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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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Laderaum des Kombis lag ein Kerl, ein
Pupperich, wie sich beim zweiten Blick herausstellte.
    Fonsä wartete, bis Karlchen mit ihren Kannen im
Stall verschwunden war, dann rannte er zum Schuppen und bummerte mit beiden
Fäusten gegen die Tür: »Aufmachen! Schnell! Billy the Kid ist da!«
    Im Nu stürzten Berti Hiebler, Loisl und Andi
heraus. Im Laufen heftete sich Andi seinen Sheriffstern an.
    »Wo?«
    »In
der Kutsche!« Fonsä zeigte in den Kombi. »Den schnappen wir uns«, beschloß
Berti und nahm Haltung an. »Billy se Kind! Im Namen des Gesetzes: du bist
verhaftet!«
    Dann zogen sie ihn an den Beinen heraus und
trugen ihn eilig zum Schuppen.
    Bis Karlchen die Hieblerbäuerin gefunden hatte —
sie war nicht im Stall, sondern im angrenzenden Wohnhaus — , bis sie
ausgeratscht hatten, verging eine Zeit.
    Herrn Müller-Mallersdorf vermißte sie nicht, als
sie ihre gefüllten Milchkannen umkippsicher neben ihrem Sitz unterbrachte.
    Das Geräusch ihres abfahrenden Wagens beruhigte
die vier Westernhelden im Schuppen.
    »Sie hat’s nicht gespitzt.«
    »Aber wenn sie’s nachher merkt?«
    »Weiß sie noch immer nicht, wer ihn hat.«
Anschließend wurde Herr Müller-Mallersdorf in seiner neuen Rolle als Billy the
Kid an einen Stützpfeiler gebunden. Sheriff Andi eröffnete die Gerichtssitzung:
»Billy se Kind, wir klagen dich an —!!«
     
    Einen Tag nachdem Fonsä und Loisl Zwicknagel mit
ihren Freunden Herrn Müller-Mallersdorf gekidnappt hatten, schoß ihre Mutter am
späten Vormittag ins Schulhaus.
    Atemlos
vom Laufen erkundigte sie sich bei Gumpizek nach Rektor Nachtmann.
    »Ich
bin spät dran, wissen Sie. Unser Geselle hatte den Daumen in der Wurstmaschine.«
    »Jessasmaria!«
Gumpi blieb stehen. »Den linken oder den rechten?«
    »Darauf
hab ich nicht geschaut in der Aufregung.«
    Zwischen Lehrer- und Rektorzimmer standen drei
Stühle und eine spillrige Blattpflanze. Auf einem der Stühle saß bereits Frau
Anders, sehr blaß und nicht weniger nervös als Frau Zwicknagel. Sie zerzirbelte
Blätter zwischen den Fingern, ohne es zu merken.
    »Grüß
Gott, Frau Anders. Sind Sie auch zum Rektor bestellt?«
    »Ich
warte auf Herrn Melchior.«
    Gumpi blickte tadelnd auf Frau Anders’ nervöse
Finger an der Blattpflanze. »Is es a Wunder, wenn der Topf nich mecht
gedeihen?«
    Er schob ihn ostentativ aus ihrer Reichweite und
ging weiter. Von fern hörte man den Schulchor proben:
    Wir pflügen und wir
streuen
    den Samen auf das
Land,
    doch Wachstum und
Gedeihen
    steht nicht in unserer
Hand —
    Frau
Zwicknagel rutschte auf ihrem Stuhl hin und her.
    »Es
ist wegen meinem Loisl. Es schaut so aus, als ob der Bub die zweite Klasse
wieder nicht schafft. Dabei ist er gescheiter wie der Fonsä, unser Ältester.
Aber ’s Lernen fällt ihm halt schwer. Das Lesen und das Schreiben.« Ihre Hände
krampften sich haltsuchend um den Handtaschenbügel. »Wenn einen der Rektor
bestellt — der bestellt einen ja nicht, um zu gratulieren.«
    Die Tür vom Musikraum ging auf.
    Nun schallte der Gesang laut über den Flur:
    Alle gute Gabe
    kommt her von Gott,
dem Herrn,
    Drum dankt ihm,
dankt...
    An dieser Stelle brüllte Oberlehrer Schlicht
»Himmisakra, wenn du noch einmal feixt!« dazwischen. Die Tür knallte zu.
    »Weswegen sind denn Sie bestellt?« fragte Frau
Zwicknagel.
    Aber da kam schon Peter, um Frau Anders zu
holen.
    »Tut mir leid, daß ich Sie hab warten lassen. —
Ach, Frau Zwicknagel, wollen Sie auch zu mir?«
    »Nein, leider nicht, Herr Melchior.«
    Die Frauen wünschten sich gegenseitig alles
Gute.
     
    Nun saß ihm Frau Anders im Lehrerzimmer
gegenüber.
    »Darf ich rauchen? Ich hab es mir zwar
abgewöhnt, aber...«
    Er gab ihr Feuer. »Was ist los? Warum sind Sie
so aufgeregt? Ihr Andi steht doch prima!«
    »Herr Melchior, ich komme nicht wegen Andis
Leistungen. Es geht um seinen Vater.«
    »Ich denke, Sie sind geschieden?«
    »Seit drei Jahren. Wir haben keinen Kontakt
mehr. Zahlen tut er auch nicht für den Jungen. Ich hör nur ab und zu durch
seine Schwester von ihm. Er ist seit zwei Jahren ohne Arbeit — «
    Sie brach ab, rauchte nervös.
    »Was ist los, Frau Anders?«
    »Sie haben sicher vom Regensburger
Bankräuber-Prozeß gehört?«
    »Ich hab was drüber gelesen.«
    »In die Sache ist er verwickelt. Jetzt ist
Anklage gegen ihn erhoben worden — wegen Beihilfe. Er soll die Fluchtautos
geklaut haben. — Bisher hat das hier keiner gewußt. Aber gestern ist ein
Ausfahrer von der Nebelbräu aus Regensburg

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