviel Charakter, weißt du. Damit eckt sie überall an.«
    »Hat sie überhaupt niemand in der Nähe?«
    »Erst wieder in München, ’ne Mutter und noch
    was.«
    »München«, Ben dehnte die beiden Silben
sehnsüchtig, »da waren wir schon lange nicht mehr.« Sie sahen sich an und
brüllten gleichzeitig: »München!«
    Das war es.
    Im Nu hatten sie sich angezogen und schossen mit
quietschenden Pneus vom Hof.
    Peter machte sofort Pläne. »Zuerst rufe ich Gisa
an, wenn sie nicht dasein sollte, die Gaby. Oder Lilli. Ich kenn ja ein ganzes
Rudel Torten in München. Paar davon werden schon zu Hause sein.«
    »Hättest du auch einen Kuchen für mich?«
    »Massenhaft.«
    »Danke. Eine genügt. Will ja nicht übertreiben.«
    »Weißt du was, wir nehmen die Schäfer mit.
Liefern sie bei ihrer Mutter ab und laden sie abends wieder auf. Tun wir ein
gutes Werk.«
    Benedikt überquerte den Marktplatz und bog in
eine schmale Einbahngasse ein.
    »Hier muß sie irgendwo wohnen, ich weiß leider nicht
die Nummer. Am besten, du steigst auf die Hupe.«
    Es war eine Dreiklanghupe. Kein Fenster blieb
verschlossen. Neugier und Verärgerung starrte auf sie nieder. Und Christl Schäfer.
    »He, wir fahren nach München«, rief Peter
herauf. »Willst du mit?«
    »Ich komme!« Es klang wie ein Jubelschrei.
    »Sie kommt«, sagte Peter zu Benedikt. »Sie ist
ganz begeistert.«
     
    München. Schwabing. Halleluja.
    Die Stadt war wie ausgestorben an diesem warmen
Frühlingssonntag.
    Sie rollten die Leopoldstraße hinunter, Christl und
Peter schauten beseligt um sich wie Heimkehrer. Benedikt machten die vielen
unbenutzten Parkplätze nervös. Jetzt gab es welche — jetzt brauchte er keinen.
    »Wo fahren wir zuerst hin?«
    »Zu mir. Ich wohne nicht weit. In der
Arcis-straße«, schlug Christl vor. »Meine Mutter wird in Ohnmacht fallen, wenn
ich plötzlich vor der Tür stehe.«
    Peter stieg mit ihr aus und brachte sie zum
Haus. Benedikt rief »Schönen Sonntag« hinter ihr her. »Ja, kommt ihr nicht mit
rauf? Wenigstens auf einen Kaffee?« fragte sie enttäuscht.
    »Ein anderes Mal gerne — heute geht’s schlecht,
wir sind eh spät dran.« Er schlug ihr auf die Schulter. »Tschau, Christi.«
    »Wann holt ihr mich wieder ab?«
    »Bestimmt nicht vor neun«, versicherte Peter.
»Es kann auch später werden.«
    »Je später, je besser«, rief sie ihm nach.
    Peters Po in den knappen Jeans, seine
weitausholenden Schritte, das Schlenkern seiner Arme drückten Unternehmungslust
aus. Er wetzte bereits seinen Charme für die »Torten«!
    »Da drüben ist eine Zelle«, machte ihn Benedikt
aufmerksam. »Da kannst du gleich mal rumtelefonieren.«
    Peter grub in seinen Taschen nach Kleingeld und
in seinem zerfledderten Adreßbüchlein. Lilli hatte ihm zu Weihnachten ein neues
aus Leder geschenkt und selbst alle Adressen aus dem alten in graphisch exakten
Lettern ins neue übertragen. Es sah fabelhaft aus, wie gestochen, leider
stimmten mehrere Nummern nicht mehr, vor allem solche nicht, die zu anderen
»Torten« gehörten. Bei ihnen hatte sich Lilli »verschrieben«. Weshalb Peter
seinen alten Adreßfetzen wieder hervorgeholt und geklebt hatte. Auf ihn war
wenigstens Verlaß. Lilli — viel zu eifersüchtig, aber sonst eine Nette. Sie
hatten sich in Freundschaft getrennt, als Peter im Fasching die Gisa —
Kunststudentin aus Peine — kennenlernte. Er pflegte überhaupt mit all seinen
Verflossenen ein herzliches Verhältnis und griff auch gelegentlich auf sie
zurück — sofern sie gerade solo waren.
    Benedikt sah vom Auto aus zu, wie Peter in der
Zelle seine Groschen einsteckte, wählte, horchte und nach einer Weile
einhängte, Groschen herausholte, sein Büchlein wälzte, von neuem Groschen
einsteckte, wählte, lange in den Hörer horchte, einhängte und so fort.
    Dieser Vorgang wiederholte sich zwölfmal. Beim
dreizehnten löste sich die Verkrampfung aus seinen Gliedern, er lehnte sich
erleichtert zurück und parlierte eine Weile. Danach verließ er die Zelle und
kam auf Benedikt zu.
    »Naaa?«
    »Fehlanzeige. Die meisten waren nicht zu Hause,
bei zweien war >Kein Anschluß unter dieser Nummer<. Dann habe ich Suse
erreicht. Die war mal mit meinem Bruder verhandelt. Sie wollte gerade mit ihrer
Freundin zum Surfen fahren.«
    »Hast du ihr nicht gesagt, daß wir zu zweit sind
und gerne mitkämen?«
    »Ja, hab ich. Hat sie aber nicht interessiert.
Sie wollte uns nicht mithaben.«
    »Und deine Kommilitonen von der PH?«

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