Drei sind einer zuviel
Plastiktüte.
Peter griff hinein, stopfte sich eine Handvoll Inhalt in den Mund: »Aha.
Selbstgebackene Krümel!«
Benedikt hatte inzwischen den Brief gelesen.
»Sie weiß noch nicht genau, wann sie uns besuchen kann. Aber zu ihrem
Geburtstag kommt sie bestimmt.« Er sah Peter an. »Sag mal, wann hat sie
eigentlich?«
Bedauerndes Achselzucken.
»Du weißt auch nie was.« Er ließ die leeren
Flaschen aus dem Küchenfenster fallen. Das war weniger zeitraubend, als sie
hinauszutragen. »Karlchens Geburtstag — egal, wann sie hat, wir müssen so tun,
als ob wir’s wissen, denn sie hat uns mehrmals das Datum gesagt, daran erinnere
ich mich.«
»Ja und? Was schlägst du vor?«
»Wir wollen ihr ’ne Freude machen, und die
müssen wir gleich morgen kaufen. Damit wir sie rechtzeitig hier haben.«
Am nächsten Tag gingen sie ins Kaufhaus Hirn zu
Frau Anders.
»Wir haben ein Problem«, sprach Peter sie an, »wir
brauchen ein Geschenk für unsere Freundin und wissen nicht was. Können Sie uns
raten?«
»Welche
ist es denn — die Steffi oder die Liesl Finkenzeller?« erkundigte sich Frau
Anders.
»Wieso
— woher —?!«
»Davon spricht ganz Nebel. Aber wenn ich Ihnen
einen Rat geben darf — mich geht’s ja nichts an, ich möchte Sie bloß warnen — ,
also da sind zwei junge Burschen, denen gefällt das gar nicht, daß die beiden
gestern bei Ihnen waren die halbe Nacht. Das stimmt doch, oder?«
Peter und Ben überlegten, was sie dazu oder
besser dagegen sagen sollten. Benedikt entschloß sich, ein distinguiertes
Gesicht zu machen. »Sie haben uns mißverstanden, Frau Anders. Wir suchen ein
Geschenk für Fräulein Müller.«
»Ach
so, für die Nette«, schaltete sie ein wenig enttäuscht um, »die so lange nicht
hier war.«
»Sie
sagen es. Was schenken wir denn da?«
»Kommt
drauf an, was sie gerne mag.«
»Uns
zum Beispiel.«
Das
half Frau Anders nicht weiter. »Wieviel wollen Sie denn ausgeben?«
»Kommt
drauf an, was es kostet.«
»Vielleicht Parfüm?« schlug sie vor und sprühte
sich ein paar Proben auf den Handrücken, ließ beide nacheinander dran riechen.
Das Kaufhaus stank bald wie ein Puff, ohne daß
sie einen Duft gefunden hatten, der zu Karlchen paßte. »Vielleicht nehmen wir
lieber was Neutrales«, schlug Benedikt vor.
»Wie
wäre es mit Gästehandtüchern. Wir haben da ganz neue reingekriegt.« Frau Anders
eilte in den oberen Stock, Peter und Benedikt hinterher.
Zehn Minuten später standen sie mit einer großen
Tüte vor dem Kaufhaus auf dem Marktplatz. Peter hatte Lust, noch etwas zu
unternehmen. Aber was konnte man in Nebel am Nachmittag unternehmen? Benedikt
öffnete zum drittenmal die Tüte und blickte versonnen hinein.
»Wozu, frage ich dich, braucht Karlchen
eigentlich Gästehandtücher? Sie ist doch pausenlos auf Achse.«
»Weiß auch nicht. Dz'r haben sie gefallen.«
»Dir auch. Flast du gesagt.«
»Ich
habe mich nicht mehr getraut, abzulehnen, nachdem sie sich soviel Mühe gegeben
hat.« Benedikt entdeckte in diesem Augenblick die Fin-kenzellertöchter im
einzigen Cafe am Platze. »Wenn man vom Esel spricht — «
»Etwa Karlchen?«
»Nein, Steffi und Liesl.«
Na bitte. Der Nachmittag war gerettet. Christl Schäfer,
die gerade den Metzgerladen verließ und auf Peter zugehen wollte, bemerkte er
nicht. Sie zog sich zurück, als sie das Ziel der unternehmungslustig
ausschreitenden Männer erspähte. »Hallihallo — da seid’s ihr ja!« rief Liesl
über den Marktplatz. »Kommt, setzt euch zu uns!«
Steffi
wollte unbedingt den Inhalt der Kaufhaustüte sehen. »Schau, Lieserl, sie lernen
noch, was sich Damen gegenüber gehört. Sie haben Gästehandtücher angeschafft. —
Rechnet ihr etwa damit, daß wir jetzt öfter zu euch kommen?« Benedikt wollte
wahrheitsgemäß antworten, aber Peter trat ihm den Fuß durch. »Laß sie doch in
dem Glauben.«
Judas, murrte Benedikt. Verrät unser Karlchen
und ihre Handtücher an diese Gänse. — Und dann sah er etwas, was ihn
beunruhigte. Zwei gedrungene, bodygebildete Burschen mit Locken bis in den
starken Nacken machten sich an seinem Auto zu schaffen. »Wer ist das? Was
wollen die?«
»Ach — ph, kannst vergessen, ganz unwichtige
Typen«, tat Liesl die beiden ab. Steffi gab wenigstens zu, daß sie mit denen
eine Weile »gegangen« wären, sehr zum Ärger ihres Vaters, der von ihnen nur als
den »nutzlosen Schanis« zu reden pflegte. »Ich geh mal gucken, was die machen.«
Als Benedikt sich seinem Auto näherte, bedachten
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