Drei Tage voller Leidenschaft
mächtigen Prinz Kuzan anzulegen. Solche privilegierten Männer, die sich der Freundschaft mit der kaiserlichen Familie rühmen konnten, standen außerhalb aller Gesetze, und Forseus wußte dies.
Die Tage der Besichtigungen wurden häufig mit einer Kutschfahrt zu der Stelle beendet, wo sich die Gesellschaft gern versammelte, um den Sonnenuntergang über dem Finnischen Golf zu betrachten. Es war ein wunderschöner Anblick, wenn der Himmel golden und Scharlach aufglänzte, die Bucht glatt und ruhig dalag und das Schilf spiegelte, das hier und dort wuchs, und wenn ein paar Boote über die glänzende Wasseroberfläche glitten. Alisa blieb manchmal dort, bis das Scharlach in abendliches Dämmerlicht übergegangen war. Diese Naturschönheit war jedoch an die Männer verschwendet, die ihre Blicke stets auf die Beute geheftet hielten.
Eines Morgens, mehrere Tage später, mühte sich Nikki in seinem Ankleidezimmer gerade in seine Uniform. Er war bereits eine halbe Stunde zu spät zum Appell und wurde langsam ungeduldig. Endlich setzte er sich in seinem weißen Jackett und dunklen Hosen mit den roten Seitenstreifen auf einen niedrigen Stuhl, schob einen Fuß in einen makellos polierten Reitstiefel und fluchte leise.
»Wo zum Teufel ist der verfluchte Kammerdiener, wenn ich ihn brauche«, murmelte er vor sich hin. Alisa in einem hellblauen, mit Blüten bestickten Seidenmorgenmantel hatte ihm von der Tür aus zugesehen.
»Wenn du dich recht erinnerst«, schalt sie ihn sanft, »dann hast du den armen Burschen eindeutig vor mehr als zehn Tagen gewarnt, du wolltest bis auf weiteres morgens nicht mehr von ihm behelligt werden.«
»Wirklich?« fragte Nikki, hob den Kopf und zog eine Augenbraue fragend hoch. Dann grinste er breit, und sie errötete unter seinem Blick. Er wiederholte: »Ich? Ach wirklich!« Dann gluckste er. »Und nun muß ich für meine Freuden bezahlen, indem ich mich selbst ankleiden muß!«
»Kann ich dir nicht helfen?« fragte Alisa und trat auf ihn zu.
»Nein, Schatz, ist nicht nötig«, erwiderte er freundlich und fuhr in den zweiten Stiefel. »Ich habe keinen Grund zur Ungeduld. Ich kann mich sehr gut selbst ankleiden. Ich bin nur in einer verfluchten Eile. Mein Zuspätkommen ist inzwischen unangenehm aufgefallen.«
»Nikki«, begann Alisa zögernd. »Hast du einen Moment für mich Zeit?«
»Natürlich, meine Süße«, entgegnete Nikki friedfertig, stellte sich vor den großen Ankleidespiegel und begann, die silbernen Epauletten an der Uniform zurechtzurücken. Dann schnallte er seinen Gürtel zu, und als Alisa nicht weitersprach, forderte er sie leise auf: »Was ist es, mein Täubchen?«
»Nun …« Sie zögerte, als suche sie nach passenden Worten. »Ich bin … das heißt … ich bin ganz sicher, daß ich schwanger bin«, platzte Alisa heraus und senkte unsicher die Lider unter dem prüfenden Blick, der rasch an ihr auf-und abglitt.
»Wie sicher bist du?« fragte Nikki ungerührt von dieser Enthüllung.
»Etwa drei Wochen«, antwortete sie erstaunt über Nikkis gelassene Reaktion. Sie hatte nicht geahnt, was sie zu erwarten hatte, und in den letzten paar Tagen war sie immer nervöser geworden, weil sie wußte, sie mußte es ihm mitteilen. Es war nicht überraschend, wenn man nach solchen Neuigkeiten mit Sack und Pack davongejagt wurde. Und wohin würde sie sich dann wenden?
»Bitte, meine Liebe, beruhige dich. Du siehst ja ganz ängstlich aus. Ich bin mir bewußt, ein schwerer Sünder zu sein, wie die meisten Männer, und bin zahlreicher Fehler schuldig«, bemerkte Nikki mit leisem Lächeln. »Aber sei beruhigt, ich werfe keine schwangeren Frauen auf die Straße.«
Dann betrachtete er Alisa genauer. »Mit so was muß man schließlich rechnen«, fuhr er fort. »Sicher hast du nicht erwartet, diesem Zustand lange zu entgehen. Wenn man an die Eifrigkeit denkt, mit der wir unsere … äh, Freundschaft pflegen«, griente er.
»Du bist also nicht wütend?« fragte Alisa ungläubig.
»Wütend? Warum das? Komm, mein Schatz, gib mir einen Abschiedskuß. Ich muß jetzt wirklich gehen, denn Tschernows Witzchen werden jeden Tag gröber, und ich bin so verflucht spät dran.«
Seit Alisa wußte, daß sie schwanger war, hatte sie Angst vor der Zukunft. In ihrer Ehe mit Forseus hatte sie kein weiteres Kind gewollt und alle Gedanken daran aufgegeben. Aber sie hatte sich auch nicht gewünscht, von Prinz Kuzan schwanger zu werden, besonders da ihre Beziehung so ungeklärt war. Dieses Kind, das in ihrem Körper
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