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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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mach
gleich mal einen. Du kannst doch so schön malen!« Der kleine Künstler fühlte
sich geschmeichelt und beflügelt.
    Bereits sein dritter Versuch erregte Karlchens
Entzücken. Sie ernannte ihn zum »Hofmaler Lauterbach«, schleppte Berge von
rohen Bechern und Krügen zu seinem Arbeitstisch, fütterte ihn mit Kuchen und
Wein, zündete seine Zigaretten an, erlaubte ihm gerade noch, aufs Klo zu gehen.
Bloß keine Zeit verlieren.
    Mit jedem fertigen Becher oder Henkelkrug rückte
ihre Heimkehr nach Bayern näher. Karlchen kolorierte schließlich die königliche
Uniform und die Frisur, damit sich der Künstler Lauterbach nicht damit
aufhalten mußte.
    Marianne ließ sie kommentarlos gewähren.
     
    An dem Tag, an dem sie Onkel Ernst
zurückerwarteten, setzte bei Karlchen zum erstenmal ein gewisses Muffensausen
ein. Sie kannte Onkels konservativen, auf Barock, Mäander und Blumenmuster
begrenzten Geschmack. Ab und zu mal ein Jagdmotiv. Bloß nichts Modernes. Und
Kitsch nur über seine Leiche.
    Lauterbach hätte am liebsten seinen Jahresurlaub
genommen, so flatterten ihm die Hosen.
     
    Sie saßen gerade beim Abendbrot, als sie ihn von
draußen röhren hörten: »Marianne! Charlotte! Lauterbach! Wo steckt ihr?«
    Sie sahen sich an und rührten sich nicht vom
Stuhl.
    »Schön
ruhig bleiben«, lächelte Marianne. »Warum seid ihr nicht da?« kam es vom Hof.
»Und in der Werkstatt habt ihr wieder das Licht brennen lassen. Kaum verlasse
ich das Haus, geht hier alles drunter und drüber.«
    Karlchen hielt sich erschrocken den Mund. »Das
Licht hab ich vergessen.«
    »Macht nichts, dann sieht er’s wenigstens
gleich«, tröstete Marianne.
    Ernst Müllers erster Blick in die Werkstatt fiel
auch voll auf die Regale, auf denen sich Dutzende von Ludwigs drängelten. Der
Onkel erstarrte, fummelte seine Brille auf die Nase, wollte es nicht glauben.
    Aus einem König-Ludwig-Becher ragte übrigens
eine Zahnbürste. Onkel ergriff ihn samt Bürste, packte einen Krug und stürmte
aus der Werkstatt. »Marianne!!!!«
    Der Hund wedelte ungewiß. Einerseits freute er
sich auf Herrchens Heimkehr, andererseits gefiel ihm sein Ton nicht.
    »Kann ich mal die Butter haben?« wandte sich
Marianne an Lauterbach. Er hörte nicht zu — Blick und Ohren auf die Tür gespitzt.
    »Die Butter«, mahnte Marianne sanft.
    »Charlotte!!!« Das klang schon wesentlich näher.
Jetzt war Onkel Ernst bereits im Haus.
    Die Tür flog auf.
    »Lauterbach!!«
    Der Hofmaler König Ludwigs II. von Bayern
rutschte vom Stuhl unter den Tisch, wo bereits Lumpi ins Exil gegangen war.
    Marianne lächelte ihrem Lebensgefährten furchtlos-heiter
entgegen. »Da ist ja unser Ernstl! Grüß dich, mein Schatz.«
    »Was ist das hier??« Er hob Ludwig-Becher und —
Krug strafend in die Höhe. »Schämt ihr euch nicht? Seid ihr von allen
künstlerischen Geistern verlassen?«
    »Nein, wieso?« Marianne schmierte ein Brot.
»König Ludwig ist sicher ein besseres Geschäft als dein Rosamundeservice und
die Bischofskrüge.«
    »Du also auch, Marianne! Kaum kehre ich den
Rücken, trittst du mir hinein.« Er stöhnte theatralisch auf, gefiel sich in
seinem Wüten: »Kirmestinnef aus meiner Werkstatt. Pfui Teufel.« Zum
erstenmal sah er sich den Henkel-Ludwig genauer an. »Schielen tut er auch noch.
Als nächstes pinselt Lauterbach — wo ist das Subjekt-?« Er sah sich suchend um,
dann unter den Tisch: »Komm vor! — pinselt er Wagners Richard auf Kaffeetassen
— mit ’m Schwan als Henkel!«
    »Und die verkauft Charlotte in Bayreuth. Ist
keine schlechte Idee.«
    Onkel Ernst brüllte: »So! Und das bestimmst du?!
Wer ist hier Herr im Haus???«
    »Immer der, der am lautesten brüllt«, strahlte
Marianne.
     
    Eine Woche später wurden die Ludwigs verpackt
und von Karlchen und Lauterbach im Kombi verladen.
    Ernst wollte damit nichts zu tun haben. Er stand
abseits und sprach Karlchen, den Initiator dieser Massenproduktion, noch immer
nicht in direkter Rede an. Er sprach nur über sie.
    »Marianne, dir ist hoffentlich klar, daß
Charlotte dich ausgetrickst hat. Damit sie wieder nach Bayern kann. Denn wenn
überhaupt, läßt sich das Zeug nur dort absetzen.«
    »Du sagst es.«
    »Und du hast sie auch noch unterstützt.«
    »Ja.«
    »Du unterstützt ihre Mannstollheit! Wegen ihrer
Mannstollheit wird bei uns Kitsch produziert — auf meinen guten Namen!
Schielende bayrische Könige!«
    Marianne, Karlchen und Lauterbach verkniffen
sich ein Lachen, um ihn nicht noch mehr zu reizen.
    Dann

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