Drei Tage voller Leidenschaft
überallhin, wo Alisa ist«, antwortete Arni feierlich. »Das habe ich ihrem Vater versprochen.«
»Gut. Suche die Diener, die sie begleiten wollen, ihre Tochter und ein paar Kleider für Alisa zusammen. Bring sonst nichts von diesem Schwein Forseus mit. Wenn ich mit ihm fertig bin, reisen wir ab.«
Wenige Minuten später erschien Maria mit einer Schüssel warmem Wasser, um Alisas Gesicht zu waschen, aber die benommene Frau reagierte nicht und nahm auch keinen Branntwein zu sich.
Die Soldaten suchten alles ab, aber sie konnten den Herrn des Hauses nicht entdecken. Die verängstigten Diener erklärten, daß er mit seinem Sohn am frühen Morgen nach Viipuri geritten sei.
»Auch gut«, murmelte Nikki grimmig. Sein Vater hätte es nicht gern gesehen, wenn er einen Nachbarn umgebracht hätte.
Alisa wurde in Nikkis Arme gelegt, als er wieder aufgesessen war, und dann zog die Kavalkade langsam denselben Weg zurück. Arni hielt Katelina, während Maria und Rakeli hinter zwei Sergeanten saßen. Innerhalb einer Stunde waren sie wieder auf der Straße nach Petersburg und setzten die Reise bis zur nächsten Poststation fort, wo Nikkis Gepäckwagen und die Kutsche mit Anweisungen zum Warten angehalten hatten. Man legte Alisa in Nikkis gut gefederten Landauer und setzte mit Katelina und den Dienern die Reise gen Süden fort.
Aleksej begrüßte den seltsamen Trupp später an diesem Tag, als sie mit Nikki ins Stadtpalais aus rosafarbenem finnischem und sibirischem Marmor einzogen. Es lag in der Nähe der Eremitage am Millionnaya, der vornehmsten Straße des alten Petersburg. Der erhabene, klassische Palast an der Newa war zwischen 1768 und 1785 als Geschenk von Zarin Katharina der Großen an ihren Favoriten Platon Kuzan gebaut worden.
Sofort wurde ein Arzt zu Alisa gerufen, der aber feststellte, daß sie nicht in Lebensgefahr schwebte. Die Opiumdosis war stark gewesen, aber nicht tödlich. Zwei Tage und zwei Nächte hielten Nikkis Diener rund um die Uhr Wache an Alisas Bett, um all ihre Bedürfnisse zu erfüllen, während sie zwischen Wachen und Schlafen schwebte.
Am Morgen des dritten Tages, als Kuzan nach ihr sah, saß Alisa aufrecht in den spitzenbesetzten Kissen und war bei völligem Bewußtsein.
»Du siehst heute morgen viel besser aus«, begrüßte säe Nikki mit zärtlichem Lächeln. »In den letzten paar Tagen war es, als hätten wir ein Dornröschen unter uns.«
»Laß mich dir danken, daß du mich wie ein Märchenprinz gerettet hast«, erwiderte Alisa auf sein Lächeln, aber ernst. »Maria hat mir alles erzählt. Ich hatte es schon aufgegeben, Forseus’ letzten Angriff zu überleben.« Tränen traten ihr in die Augen. Nikki kniete sich neben ihr Bett und wischte sie liebevoll fort.
Später berichtete Alisa auf Nikkis inständige Bitten hin die Geschichte von ihrer Rückkehr ins Haus, als sie Forseus dort angetroffen hatte. Nikki tigerte im Raum auf und ab, als sie ihm von den Schlägen erzählte und wie sie endlich bewußtlos geworden war. Mörderische Gedanken kamen ihm in den Sinn.
»Er wird es nie wieder wagen, Hand an dich zu legen, bei Gott«, schwor Nikki grimmig, als Alisa ihre Geschichte beendet hatte. Dann trat er wieder zu ihr und ergriff ihre Hand. »Hier bei mir bist du in Sicherheit.«
»Aber ich kann deine Gastfreundschaft nicht lange in Anspruch nehmen. Sicher wollen deine Eltern keine Fremden im Haus.«
Nikki wollte den alten Streit nicht noch einmal beginnen und erwiderte nur beschwichtigend: »Du bist noch nicht wieder ganz bei Kräften. Daher nimm bitte meine Gastfreundschaft an, zumindest vorübergehend, und was meine Mutter und meinen Vater betrifft, die haben seit drei Jahren dieses Haus nicht mehr betreten. Sie ziehen das Landleben vor. Sei beruhigt, man wird dich nicht stören. Bitte sag uns alles, was du brauchst. Ich hoffe, du bist bald wieder bei bester Gesundheit, denn du siehst heute morgen schon wieder bemerkenswert gut aus«, fügte er mit einem nachsichtigen Lächeln hinzu. »Vielleicht leistest du mir heute abend beim Dinner Gesellschaft? Ich muß jetzt leider meinen Regimentspflichten nachkommen. Au revoir.«
»Au revoir, und noch mal danke. Ich hoffe, ich kann es eines Tages vergelten.«
Das wirst du, mein Schatz, ganz bestimmt dachte Nikki, als er in seiner prachtvollen Regimentsuniform den Gang entlangschritt. Silberne Schnüre überspannten den feinen weißen Stoff, sein dunkles Haar war noch feucht vom Bad und lockte sich im Nacken über dem steifen, silberbestickten
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