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Drei Unzen Agonie

Drei Unzen Agonie

Titel: Drei Unzen Agonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ding, ihm zu helfen! Das Projekt war natürlich ich, doch
bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich zwar brennend für die Parfümherstellung
interessiert, nicht aber für Männer. Der Gedanke, daß er für anderes als seine
Arbeit entflammen könnte, kam mir gar nicht .« Sie
lächelte zynisch. »Es war wirklich romantisch. Wir beide ganz allein auf dem
Boden im Labor. Ich wußte gar nicht, wie mir geschah. Hinterher dachte ich
natürlich, er sei in wahnsinniger Liebe zu mir entbrannt; daß kein Mann so
etwas mit einem Mädchen tun würde, wenn er nicht an Heirat dachte. Kein Wunder,
daß ich am nächsten Tag den Schock meines Lebens erhielt, als er mich ganz
gelassen über die Tatsachen aufklärte.
    Ein paar Jahre später starb
mein Vater und hinterließ mir die Firma. Ich war damals einundzwanzig. Alle
meinten, sie könnten mit mir machen, was sie wollten. Aber am ersten Tag, an
dem ich ins Büro kam, wurden sie eines Besseren belehrt. Leo Stahl war damals
Charles’ rechte Hand. Meine erste Amtshandlung bestand darin, Leo zu befördern
und Charles zu degradieren. Und weil mir das so guttat, kürzte ich auch
Charles’ Gehalt entsprechend. Daraufhin kündigte er und gründete seine eigene
Firma. Ich sah ihn erst fünf Jahre später wieder, bei einer Tagung in Chikago.
Er sagte, wir sollten doch die Vergangenheit begraben, und lud mich zum Abendessen ein. Wir gingen ein paarmal zusammen aus, und auf einmal
war ich wieder das romantische kleine Mädchen. Die Sache entwickelte sich so
weit, daß ich drauf und dran war, ihn zu heiraten. Er schlug vor, wir sollten
unsere beiden Firmen vereinigen, und ich fand den Vorschlag gut. Ich erzählte
ihm alles über die neue Mischung, die Leo in Arbeit hatte. Dann legte mir
Charles seinen Plan für die Fusion vor. Nachdem ich mir das Projekt gründlich
angesehen hatte, wurde mir klar, daß er nicht mich wollte, sondern die Firma.
Und trotzdem« — sie verzog das Gesicht —, »wenn er jetzt hier ins Zimmer käme, würde
ich wahrscheinlich genau das gleiche Gefühl der Erregung bekommen wie damals,
als ich ihn vor zehn Jahren das erstemal sah.«
    »Wissen Sie was ?« sagte ich leise. »Ich habe den Eindruck, Sie leiden unter
dem gleichen Komplex wie Ihr Bruder. Nur ist es bei Ihnen Fremont, bei Ihrem
Bruder das Dienstmädchen .«
    Ihr Gesicht wurde flammend rot.
Ich duckte mich gerade noch rechtzeitig, um dem Glas zu entgehen, das sie nach mir schleuderte; es zersplitterte über mir an
der Wand. »Sie...«
    Das silberne Telefon auf dem
Toilettentisch läutete melodisch. Sie schloß einen Moment die Augen und rang um
Fassung. Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, hob sie den Hörer ab. »Maxine
Lord«, meldete sie sich mit rauher Stimme. Einige
Sekunden lauschte sie stumm, dann sah sie mich wütend an. »Es ist Jonathan. Für
Sie.«
    Ich nahm den Hörer. »Boyd.«
    »Ich kann am Telefon nicht
sprechen«, sagte er gepreßt. »Ich bin in Cindys Wohnung. Kommen Sie sofort her,
Boyd. So schnell Sie können .« Dann legte er auf.
    »Was will er ?« Sie stand mit gerunzelter Stirn vor mir.
    »Er möchte mir die Geschichte
seines Lebens erzählen«, erwiderte ich. »Vielleicht auch die Ihre.«
    »Die haben Sie eben gehört .«
    »Aber nicht von ihm.« Ich
grinste. »Könnte ja sein, daß Sie das Beste ausgelassen haben .«
    Die blauen Augen wurden
eiskalt. »Unsere Abmachung ist nichtig, Boyd«, erklärte sie mit harter Stimme.
»Sie brauchen sich nicht mehr zu bemühen. Ich werde Ihnen morgen früh einen
Scheck für Ihre Auslagen schicken, es handelt sich ja nur um Taxifahrten. Ihre
Zeit kann nicht viel kosten .«
    »Das ist dann also das Ende,
Maxine«, sagte ich im melancholischen Ton eines Schmierenkomödianten. »Ich
frage mich, ob in zehn Jahren, wenn wir uns wiedersehen, das gleiche Gefühl der
Erregung sich in mir rühren wird, das ich jetzt empfinde, wenn ich Ihr liebes
Gesicht sehe .«
    »Sie Ekel!« Sie packte die
Haarbürste und warf sie nach mir. »Verschwinden Sie! Sie werden noch wünschen,
daß Sie nie geboren wären. Warten Sie nur !« Ein
Parfümflakon zerplatzte über mir an der Wand.
    Ich beschloß zu verschwinden,
sonst kam ich womöglich doch noch zu Schaden. In Rekordzeit legte ich den Weg
vom Schlafzimmer zum Aufzug zurück. Als ich auf die Straße trat, hatte es
wieder zu schneien begonnen. Ich mußte zehn Minuten warten, ehe ein leeres Taxi
vorbeikam.
    Jonathan Lord öffnete mir die
Tür zu Cindy Vickers’ Wohnung und zog mich hinein.
    »Was haben Sie mit ihr

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