Drei Tage voller Leidenschaft
glückseligen, unendlich friedfertigen Tage, diese goldenen Sommerwochen, behalte sie für uns beide in Erinnerung, denn auch eine Wiederholung kann ich nicht versprechen.
Während ihrer wundervollen Liebesspiele konnte Nikki für eine Weile die unheimliche Vorstellung einer Hochzeit verdrängen, aber am Abend griff er zu mehreren Flaschen seines geliebten Branntweins, um dem unmittelbar bevorstehenden Abschied von seinen Junggesellentagen zu lindern. Alles war entsetzlich endgültig. Alisa saß unruhig neben ihm und las, während er sich mürrisch betrank, um alles zu vergessen.
Am nächsten Morgen fühlte er sich müde und taub, als er sich in den Sattel schwang und im Zustand philosophischer Resignation die Rückreise in die Stadt begann. Zwei Kutschen trugen Alisa, ihre Tochter und die Diener. Die Burschen und Eskorten, fünfzehn Spurensucher und ein zögernder Bräutigam zogen zu Pferd nach Süden. Zwei Spurensucher ritten den ganzen Weg neben ihm her. Sie folgten ihm sogar, wenn er anhielt und austreten wollte.
»Also wirklich«, protestierte Nikki. »Diese Bewachung ist völlig unnötig.«
»Tut uns leid, Prinz«, meinte der größere der beiden ernst. »Befehl von Prinz Michail.«
Der Alte meinte es wohl wirklich ernst. Nikki ergab sich schließlich der ständigen Gesellschaft der beiden riesigen Männer. Sie schliefen sogar neben ihm und hielten ihn an einem leichten geflochtenen Lederband, das sie ihm um die Hüften und ihre Handgelenke gebunden hatten.
Als sie fünf Tage später wieder in der Hauptstadt angelangt waren, wurde Alisa sofort von Kaisa-Leena mit Beschlag belegt, die sie zu Anproben und anderen weiblichen Tätigkeiten entführte, die nötig waren, um eine riesige Hochzeit vorzubereiten.
Prinz Michail bestellte Nikki wenige Minuten nach dessen Rückkehr in sein Arbeitszimmer und informierte ihn mit strenger Stimme, daß er zwei Tage später verheiratet werden würde. Die Einladungen war bereits verschickt, und selbst bei einem so kurzfristig angesetzten Ereignis waren darauf nur Zusagen eingetroffen. Noch nie hatte jemand eine Einladung von Prinz Kuzan ausgeschlagen; die Hochzeit hatte überdies den Hauch eines köstlichen Skandals. Es wäre völlig unmöglich gewesen, vor der allgemeinen Neugier zu verbergen, daß Prinz Nikolai Kuzan tatsächlich heiratete. Der Klatsch der Diener deutete auf einen extrem unwilligen Bräutigam und eine schwangere Braut hin, deren Scheidung erst eine Woche zurücklag.
Wie wunderbar aufregend! Wem würde das Kind ähnlich sein? Sicher wohl Nikki, denn man konnte sich keine Sekunde lang vorstellen, daß er einer Frau nachgab, die das Kind eines anderen trug. Aber die Gerüchte waberten weiter.
Zwei Tage lang folgten Nikki die Leibwächter überallhin. Sie gingen diskret vor, um so wenig wie möglich Aufmerksamkeit zu erregen. Am Vorabend seiner Hochzeit kam Nikki in einem prachtvollen weißen Leinengewand die Marmortreppe herab, denn die Sommerhitze hatte sich wie ein Tuch auf die Ostseeküste gelegt. Seine treuen Begleiter folgten ihm auf den Fersen. Auf der letzten Stufe blieb Nikki stehen und starrte die beiden Wächter wütend an, die respektvoll drei Schritte hinter ihm warteten.
Ihre freundlichen Gesichter wirkten trotz Nikkis offensichtlichem Mißbehagen gelassen. »Gütiger Gott!« klagte Nikki gereizt. »Jetzt reicht’s. Ich gehe heute abend auf meinen Polterabend und verspreche bei der Seele meiner Mutter, rechtzeitig zur Hochzeit wieder da zu sein.«
Johanos hob die riesigen Schultern und breitete entschuldigend die Hände aus.
»Tut mir leid, Prinz. Befehl Ihres Vaters.« Er starrte gleichmütig vor sich hin.
»Verflucht!« explodierte Nikki. »Wenn du noch einmal ›Befehl meines Vaters‹ sagst, Johanos, schwöre ich, werde ich dich angreifen!« Dann lief er fluchend aus der Tür in den Sommerabend und gelobte sich, sie beide unter den Tisch zu trinken. Dann wäre er die unwillkommenen Begleiter endlich los.
Er hätte es besser wissen sollen, als zu versuchen, einen finnischen Waldläufer unter den Tisch zu trinken. Branntwein und Champagner flossen in Strömen. Nikkis Offizierskameraden und Freunde legten es darauf an, ihn gnadenlos aufzuziehen, weil Nikki die Zunft der Junggesellen verlassen würde, obwohl man bei ihm am wenigsten damit gerechnet hatte.
Mit trunkenem Ernst und weinerlicher Sentimentalität, weil man einen Trinkkumpan an die alte Mausefalle Ehe verlor, drängte Iljitsch ihn später an diesem Abend in eine Ecke und
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