drei !!! Tanz der Hexen
trug eine hautenge, rotweiß gestreifte Radlerhose und ein bauchfreies Top, das eigentlich viel zu kühl für die Jahreszeit war. Die Haare hatte sie mit einem roten Tuch zusammengebunden und ihr Zopf flatterte dekorativ im Wind. Mit ihrem Styling hätte sie ohne Probleme an einem Fotoshooting für einen Sportartikel-Katalog teilnehmen können. Auf ihrer Stirn war kein einziger Schweißtropfen zu sehen. Sie nahm die sanften Hügel auf ihrem Hightech-Mountainbike scheinbar ohne jede Anstrengung. Durch ihr regelmäßiges Aerobic-Training war sie allerdings auch ziemlich fit – ganz im Gegensatz zu Kim, die Sport hasste wie die Pest. Diese Abneigung hatte Franzi noch nie nachvollziehen können. Sie liebte es zu skaten, Rad zu fahren oder auf ihrem Pony Tinka stundenlange Ausritte zu unternehmen.
»Gute Idee!« Kim warf Marie einen dankbaren Blick zu.
Sie hatten die höchste Stelle des Hügels erreicht und ließen sich auf der anderen Seite wieder hinunterrollen.
»Okay, von mir aus«, gab Franzi nach. »Aber dann beschwert euch nicht, wenn wir zu spät zum Abendessen kommen.«
Bei einer Baumgruppe hielten sie an und stiegen von den Rädern. Kim rieb sich ihr Hinterteil und verzog das Gesicht.
»Mist, mein Hintern tut jetzt schon weh«, stellte sie fest und ließ sich ins Gras fallen. »Morgen kann ich bestimmt nicht mehr sitzen.«
Franzi rollte mit den Augen. »Du wirst es überleben. Ein bisschen Bewegung tut dir ganz gut. Wir haben unsere gemeinsamen Joggingrunden in letzter Zeit viel zu oft ausfallen lassen.«
»Eigentlich hätte Stefan uns ja auch mit dem Auto nach Billershausen bringen können«, sagte Marie und holte eine Flasche Wasser aus ihrem Rucksack. »Das wäre doch viel praktischer gewesen.«
Kim grinste. »Praktischer – ja klar. Gib’s zu, du machst dir wieder Hoffnungen, seit Stefan nicht mehr mit Sonja zusammen ist.«
Es war ein offenes Geheimnis, dass Marie für Franzis älteren Bruder Stefan schwärmte. Sie ließ keine Gelegenheit aus, um ihn auf sich aufmerksam zu machen – bisher allerdings ohne Erfolg. Stefan interessierte sich nur für seinen alten Opel und ab und zu für Sonja, mit der er eine ziemlich chaotische Beziehung führte. Die beiden hatten sich schon so oft getrennt und wieder versöhnt, dass Franzi es längst aufgegeben hatte, auf dem Laufenden zu bleiben. Sie verstand sowieso nicht, wie sich jemand in ihren Bruder verlieben konnte. Mal ganz davon abgesehen, dass er mit seinen achtzehn Jahren viel zu alt für Marie war.
Marie setzte ihre Sonnenbrille auf und versuchte, ein unbeteiligtes Gesicht zu machen. »Quatsch. Ich will nichts mehr von Stefan, das ist längst vorbei.« Sie trank einen großen Schluck Wasser und reichte die Flasche an Franzi weiter.
»Na hoffentlich.« Franzi nahm die Wasserflasche mit gerunzelter Stirn entgegen. »Es bringt nämlich überhaupt nichts, wenn du ihn noch länger anhimmelst. Du hast sowieso keine Chance, also vergiss ihn am besten einfach.«
Marie biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Sie sah plötzlich traurig aus, und Franzi tat es beinahe leid, dass sie so direkt gewesen war. Als Stefan vor einiger Zeit wieder mit Sonja zusammengekommen war, hatte es Marie fast das Herz gebrochen. Sie hatte wochenlang schlimmen Liebeskummer gehabt. Aber Franzi war nun mal nicht der Typ, der um den heißen Brei herumredete. Sie bevorzugte klare Worte – auch wenn das für ihre Mitmenschen nicht immer angenehm war.
Kim drückte tröstend Maries Arm und hielt ihr eine Tüte Gummibärchen hin, die sie aus ihrer Satteltasche geholt hatte. »Du schaffst das schon. Denk an die Tarotkarte, die du letztens gezogen hast: Die zwei Kelche.«
»Genau.« Franzi wollte ihre Freundin ebenfalls aufmuntern. »Das bedeutet, dass du dich bald neu verlieben wirst. Vielleicht wartet ja in Billershausen dein Traumprinz auf dich.«
Marie schnaufte verächtlich. »Kann ich mir nicht vorstellen. Was soll ich denn mit einem Dorfbubi? Mein Traumtyp muss schon ein bisschen mehr auf dem Kasten haben. Er muss gut aussehen, intelligent und witzig sein, gern ins Kino gehen und Sport mögen.« Sie nahm ein Gummibärchen und steckte es in den Mund.
»Aha.« Franzi grinste. »Warum zauberst du dir deinen Traumtypen nicht einfach herbei? So ein kleiner Liebeszauber ist doch bestimmt ein Klacks für dich.«
Kim lachte, aber Marie blieb ernst. Sie schob sich ihre Sonnenbrille in die Haare und eine sanfte Röte überzog ihre Wangen. »Na ja … also … wo du’s jetzt schon
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