drei !!! Tanz der Hexen
ein tolles Haus«, sagte Marie und wischte ihren Teller mit einem Stück Brötchen sauber. »Richtig verwunschen. Sieht fast ein bisschen wie ein Hexenhaus aus.«
Oma Lotti lächelte. »Ja, ich mochte das Haus auch auf Anhieb. Es ist schon sehr alt, wisst ihr. Und mir gefällt, dass es direkt am Waldrand liegt. Hier habe ich meine Ruhe und muss mich nicht mit irgendwelchen Nachbarn herumärgern. Trotzdem bin ich schnell im Dorf und bekomme dort alles, was ich brauche.«
»Was hat es eigentlich mit dem Wald auf sich?«, wollte Marie wissen. »Warum wird er Märchenwald genannt?«
»Das ist in der Tat eine sehr spannende Geschichte.« Oma Lottis runzliges Gesicht nahm einen geheimnisvollen Ausdruck an. »Es gibt eine alte Legende, die sich um den Märchenwald rankt …«
»Soll ich schon mal abräumen?«, unterbrach Franzi ihre Oma. »Ich hab die Geschichte bestimmt schon tausendmal gehört.«
»Meinen Teller kannst du mitnehmen«, sagte Marie großzügig und schob Franzi den Teller hinüber.
Kim zögerte. »Ich überlege, ob ich vielleicht noch ein klitzekleines Stück von dem Kuchen …«
»Aber natürlich, bedien dich einfach.« Oma Lotti lächelte Kim zu. Dann begann sie zu erzählen. »Also, der Märchenwald heißt so, weil hier die Geschichte von Hänsel und Gretel stattgefunden haben soll.«
»Was?« Marie machte große Augen. »Aber das ist doch ein Märchen!«
»Richtig.« Oma Lotti nickte. »Früher wurden die Geschichten mündlich von Generation zu Generation weitergegeben, bis sie irgendwann gesammelt und aufgeschrieben wurden. Doch jedes Märchen hat irgendwo seinen Ursprung. Man sagt, Hänsel und Gretel seien hier in diesem Wald von ihren Eltern ausgesetzt worden. Die Geschichte soll auf einer wahren Begebenheit beruhen. Angeblich ist vor langer Zeit wirklich ein Geschwisterpaar im Wald verschwunden. Es soll nie wieder aufgetaucht sein. Die Legende erzählt, dass die Kinder von einer bösen Hexe, die tief im Wald ihr Unwesen trieb, gemästet und verspeist worden sind. Elemente dieser Legende finden sich im Märchen von Hänsel und Gretel wieder.«
»Aber im Märchen überlisten Hänsel und Gretel die Hexe und verbrennen sie im Ofen«, wandte Kim ein, die gerade ihr drittes Stück Kuchen verdrückte.
»Das stimmt«, sagte Oma Lotti. »Man wollte den Kindern die grausame Wahrheit nicht zumuten. Darum hat das Märchen einen positiven Schluss. Die Legende vom Märchenwald hingegen endet tragisch.«
Marie blickte durch das Küchenfenster auf den nahe gelegenen Wald. Die Bäume ragten düster in den Nachthimmel und sie zog fröstelnd die Schultern hoch. »Puh, was für eine unheimliche Geschichte.«
Franzi grinste, während sie die schmutzigen Teller in der Spüle stapelte. »Wer weiß, vielleicht spukt die Hexe ja immer noch im Wald herum. Dann kannst du mit ihr Zaubersprüche austauschen.«
Marie ignorierte die spöttische Bemerkung und Franzi beugte sich zu Minka hinunter, Oma Lottis Katze, die ihr unruhig um die Beine strich.
»Hänsel und Gretel – das ist doch Kinderkram, was, Minka?«, murmelte Franzi und streichelte der Katze über das rabenschwarze Fell. »Du glaubst auch nicht an diesen Unsinn, oder?« Minka maunzte und Franzi sah zu ihrer Oma. »Ich glaube, Minka möchte nach draußen.«
»Das geht leider nicht.« Oma Lotti machte ein bedauerndes Gesicht. »In der letzten Zeit sind hier ein paar Katzen verschwunden, darum behalte ich Minka lieber im Haus.«
Franzi wurde hellhörig. »Verschwunden? Wie denn?«
Oma Lotti zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Im Dorfladen wurde erzählt, die Katzen wären nachts zum Jagen draußen gewesen und morgens nicht zurückgekommen. Niemand weiß, wo sie geblieben sind.«
Die drei !!! sahen sich an. Kim und Marie waren nun ebenfalls aufmerksam geworden. In Franzis Bauch begann es zu kribbeln, wie immer, wenn sie einen neuen Fall witterte.
»Das ist ja merkwürdig«, sagte Kim langsam. »Katzen können sich doch nicht einfach in Luft auflösen.«
»Vielleicht sind sie überfahren worden«, überlegte Marie laut.
Oma Lotti schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Dann hätte man sie doch finden müssen.«
Franzi nahm Minka auf den Arm. »Tut mir leid, meine Schöne. Dann wird heute nichts aus deinem nächtlichen Jagdausflug.«
Sie kraulte Minka hinter den Ohren und die Katze begann wohlig zu schnurren.
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Sonntag, 21:56 Uhr
Heute sind wir nach einer langen und ziemlich anstrengenden Radtour bei
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