Drei Tage voller Leidenschaft
sattelte eines von Forseus’ schnellsten Pferden und galoppierte fünf Minuten später die lange Auffahrt hinab.
Prinz Kuzan kleidete sich an diesem Morgen gerade für seine Rückkehr in die Stadt an. In ihm tobte immer noch die schwärzeste Wut, und er trat häufig gegen die Möbelstücke, fluchte laut und vernehmlich in drei Sprachen mit einem Ausdrucksreichtum, der selbst Jukko überraschte, und beschimpfte seinen Verwalter und alle Diener, die es wagten, ihm zu nahe zu kommen.
Nikkis Soldaten, die ihn zum Jagdschlößchen begleitet hatten, saßen bereits zu Pferde im Hof und warfen einander unruhige Blicke zu, in der Hoffnung, daß die Wut des Prinzen nicht sie treffen würde.
Aus den offenen Fenstern des Schlößchens war in den letzten zwanzig Minuten eine Kette von Verwünschungen gedrungen, während die Pferde unten im Hof immer nervöser hin-und hertänzelten. Anfangs waren die Flüche aus dem zweiten Stockwerk gedrungen, kurz darauf ertönte das Gebrüll aus dem ersten Stock, ehe Nikki herabkam und beim Frühstück seinen Zorn gleichmäßig auf Butler, Diener, Koch und Verwalter ergoß. Der Kaffee war zu heiß, die Eier zu kalt, der Branntwein wurde nicht rasch genug eingeschenkt, die Anhäufung der Gepäckstücke in der Halle beleidigte ihn, so daß der arme Butler die Diener hin-und herscheuchen mußte, um das Gepäck rasch in die wartenden Kutschen zu packen und um das Haus herum außer Sichtweite zu bringen.
Zehn Minuten und drei anständige Gläser Branntwein später tauchte Nikki am Hauptportal auf und betrachtete mit kritischem Blick seine Truppe, die sich zur Parade dort aufgereiht hatte. Doch selbst sein wütender Blick fand nichts an ihnen auszusetzen, und so schwang sich der Prinz in den Sattel und warf noch einen Blick auf das vertraute Haus. Jeder Blick schien ihn nur noch stärker an Alisa zu erinnern. Dort sind wir hergekommen. Da haben wir gesessen. Alisa bewunderte die Blumen dort. Ich zeigte ihr die Rose am Klettergerüst. Die Sonne hatte an jenem Tag ihre Körper gewärmt.
Verdammt, diese Erinnerungen! Und genau das war es, dachte er gereizt, es war nun nichts weiter als eine Erinnerung.
Die schwarzen Flanken seines Lieblingspferdes Koli fühlten sich unter ihm beruhigend vertraut an. Nikki schnalzte leicht mit der Zunge, und Koli spitzte die Ohren, auf den Befehl seines Herrn wartend. Nikki griff die Zügel fester und trieb sein Pferd langsam an. Es gab kein gebrülltes Kommando. Ein leiser Seufzer, ein Hauch eher, während die Soldaten vor Erleichterung ausatmeten. Endlich waren sie unterwegs. Die Sättel knarrten, die Männer griffen nach den Zügeln.
Nikki hörte das Klirren der Halfter, das weiche Tappen der Hufe. Der Zug setzte sich in der warmen Frühlingssonne langsam in Bewegung und folgte der Straße, die sich durch tannen-und birkenbestandene Hügel und Täler wand und das riesige Kuzan-Anwesen durchquerte.
Nikkis Gedanken waren ausschließlich mit Alisa beschäftigt. Nach drei Flaschen Schnaps und einer unruhigen, qualvollen Nacht mit nur wenig Schlaf und den unablässigen Vorwürfen, daß er ein Narr war – wollte er sie immer noch, und dieses hartnäckige Gefühl wurde er einfach nicht los.
Nach zwanzig Minuten hatten sie die Grenze seines Jagdanwesens überquert. Er mußte sich zwingen, nicht mehr an Alisa zu denken. Zu viele Vorwürfe schadeten nur. Die Vergangenheit war vorbei. Ihre kurze Affäre war vorüber.
Nikki trieb sein Pferd zu einem leichten Trab an. Mit dem Trab verstärkte sich das Klirren der Metallteile des Geschirrs und erfüllte die Morgenluft. Als Nikki Koli sanft mit den Knien weiter antrieb, fiel dieser in Galopp. Sekunden später, nach einem erneuten Kniedruck, schnaubte der schwarze Hengst, legte an Tempo zu, und der Trupp fiel in gestreckten Galopp. Nikkis Blick überflog die vor ihnen liegende Straße. Er begann sich sichtlich zu entspannen, weil nun der angenehme Rhythmus des vertrauten Reittiers, die warme Frühlingsluft und die Freude eines vollen Galopps wie immer sein aufbrausendes Temperament beruhigten. In sieben Stunden würden sie bei scharfem Ritt in Petersburg sein.
Arni war querfeldein zum Schlößchen geritten, mußte aber feststellen, daß der Prinz eine halbe Stunde zuvor nach Petersburg aufgebrochen war. Er trieb sein Pferd mit der Peitsche an und folgte dem Prinzen und seinem Trupp so schnell er konnte. Sie einzuholen konnte er bei dem großen Vorsprung nicht hoffen, es sei denn, er ritt über die Felder und durch den
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