drei !!! Tanz der Hexen
Digitalkamera und fotografierte die Papiere. Dann schob sie sie zurück unter die Schreibtischschublade. Ihr blieb keine Zeit mehr, um zu überprüfen, ob alles wieder so aussah wie vorher. Die Schritte waren jetzt ganz nah. Auf leisen Sohlen flitzte Franzi durch das Büro. Als sie es gerade verlassen wollte, öffnete sich die Tür. Zu spät! Geistesgegenwärtig sprang Franzi hinter die Tür und drückte sich flach gegen die Wand. Sie wagte kaum zu atmen.
»Nanu«, murmelte eine Stimme. »Hab ich etwa das Licht angelassen?« Es war Pias Vater.
Franzi biss sich auf die Unterlippe. Mist! Sie hatte die Deckenlampe vergessen. Hoffentlich schöpfte der Wirt keinen Verdacht. Wenn er hinter die Tür schaute, war sie verloren. Was er wohl mit ihr anstellen würde, wenn er sie in seinem Büro entdeckte? Franzi wagte gar nicht daran zu denken. Aber eine ordentliche Tracht Prügel war vermutlich das Mindeste, was sie zu erwarten hatte.
»Merkwürdig …« Der Wirt stapfte zum Schreibtisch und wühlte in den Papieren. Ob er merken würde, dass ein paar Blätter nicht mehr so dalagen, wie er sie zurückgelassen hatte? Zum Glück war der Schreibtisch dermaßen unordentlich, dass ihm hoffentlich nichts auffallen würde.
»Wo hab ich denn …«, murmelte er und Franzi hörte leises Rascheln. »Da ist er ja!« Mit einem zufriedenen Grunzen machte Pias Vater kehrt, löschte das Licht und verließ das Büro.
Franzi wartete, bis die Schritte auf der Treppe verklungen waren. Erst dann wagte sie aufzuatmen. Sie schlüpfte aus dem Büro, rannte den düsteren Kellerflur entlang, spurtete die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend – und prallte auf dem oberen Treppenabsatz mit jemandem zusammen.
»Wo kommst du denn her?« Vor ihr stand der Wirt und musterte sie misstrauisch aus seinen kleinen Schweinsaugen. Er roch nach Frittierfett und Achselschweiß und hielt ein leicht zerknittertes Stück Papier in der Hand.
Franzi erstarrte. »Ich … ich …«, stammelte sie. Ihr Kopf war einen schrecklichen Moment lang wie leer gefegt. Doch dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. »Ich war auf dem Klo«, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme nicht allzu sehr zitterte.
»Auf dem Klo?«, wiederholte Pias Vater gedehnt. Franzi merkte, dass er ihr kein Wort glaubte.
»Genau.« Sie stützte selbstbewusst die rechte Hand in die Hüfte und fügte schnippisch hinzu: »Wieso? Ist das verboten?«
Der Wirt überging ihre Frage. »Sieh zu, dass du Land gewinnst«, knurrte er. »Und wehe, ich erwisch dich noch mal beim Herumschnüffeln, dann …«
»Was dann?«, fragte Franzi keck, obwohl ihr in Wirklichkeit gerade der Angstschweiß ausbrach. Doch vor diesem Grobian wollte sie sich auf keinen Fall eine Blöße geben.
Ehe der Wirt antworten konnte, tauchte ein Mann hinter ihm auf, der auf einer Sackkarre mehrere Getränkekisten vor sich her schob.
»Wo sollen die Bierkisten hin?«, fragte er.
Der Wirt nickte zur Treppe hinüber. »In den Vorratskeller. Warten Sie, ich komme mit. Hab den falschen Lieferschein erwischt. Ich bin mir ganz sicher, dass ich die letzte Bestellung schon bezahlt habe.«
»Das brauche ich schwarz auf weiß«, sagte der Mann. »Ansonsten gilt: Nur Bares ist Wahres. Wenn Sie das Bier nicht sofort bezahlen, muss ich es wieder mitnehmen. Klare Anweisung vom Chef.«
Der Wirt fuhr sich ärgerlich mit der Hand über seine Glatze. »Das können Sie doch nicht machen!«, schimpfte er. »Ich bin schon seit über zehn Jahren Kunde bei Getränke Willberg und Sie haben Ihr Geld bisher noch immer bekommen. Ohne Bier kann ich den Laden hier endgültig dichtmachen …«
Franzi nutzte die Gelegenheit und machte sich aus dem Staub. Sobald sie außer Hörweite war, stieß sie einen tiefen Seufzer aus und murmelte: »Was für ein Kotzbrocken!«
Dann ging sie zurück in die Gaststube, bevor Kim und Marie eine Vermisstenanzeige aufgaben. Das war ja gerade noch mal gut gegangen!
Hexennacht
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Dienstag, 19:18 Uhr
Gerade haben wir eine ausführliche Lagebesprechung abgehalten. Allmählich kommt Licht ins Dunkel. Es war eine super Idee von Franzi, die Unterlagen in Herrn Körners Büro zu fotografieren. Leider sind die Bilder ziemlich unscharf geworden. Und ausgerechnet jetzt haben wir keinen Computer zur Verfügung! Sonst hätte ich mit meinem Bildbearbeitungsprogramm vielleicht noch mehr aus den Fotos herausholen können. Na ja, egal. Wir haben jedenfalls ziemlich lange gebraucht, bis wir
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