Drei Tage voller Leidenschaft
ungeborenen Kind belastet. Aber sein Verstand hatte in letzter Zeit Mühe, sich gegen seine Gefühle zu behaupten, und er gab unsinnigerweise und gänzlich ungerecht Alisa die Schuld an seinem Debakel.
»Kopf hoch, Schatz«, flüsterte er nun sarkastisch, während er Alisas matte Gestalt eng an sich zog. »Du wirst mir doch nicht vor all diesen sensationslüsternen Gästen in Ohnmacht fallen.«
»Mir wäre jetzt nicht so nach einer Ohnmacht zumute, wenn du es gelernt hättest, die Hosen anzubehalten«, zischte sie wütend zurück, während Nikki sie gleichzeitig stützte und hinaus in die Halle geleitete.
»Denk an das alte Sprichwort, meine Liebe: Ein Hund belästigt keine unwillige Hündin«, entgegnete er ungerührt. Alisa erbleichte bei dieser bitteren, beleidigenden Bemerkung.
Nun wirkte sie tatsächlich wie kurz vor einer Ohnmacht. Rasch ließ Nikki einen Arm unter ihre Knie gleiten, hob sie hoch und trug sie schnell eine geschwungene Treppe hinauf. Erst als sie außer Sichtweite vor den Hunderten von Gästen waren, ging er langsamer auf Alisas Zimmer zu. Die lange Schleppe und der Schleier wehten hinter ihnen her. Dankbar lehnte sie sich an Nikkis Seidenrevers.
Beide beschäftigten widersprüchliche Gefühle. Nikki wollte sie, lehnte sie aber auch ab, weil er die Dauerhaftigkeit der Ehe fürchtete, während Alisa ihn um jeden Preis wollte, aber ihre Unterwürfigkeit und Abhängigkeit haßte. Doch am meisten war sie sich einer bleiernen Erschöpfung bewußt. Sie war es leid, auf Nikkis ätzende Bemerkungen oder seine kalte Gleichgültigkeit zu reagieren, zu erschöpft, weitere verbale Angriffe abzuwehren. Ihre Gefühle waren niedergeknüppelt, ihre Nerven bloßgelegt. Nun spielte nichts mehr eine Rolle. Sie war über alle Feindseligkeiten und Versöhnungen hinaus und konnte nicht einmal mehr ihren Stolz wahren. Sie lag in seinen Armen und fühlte sich von seiner starken Präsenz getröstet. Es war der einzige Ort der Welt, an dem sie sein wollte.
Nikki betrat ihr Zimmer und legte sie auf ihr Bett; dann lief er weiter in seine nebenan gelegene Suite und kam nach wenigen Sekunden mit einer Flasche Branntwein und zwei Gläsern zurück. Rasch goß er Alisa ein Glas ein, bauschte die Kissen hinter ihr auf, richtete sie ohne einen Protest zum Sitzen auf und reichte ihr das Glas.
Dann zog Nikki einen Stuhl zum Bett und ließ sich mit der Flasche und dem anderen Glas nieder, schenkte sich halbvoll ein, legte die langen Beine aufs Bett und sagte in seinem üblichen spöttischen Tonfall: »Sollen wir beide nun die Krallen einziehen und versuchen, dieses Theater einigermaßen freundlich durchzustehen? Es scheint, daß du mir nun für den Rest unseres Lebens angetraut bist, und man muß schließlich irgendwie überleben. Auf unsere Zukunft, Schatz. Meinst du, wir haben eine?« stichelte er leise, weil ihm Alisas bestehende Blässe auffiel.
»Soll ich dich vielleicht darum anbetteln?« Ihre Stimme war kaum hörbar. »Das werde ich nicht, Nikki – daher liegt die Zukunft ganz in deinen Händen.«
Seine goldenen Augen blickten sie an – lange –, und dann erwiderte er statt einer Antwort: »Du trinkst besser rasch deinen Branntwein, sonst geht es mit dir bergab. Du siehst ziemlich blaß aus.« Er hob prostend sein Glas und leerte es in einem Zug. Über den Rand hinweg versenkten sich seine Augen lange und nachdenklich in ihre. Sein Blick war kühl, beherrscht und undeutbar. Alisa wußte, daß sie ihren Blick nicht abwenden konnte. Sie war wie gebannt von den goldenen Augen. War es möglich, daß sie dort kurz Unsicherheit aufflackern sah? Doch der Ausdruck verschwand wieder: Er senkte die Lider und griff nach der Flasche, um sein Glas nachzufüllen. Der Moment war vorbei.
»Komm«, meinte er nun fast freundlich in seinem üblichen unbekümmerten Tonfall. »Du mußt all deine Energie sammeln, um die lange Reihe der Gratulanten zu überstehen.«
Gehorsam und langsam leerte Alisa ihr Glas. Der Schnaps brannte ihr in der Kehle, rann durch ihre Adern und hatte schon bald ihre fast schwindenden Sinne neu belebt.
In den nächsten zwanzig Minuten plauderte Nikki freundlich und höflich mit Alisa und leerte dabei ganz allein zwei Drittel der Flasche, während die Farbe in Alisas Wangen zurückkehrte. Dann blickte sie Nikki an, der in seinem Sessel bequem zurückgelehnt saß, und lächelte: »Du scheinst nun weniger aufgebracht über diese Ehe.«
»Alisa, meine Süße, ich versöhne mich jeden Augenblick mehr mit dieser
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