Drei Tage voller Leidenschaft
Mann von seiner Macht brauchte nicht einmal eine weitere Erklärung abzugeben. Er hielt sie eng umfangen, während er eine Garderobe bestellte, bei der Madame Vevays gierige Augen aufblitzen. Nikki bemerkte Alisas Unbehagen, als sich dieser Vorgang länger hinzog, und fast tat sie ihm leid. Aber es reichte nicht ganz.
Er mußte ihr ein teures Schmuckstück kaufen, dachte er. Sie verschaffte ihm soviel Freude, daher mußte er versuchen, ihren Ärger zu vertreiben. Vielleicht konnte er ihre Bitterkeit besänftigen, die sie darüber empfand, eine ausgehaltene Frau zu sein. Die Smaragdkette, die er letzten Monat bei Fabergés gesehen hatte? Solche großzügigen Geschenke hatten bisher immer höchst erfolgreich gewirkt. Das Funkeln von Smaragden und Rubinen wirkte auf alle Frauen unwiderstehlich und versöhnlich.
»Das ist dann alles, Madame Vevay. Meine Kusine wird dieses hübsche Morgenkleid anbehalten, und wir erwarten einen Teil der Kleider in zwei Tagen, die anderen kurze Zeit später.«
»Ja, gewiß«, versprach die Modistin. Sie mußte ein paar neue Näherinnen einstellen, um diesen Auftrag schnellstens auszufühen, überlegte sie.
»Danke, Madame. Wir finden den Weg hinaus allein.«
Die Frau lächelte sie freundlich zum Abschied an, und sie verließen unter ihren überschwenglichen Grüßen den grüngoldenen Salon.
»Ich habe dich wohl überwältigt«, sagte Nikki neckend, »mit meiner Großzügigkeit und meiner ungeheuren Erfahrung in weiblichen Modedingen. Ich vertraue darauf, daß du meinen Geschmack schätzt und …«, hier hielt er kurz inne, »… meine Entschuldigung akzeptierst.« Dann grinste er. »Ich benehme mich oft so schändlich.«
»Und warum, Nikki?« fragte sie leise. »Warum dieses Getue? Und warum mit mir?« fragte Alisa und blickte ihn vorwurfsvoll mit Augen an, in denen Tränen standen. Sie fragte sich, warum sie diesen Mann nicht haßte. Sie haßte ihn nicht – nur seine achtlose Autorität über ihr Leben.
Weil ich deinen Körper brauche wie eine Droge, dachte er. Weil du und deine niedliche Tochter mein Herz erwärmen, dachte er. »Eben so«, antwortete er statt dessen.
Alisa versuchte, ihn so lange kalt anzustarren, bis er die Fassung verlor, aber das freundliche Lächeln umspielte weiterhin seine Lippen. »Ich sollte dich eigentlich hassen«, sagte sie leise.
»Das tust du aber nicht«, sagte er sanft.
»Aber trotzdem«, erklärte sie, »werde ich nicht deine Geliebte sein.« Diese Bemerkung brachte ihn einen Moment außer Fassung, weil ihre Meinungen so entgegengesetzt waren – aber er wollte, daß sie glücklich war, daher ergab er sich ohne Vorwürfe. »Können wir denn Freunde sein?« wollte er wissen.
Mit aller Unberechenbarkeit ihres Geschlechts machte sie eine völlige Kehrtwendung und lächelte plötzlich. »Ich möchte sehr gern mit dir befreundet sein. Nikki, du bist aber viel zu großzügig zu mir und Katelina.«
Unvermittelt quollen Tränen in ihren großen Augen auf. »Wie kann ich das jemals wieder gutmachen?« Ein zitterndes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
»Unsinn. Das macht mir doch Spaß. Weine nicht, mein Liebling«, sagte Nikki mit seltsam belegter Stimme. »Du und die kleine Katelina, ihr bringt mir ungeheuer viel Freude.« Dann küßte er Alisa zärtlich. »Komm, keine weiteren Tränen, laß uns gehen und den Zug der Kleinen bestaunen.«
Die nächste Woche flog nur so vorbei. Nikki versuchte, jeden Abend zu Hause zu bleiben, und Alisa versuchte, nicht zu denken. Sie fühlte nur noch. Nikki wurde im Jachtclub und Adligenverein sehr vermißt, aber wenn man seinen Namen nannte, fuhren sämtliche Augenbrauen in die Höhe, und lüsterne Blicke erklärten seine plötzliche Neigung für das häusliche Leben.
»Wenn ich eine solche Schönheit im Bett hätte, würde mich keiner mehr in der Stadt sehen, bis ich zu alt wäre oder tot«, bemerkte ein junger Offizier anzüglich, aber deutlich.
»Nikki gibt sich alle Mühe, zum Morgenappell zu erscheinen«, bemerkte ein anderer. »Und mittags geht er sofort nach Hause. Es geht das Gerücht, daß er Sophie den Laufpaß gegeben hat.«
Wenn Nikki morgens unterwegs war, wurden Alisa und Katelina von Aleksej begleitet, der stolz darauf war, mit einer solch unvergleichlichen Frau gesehen zu werden. Alisa hatte ihrerseits Spaß an der Gesellschaft von Nikkis jugendlichem Vetter, der ihr großzügig seine Zeit zur Verfügung stellte und sie auf Besichtigungstouren begleitete. Nikki fand solche Fahrten stets
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