Drei sind einer zuviel
ihn die beiden Kraftmeier mit
einem gewalttätigen Blick, stiegen auf ihre Hondas und pneuten mit Vollgas von
dannen.
In den Staub seiner Kühlerhaube hatten sie »Haut
ab ihr Deppen« geschrieben. Das ging ja noch. Benedikt hatte Herberes
befürchtet.
»Was war denn?« wollten die Mädchen wissen, als
er zurückkam und seinen inzwischen verkühlten Kaffee austrank.
»Nichts
weiter. Vielleicht sollte ich mal mein Auto waschen lassen.«
Steffi kicherte zufrieden. Liesl blähte die
Bluse. Es ging ihnen ja so gut. Zwei abgelegte Kerle sannen auf Rache, zwei
neue waren ihnen sicher, und diesmal hatte selbst ihr Vater nichts dagegen,
obgleich sie Zugereiste waren. »Wenn euch der Architekt so gut gefällt, dann
bringt ihn doch vorbei. Sein Freund kann mitkommen.«
So kamen Peter und Benedikt zu der unverhofften
Einladung: »Wollt’s ihr mal die Brauerei sehen? Mein Vater ist heute da und
führt euch herum. Wir können gleich hinfahren, wenn ihr wollt.«
Hauptaktionär der Nebelbrauerei war der Vater
von Frau Finkenzeller gewesen. Nach seinem Tod erbte sie das Paket. Ihr Mann
hatte sich den Vorsitz im Vorstand gesichert und kümmerte sich neben seinem
Baugeschäft auch um die Finanzen der Brauerei. Eine Tochter sollte mal einen
Mann aus der Bierbranche heiraten, die andere einen, der mit dem Baugewerbe
vertraut war. Zum Beispiel einen Architekten.
»Heut geht’s schlecht, lieber ein anderes Mal«,
kniff Benedikt. »Ich muß meine Pläne für das Schulmodell abschließen. Ist ja
bald Einsendeschluß.«
»Unser Vater sitzt übrigens in der Jury«, sagte
Steffi. »Solln wir mal mit ihm reden?«
»Lieb von euch, aber es handelt sich ja um einen
Wettbewerb.«
Sie tranken noch eine Schorle miteinander, dann
verabschiedeten sie sich.
»Du vermasselst einem den ganzen Nachmittag. Die
Brauerei hätte mich interessiert«, schimpfte Peter.
»Warum bist du nicht mitgefahren?«
»Hab ja kein Auto dabei.«
»Liesl hätte dich sicher gern heimgebracht.«
»Ich weiß nicht so recht«, sagte Peter, seine
Nase reibend, weil sie juckte. »Wenn ich mit der Liesl allein bin — erst heizt
sie mich an, daß mir die Ohren schlackern — und wenn ich was will, redet sie
von ihrem Vater.«
»Nachtigall, ick hör dir trapsen...«
»Bei mir ist mal eine Sache mit einem Mädchen
auseinandergegangen, weil ich immer das Gefühl hatte, hinter der Tür steht die
Mutter mit dem Klappaltar. Also entweder ich tu’s freiwillig — aber zwingen
lass’ ich mich nicht.«
Schon von weitem kam ihnen Peters auf dem Hof
parkendes Auto seltsam vor.
»Das ist irgendwie eingelaufen.«
»Gerade gekauft und schon die Räder abgefahren«,
Benedikt brach vor Lachen überm Steuerrad zusammen.
»Halt’s Maul!« schrie Peter, aus dem noch
fahrenden Wagen springend, und rannte auf sein radamputiertes Eigentum zu.
An der Windschutzscheibe, hinter dem
Scheibenwischer, klemmte ein Zettel:
Letzte Warnung!
Laßt die Finger von
den F.-Mädeln oder
das hier war
nur ein harmloser
Anfang!!
»So eine Sauerei, verfluchte«, schimpfte Peter.
»Das sind dieselben, die dein Auto beschmiert haben.«
Benedikt zeigte in die Höhe: »Da oben — «
Im Baum hing eins der vier vermißten Autoräder
über einem starken Ast. Zwei weitere fanden sie später im Wald. Es war schon
dämmrig, als Peter bemerkte, daß der Deckel der Odelgrube schief auflag. Ein
Seil führte von einem nahen Baum straff gespannt hinein.
Er wußte im selben Augenblick, was daran
befestigt war, und hob den Kopf wie ein röhrender Hirsch, aber was er ausstieß,
waren keine Brunftschreie, sondern Morddrohungen und Flüche. »Der kann ja noch
schlimmere Sachen als mein Onkel Ernst«, sagte Karlchens Stimme tief
beeindruckt hinter ihm.
Peter fuhr herum.
Da stand sie wirklich, in Benedikts Arm, und
erwartete, daß er sich über ihr Kommen freute. Aber zwischen Peter und dem Rest
der Welt inklusive Karlchen stand der noch zu hebende Autoreifen und die Wut
darüber und der Ekel davor. Es fiel ihm gerade noch ein, daß sie zu ihrem Geburtstag
herkommen wollte.
»Herzlichen Glückwunsch.«
»Noch nicht, ich hab ja erst ab zwölf.« Und dann
schleppten sie gemeinsam viele, viele Eimer Wasser herbei, um das inzwischen
gehobene vierte Rad von der Odel zu befreien.
»Riecht streng«, meinte Karlchen.
»Das kann nicht von uns sein«, lehnte der Ästhet
Benedikt ab. »Das ist noch von unsern Vorgängern.«
»Wer war bloß so gemein?« fragte sie bereits zum
zehntenmal. »Ihr könnt mir nicht
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