Drei sind einer zuviel
fragte
Benedikt.
»Von denen ist ja nur noch einer in München, und
der war nicht zu Hause.«
»Was machen wir nun?«
»Es besteht die Möglichkeit, daß wir draußen
beim Fred in Leutstetten paar antreffen. Der hat aber kein Telefon.«
Also jagten sie über die Starnberger Autobahn
Richtung Leutstetten...
Bei Fred trafen sie nur einen Dobermann an, der
sie durch den Zaun hindurch fressen wollte, und einen alten Mann, der ein Beet
umgrub. Wegen dem Hund trauten sie sich nicht ins Grundstück, wegen seinem
Gebell verstanden sie nicht, was der alte Mann sagte. Nur soviel war klar: Fred
würde erst spät am Abend heimkommen.
Sie hockten sich in den Biergarten der
Schloßgaststätte von Leutstetten, aßen Schweinsbraten mit Knödel und tranken
jeder eine Radlermaß. Peter war auch hier auf der Suche nach einem bekannten
Gesicht — es mußte schon längst kein weibliches mehr sein. Er hätte sich sogar
rasend über ein männliches gefreut. Aber nichts, nichts. Und die Mädchen an der
langen Holztafel, die den beiden schräg gegenübersaßen und sie mit
provozierenden Sprüchen anzuheizen versuchten, erreichten damit nur, daß
Benedikt und Peter vorzeitig das Lokal verließen. Sie waren so gar nicht ihr
Typ. »Wohin jetzt?«
»An den See. Münchner Yachtklub. Da ist der
zweite Mann von meiner Patentante Mitglied. Ich weiß nicht mehr, wie er heißt,
aber erkennen tu ich ihn sofort — falls er da ist.«
Natürlich war er nicht da. »Das ist ja schon
Sabotage, was die mit unserm Sonntag treiben«, stöhnte Peter.
In ihrer Verzweiflung fuhren sie mit dem Dampfer
»Seeshaupt« bis Leoni. Hingen über der Reeling und blinzelten mißmutig auf
Segler, Paddler, Surfer, Ruderer, Möwen und Pärchen in Elektrobooten.
In Leoni stiegen sie aus, tranken im Stehen
Eiskaffee, weil kein Platz zum Sitzen war.
»Lustig, gelle?«
»Wie kommen wir denn von hier wieder zum Auto?«
»Zu Fuß.«
»Laufen????« heulte Benedikt auf.
»Wieso — ist sehr gesund.«
»Um was Gesundes zu erleben, sind wir
ausgerechnet aus dem Bayerischen Wald nach München gekommen!«
Peter schritt »munter aus«, Benedikt latschte
verbittert hinter ihm her am Ufer entlang — Berg, Kempfenhausen, Percha,
Starnberg. Jedesmal, wenn Peter einem hübschen Mädchen begegnete, schlug er
Rad.
Benedikt sah ihm genau dabei zu. »Also das kann
ich nicht.«
Es war kurz nach fünf Uhr, als sie ihr Auto
gefunden hatten.
»Was jetzt? Vor neun können wir uns nicht bei
der Schäferin sehen lassen.«
»Fahren wir nach München, Geschäfte angucken.«
Die Idee, nach München zurückzufahren, hatten
Tausende von Sonntagsausflüglern. Eingeklemmt in einen »stehenden Verkehr«,
starrten Benedikt und Peter durch die staubige Windschutzscheibe. Sie hatten
kein Mädchenspalier rechts und links ihrer Einzugsstraße erwartet, auch keinen
ihnen zu Ehren geschlachteten Ochsen. Aber daß sich so gar nichts tat...
Peter wäre schon dankbar gewesen, seinem
ehemaligen Briefträger zu begegnen.
»Vielleicht treffen wir jemand in unserm alten
Biergarten«, hoffte er noch.
Aber bevor sie dorthin fuhren, hielten sie am Bahnhof,
um sich mit ausländischen Zeitungen — einem Hauch große weite Welt für den
Schmalzlerhof — und Obst zu versorgen. Äpfelkauend lungerten sie über den
Perron, umgeben von vielen Einsamen, die nicht wußten, wo sie am Sonntag sonst
hingehen sollten.
Dabei entdeckte Peter einen Fotoautomaten. »Guck
mal — woll’n wir?«
»Wozu, ich hab noch Paßfotos.«
»Ich meine, wir beide zusammen auf einem Bild —
für Karlchen.«
Das fand Benedikt eine gute Idee. Sie lüfteten
den Vorhang und quetschten sich gemeinsam hinein. »Lies mal die Beschreibung.«
»Die ist nur für eine Person, und die muß da sitzen.«
Benedikt setzte sich, Peter hockte sich neben
ihn. Wange an Wange lächelten sie ins Objektiv.
Was schließlich aus dem Automaten herauskam,
unterschied sich von anderen Paßbildern nur dadurch, daß statt einem gleich
zwei Idioten aus dem Foto grinsten.
Sie kauften einen Umschlag für das relativ beste
Bild und adressierten ihn an Charlotte Müller in Montabaur.
Anschließend saßen sie im Biergarten mit einem
Typ zusammen, den Peter bisher nur vom Wegsehen gekannt hatte.
Punkt neun Uhr klingelten sie an Christl Schäfers
Haustür. Wenig später öffnete sie sich, und Christl trat mit einem jungen Mann
und zwei bildhübschen Mädchen auf die Straße.
Peter kriegte Stielaugen, als er die Mädchen
sah. »Na, hattet ihr einen schönen
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