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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Noack
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erzählen, daß ihr nicht wißt, wer das gemacht
hat. Das sieht nach Rache aus! Ihr müßt es der Polizei melden!«
    »Damit ganz Nebel über uns lacht?«
    »Das tun sie sowieso, bis morgen früh ist es
rum«, ahnte Benedikt.
    Weder er noch Peter waren bereit, zu erzählen,
daß es sich bei den Tätern um eifersüchtige, ortsansässige Muskelpakete
handelte. Denn das hätte bedeutet, auch den Grund ihrer Eifersucht zu gestehen.
    Beide scheuten Debatten mit Karlchen über die
Finkenzellertöchter. Und wozu auch? Peter war die Lust auf Liesl gründlich
verstunken. Außerdem drohten hinter diesen Mädchen zu viele Männer — selbst der
Vater. Sie hatten sich mit ihnen amüsieren wollen, nicht fürchten.
    Und jetzt war Karlchen wieder da. Durch ihre
Anwesenheit fühlten sie sich erleichtert und beschützt. Karlchen — ihr
Rettungsring, ihr sauberes Gewissen.
    »Komm,
setz dich. Magst du was trinken?«
    »Magst
du Katenschinken? Aus Holstein? Hat meine Schwester geschickt.«
    »Wir machen dir Musik, ja? Was willst du hören?«
Karlchen saß auf der Fensterbank und schaute beseligt um sich.
    »Ich hab ja gehofft, daß ihr euch freuen würdet,
wenn ich komme. Aber daß ihr euch soo freut —!« Sie hatte ihren Hund Lumpi
mitgebracht. »Damit er mal was anderes kennenlernt als den Westerwald.«
    »Du bleibst hoffentlich länger hier?«
    »Erst mal bis Montag. Montag muß ich weiter.
Aber nicht zu weit. — Gibt mir mal einer meine Hebammentasche herüber?«
    Als solche bezeichnete sie eine alte lederne
Reisetasche mit unerschöpflichem Bauch, aus dem sie jetzt Schmalz und
Marmeladen (aus Mariannes Vorräten) und Wein und Hundefutter und Aufschnitt und
Geburtstagskuchen und noch und nöcher hervorholte.
    »Weißt du, wie du mir vorkommst? Wie eine
Mischung aus Oma-zu-Besuch und Rotkäppchen«, sagte Benedikt.
    Zuletzt holte sie einen Henkelbecher hervor — so
einen, wie sie den beiden geschickt hatte. Nur stand auf ihrem »Für Karlchen
von Karlchen«. Den stellte sie zwischen Peters und Benedikts aufs Bord.
    »Peter — Karlchen — Benedikt.« Sie pfiff Lumpi
neben sich auf die Bank, weil er ja nun auch dazugehörte. »Wir haben Hühner und
einen Hahn und einen Hund. Wir sind eine Familie geworden. Wenn ich jetzt an
Zuhause denke, dann denke ich nicht an Montabaur, sondern an den Schmalzlerhof.
Ich wünschte, es würde nie Winter.«
    »Karlchen hat eine Rede gehalten«, sagte
Benedikt beeindruckt.
    »Hol mal die Gästehandtücher«, bat Peter.
    »Die kriegt sie erst nach zwölf.«
    »Haben
wir überhaupt Geburtstagskerzen?«
    »Nur
die eine im Klo.«
    Und Blumen hatten sie auch keine.
    Aber wozu gab es Wiesen rundherum?
    Karlchen sollte einen schönen Geburtstag haben.
     
    Bereits am Morgen nach der »Tat« hielten sich
die Kinder die Nase zu, wenn sie an Peters Auto vorübergingen. Dabei roch es
längst nicht mehr nach Odel, sondern nach Odol. Karlchen hatte eine Flasche
Mundwasser verdünnt über den Reifen gegossen.
    Die abgelegten Freier brüsteten sich, sie hätten
ihren Nachfolgern bei den Finkenzellerschwestern total die Tour vermasselt.
    Die beiden Mädchen wiederum waren gekränkt, weil
Peter und Benedikt sich nicht mehr bei ihnen sehen ließen, und posaunten im
ganzen Ort herum, was der Lehrer und der Architekt doch für zugereiste
Schlappschwänze wären. Kaum drohte ihnen einer mit Rache, schon kuschten sie
vor Angst und kehrten reumütig zu ihrer pummeligen Sommersprosse zurück. Es
ärgerte sie vor allem, daß Karlchen wieder da war.

12
     
    Fonsä, ältester Zwicknagelsohn, kam hüftwiegend,
mit zwei Colts rechts und links in den krachledernen Zuwachshosen, den
Wiesenweg zum Hieblerhof herauf. Vor dem Schuppen baute er sich breitbeinig
auf, Daumen im Hosenbund, Colts in Griffnähe: »Komm heraus, Sheriff, wenn du
dich traust!«
    Nichts rührte sich.
    Fonsä schwoll der Kamm. »Glei kimmst außi!!!« Da
hupte es ihm in den Hintern.
    Er war so vertieft in seine Herausforderung
gewesen, daß er das ankommende Auto nicht gehört hatte.
    »Kann ich mal vorbei?« fragte Karlchen aus dem
heruntergekurbelten Fenster.
    Fonsä
drehte sich um: »Ich bin John Wayne.«
    »Oh,
pardon, wer konnte das ahnen. Darf ich trotzdem passieren, John?«
    Großmütig trat er zur Seite.
    Vor der Stalltür mit ihren vielen Plaketten und
Auszeichnungen parkte Karlchen den Wagen, öffnete seine hintere Klappe und nahm
die Milchkannen heraus. Fonsä sah ihr aus der Entfernung zu. Dabei machte er
eine sensationelle Entdeckung: im

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