Drei Tage voller Leidenschaft
ließ sich in einem vergoldeten Brokatsesselchen nieder, das unter seinem Gewicht beleidigt aufstöhnte, streckte die langen Beine vor sich aus, die in makellos hellbeigen Hosen steckten, und lehnte sich bequem zurück. Er wirkte in dem eleganten, grüngoldenen Vorführraum wie zu Hause, als besuche er häufig das Innere der beliebten Modehäuser. Normalerweise blieb er aber immer ungeduldig und gleichgültig im Vorzimmer sitzen, wenn seine Geliebten die Kleider auswählten, und zeigte nicht das geringste Interesse, sich mit deren Vorlieben zu befassen.
Madame Vevay war deshalb jetzt überrascht über Prinz Kuzans Anwesenheit und stammelte verwirrt, aber rasch die Fassung wiedergewinnend neugierig: »Monsieur interessiert sich für die Stoffe und Muster?«
»Aber natürlich«, erwiderte Nikki gelassen, als sei das sein ganz normales Verhalten. »Meine Kusine und ich glauben nicht an die altmodische Trauerzeit, daher möchte ich weder Schwarz noch strenges Grau. Leuchtende, helle Farben, meine ich«, fügte er nachdenklich hinzu, und sein Blick wanderte rasch an Alisas Körper auf und ab, die vor Wut errötend vor ihm stand. Mit kühner Grausamkeit fügte er hinzu: »Dabei fällt mir gerade ein, wir bestellen auch zwei Dutzend Seidennegliges in allen Farben. Und die üblichen Froufrous mit Spitzen und Bändern.«
»Sehr wohl, Monsieur, zwei Dutzend. Wenn Sie mich bitte einen Moment entschuldigen wollen. Ich suche meine Muster zusammen und vielleicht ein paar Kleider, die Madame wegen der Größe anprobieren kann.«
Alisa war zornig und verlegen über Nikkis Anwesenheit hier und zischte, nachdem Madame Vevay den Raum verlassen hatte:
»Ich hoffe, dieses Spiel amüsiert Sie, Prinz Kuzan.«
»Du amüsierst mich stets, mein Liebling, auf vielfältige und zahllose Weisen«, erwiderte er und blickte sie unter halbgesenkten Lidern herausfordernd und anzüglich an. Sein Selbstbewußtsein war unerschütterlich. Dann rauschte Madame Vevay wieder in den Salon, die Arme voll Skizzen, Stoffmuster und Kleider, und machte sich an die Anprobe.
Nikki sah anerkennend zu, wie Alisa Rock und Bluse abstreifte. Bald stand sie errötend in Korsett, Hemd und Unterrock da. Die köstliche Rundung ihrer Brüste schob sich hoch über das enggeschnürte Spitzenleibchen.
Madame Vevay bemerkte erstaunt die zahlreichen Prellungen, die immer noch leicht auf Alisas ansonsten elfenbeinreiner Haut zu sehen waren, blieb aber stumm. Ob Prinz Kuzan sie schlug? Er hatte einen Ruf für Ausschweifungen und eine Neigung fürs Bizarre, aber noch nie hatte sie Gerüchte gehört, daß er auch pervers sei. Dennoch war diese Frau vor nicht allzulanger Zeit schwer geprügelt worden. War das seine neueste Anwandlung, überlegte sie. Ihre Neugier auf diese Beziehung stieg weiter.
Sie ließ eine weiße, perlenbestickte Seidenkreation über Alisas Kopf gleiten und zupfte das Kleid zurecht, nachdem sie es auf dem Rücken zugeknöpft hatte. Es war aus weißer Seide, der Rock von winzigen Pailletten übersät. Das Oberteil war wie der Rock aus weißer Seide und an den Rändern mit bunter Seide handbestickt. Die Schärpe auf dem Rücken war passend bestickt und die gesamte Länge mit einem weißen Saum aus Pailletten besetzt. Hellviolette Samtbänder rundeten die Rüschen an Schultern, Dekollete und Hüften ab.
»Komm näher, meine Liebe«, verlangte Nikki. »Weiß steht dir gut.«
Alisa trat zögernd dichter zu ihm, blieb aber außerhalb seiner Reichweite stehen.
»Komm her, Schatz«, wiederholte Nikki mit fester Stimme und streckte ihr die Hand entgegen, um sie zu berühren, aber da trat sie ein paar Schritte zurück.
Hatte diese junge Frau Angst vor ihm? fragte sich Madame Vevay, obwohl ihr bewußt war, daß es sicherer war, nicht weiter über das Privatleben von rücksichtslosen Patriziern wie Prinz Kuzan zu spekulieren. Er war viel zu wohlhabend und einflußreich, um ihn sich zum Feind zu machen.
Nikki griff nach Alisas Hand, richtete sich auf und zog sie zwischen seine Beine.
»Dreh dich um, damit ich das Kleid von allen Seiten sehen kann«, murmelte er sanft und schob sie langsam herum.
Der Seidenrock streifte seine Beine. Unter seinem aufmerksamen Blick drehte sich Alisa um. Ihre schlanke Gestalt wurde in dem gewagten Kleid mit dem tiefen Ausschnitt aufs beste betont.
»Es gefällt mir«, erklärte der Prinz nachdrücklich. »Das nehmen wir, Madame Vevay.«
»Es ist viel zu extravagant«, flüsterte Alisa. Nikkis Anwesenheit brachte sie aus der
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