Drei Tage voller Leidenschaft
heranwuchs, konnte weder vergessen noch abgelehnt werden. Das hatte ihre Gedanken in den letzten Tagen stark beschäftigt, und nun war sie erleichtert, ihr Geheimnis endlich preisgegeben zu haben.
Nikki hingegen akzeptierte diese Tatsache gelassen als einen Teil der natürlichen Ordnung, einen Umstand, der einfach eintreten mußte. Für Nikki war eine schwangere Geliebte eine pragmatische Folge seiner unverantwortlichen Ausschweifungen. Er mußte ihr wirklich ein teures Spielzeug kaufen, ein teures Schmuckstück, um sie aufzuheitern. Das war seine erste Reaktion. Er nahm seine Verpflichtung in dieser Hinsicht ebenso ernst wie alle anderen Verantwortlichkeiten seiner Stellung. Er hegte liebevolle Gefühle für Alisa, aber seine lebenslangen Gewohnheiten ließen keine stärkere Bindung zu.
Alisa war als Bewahrerin des Lebens gezwungen, alles anzunehmen, was Nikkis Gutwilligkeit ihr anzubieten hatte. Sie hatte kein Geld, kein Zuhause, keine Verwandten, an die sie sich wenden konnte. Aber sie hatte noch andere, weniger prosaische Gründe: Sie liebte diesen rätselhaften, rücksichtslosen, unberechenbaren und seltsam sanften Mann leidenschaftlich.
»Wenn ich heute nachmittag zurückkomme, müssen wir zu Madame Vevay«, sagte Nikki beiläufig, als er seine Handschuhe überstreifte. »Sie hat mir gestern brieflich mitteilen lassen, daß mehrere Kleider zur letzten Anprobe bereit sind.« Dann trat er zu Alisa, nahm sie sanft in die Arme und küßte sie zärtlich zum Abschied. »Bis heute nachmittag«, murmelte er.
Er hauchte ihr einen weiteren Kuß von der Türe her zu.
»Oh, noch eine Bitte, meine Liebe.« Angst ergriff sie. Sie war in ihrer neuen Lage sehr verletzlich und wartete auf die erste Regung, daß er sich von ihr lösen würde. »Um des Kindes willen«, sagte Nikki, »würdest du bitte keine Zigaretten mehr rauchen? Ich weiß, es ist sehr in Mode, aber ich habe die vage Vorstellung, daß unser Kind mit Asche im Gesicht auf die Welt kommt. Hast du etwas dagegen?«
»Ist das alles?« Ihr Erstaunen spiegelte sich offen in ihrem Gesicht.
Kurze Verblüffung überflog seine Züge. »Das ist alles, an das ich momentan denken kann«, erwiderte er. »Ist das in Ordnung?«
»Natürlich«, murmelte sie immer noch leicht benommen von seiner ruhigen Reaktion auf ihre Enthüllung.
»Danke, mein Schatz. Da bin ich sehr erleichtert. Warum gehst du nicht wieder ins Bett und ruhst dich aus, bis ich wieder da bin? Sind schwangere Frauen nicht ständig müde?« grinste er.
Das war alles.
Glücklicherweise hatten die Besichtigungstouren ein Ende gefunden, da Aleksej inzwischen ebenfalls in seinem Regiment anwesend sein mußte, denn in den letzten paar Tagen war Alisa morgens ständig übel. Manchmal kletterte sie wirklich zurück ins Bett, und so hatte Katelina ihren Unterricht heute morgen im Schlafzimmer.
Nach einem leichten Mittagessen betraten Nikki und Alisa Madame Vevays Modehaus. Nikki ließ sich in seiner üblichen entspannten Haltung auf dem Sesselchen nieder: den Rock geöffnet, die Hände auf der bestickten Leinenweste gefaltet, die Beine in den hellgrauen Hosen vor sich ausgestreckt.
Er sah zu, wie Madame Vevay Alisa ein Kleid nach dem anderen über den Kopf zog und eine Reihe von Änderungen mit Nadeln und Reihfäden absteckte, während sie ständig schnalzte und plauderte.
»Madame Forseus!« schalt sie, nachdem sie nun schon beim sechsten Kleid die Nadeln wieder herausgezogen hatte. »Diese Kleider werden niemals fertig. Bei jeder Anprobe muß ich weitere Änderungen vornehmen. Madame hat zugenommen«, schalt sie.
»Vielleicht sind das die unvergleichlichen Menüs meines Küchenchefs, Madame Vevay«, meinte Nikki amüsiert. »Ich fürchte, er übertrifft sich selbst, seit meine Kusine bei uns weilt.«
Madame Vevay trat mit in die Hüften gestemmten Armen zurück und betrachtete die errötende Alisa. Mit zusammengekniffenen Augen bemerkte sie verhalten: »Monsieur und Madame, wenn der Küchenchef sich weiterhin selbst übertrifft, sollte ich vielleicht zusätzlich Abnäher in der Taille anbringen, die man wieder herausnehmen kann, wenn es nötig ist.«
»Das ist eine ausgezeichnete Idee, Madame Vevay«, stimmte Nikki aus vollem Herzen zu. »Bitte machen Sie das bei allen restlichen Kleidern, und die Fertigung wird nicht weiter verzögert. Ist das so für dich in Ordnung, meine Liebe?« erkundigte er sich bei Alisa.
»Ja, das ist recht«, antwortete Alisa leise und wäre am liebsten im Boden versunken,
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