Drei Unzen Agonie
gemacht ?« fragte er mit erstickter Stimme. »Wenn Sie es mir nicht
sofort sagen, bringe ich Sie um .«
»Ruhig Blut«, meinte ich
beruhigend. Dann schüttelte ich seine Hände ab.
»Bis zu dem Moment, als Maxine
Sie engagierte, ging alles gut .« Er starrte mir ins
Gesicht. »Wo ist sie? Was haben Sie mit ihr gemacht ?«
»Hätte ich Ihnen dann gesagt,
daß sie dabei war, Sie anzurufen, als ich ging ?« fragte ich vernünftig. »Wäre ich jetzt hier, wenn ich ihr was angetan hätte ?«
»Ich... ich weiß nicht .« Er ließ die Arme sinken und schüttelte den Kopf. »Ich
kann überhaupt nicht mehr denken. Irgend etwas muß ihr
zugestoßen sein, Boyd. Ich fuhr sofort von Maxine aus hierher, aber sie war
nicht da. Wenn sie wirklich vorhatte, mich anzurufen, dann kann sie höchstens
zu meiner Wohnung gefahren sein. Ich habe fünfmal dort angerufen, aber es
meldet sich niemand. Sie ist also nicht dort. Sie hat bestimmt nicht nachts um
eins plötzlich Lust bekommen, einen Spaziergang zu machen .«
»Sie schien ziemlich außer
sich, als ich ging«, meinte ich vorsichtig. »Offenbar schlägt sie sich mit
einem Problem herum. Vielleicht hat Sie bei Ihnen angerufen, und als sich
niemand meldete, beschloß sie, sich die Sache erst einmal in Ruhe und allein zu
überlegen. Vielleicht ist sie für ein paar Tage zu einer Freundin gezogen.
Irgendwohin, wo Sie sie nicht finden können, damit sie vorläufig nicht mit
Ihnen zu sprechen braucht.«
»Was soll das schon für ein Problem
sein ?« fragte er. »Wir lieben uns und wollen gleich
nach meinem Geburtstag heiraten. Was sonst kann ihr wichtig sein? So wichtig,
daß sie meint, mir aus dem Weg gehen zu müssen, um zu einem Entschluß zu
kommen?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte
ich geduldig. »Vielleicht hat sie Ihnen einen Brief dagelassen .«
»Daran habe ich auch gedacht«,
fuhr er mich an. »Ich habe nichts gefunden. Nichts!«
»Hat sie Bekannte, die sie
besucht haben könnte ?«
»Cindy hat in Manhattan keine Bekannten.
Sie stammt aus Detroit und hat in Jersey City gearbeitet, als ich sie
kennenlernte .«
»Das erwähnte sie«, meinte ich.
»Das Lokal gehörte doch einem gewissen Slessor, nicht wahr ?«
»Don Slessor.« Er nickte. »Aber
um die Zeit würde sie doch nicht nach Jersey City fahren .«
»Vielleicht hat er in Manhattan
eine Wohnung .«
»Warum, zum Teufel, sollte sie
wohl ihn besuchen ?« fragte er angriffslustig.
»Angenommen, sie brauchte Zeit
zum Nachdenken«, sagte ich milde, »und wollte Sie nicht sehen. Vielleicht ist
Slessor in Manhattan der einzige Mensch, der ihr ein Zimmer geben würde, ohne
Fragen zu stellen und ohne sie zu belästigen .«
Er dachte eine Weile nach. »Wo
hab’ ich ihn nur das erstemal getroffen? Ach ja, in
den Ausstellungsräumen von Maxine. Er kauft für seine Mädchen immer unser
Parfüm, weil es teuer und exklusiv ist .« Ein
schattenhaftes Grinsen huschte über sein Gesicht. »Ein ausgesprochen gewandter
Bursche, dieser Don Slessor. Ich hatte noch nie jemanden kennengelernt, der ein
Striptease-Lokal besaß, deshalb lud ich ihn zum Abendessen ein. Hinterher nahm
er mich mit in seinen Klub, und da lernte ich Cindy kennen. Dann...« Er
schnalzte mit den Fingern. »Er sagte etwas davon, daß er in Manhattan
übernachten könne, aber es handelte sich nicht um eine Wohnung. Es war ein
Lokal in Greenwich Village .« Er runzelte die Stirn. »Es war ein Nachtlokal, das ihm gehörte. Er sagte, es
wäre zwar nicht sehr rentabel, aber billiger als eine Wohnung .«
»Hatte es einen Namen ?« fragte ich.
»Blue Lady?« Er schüttelte den Kopf. »Nein,
das ist sein Lokal in Jersey. Aber es hatte was mit Blue zu tun. Blue irgendwas. Ach ja, Blue Doll! So hieß es, ja .«
»Dann werde ich mal hinfahren
und nachsehen, ob sie dort ist«, erklärte ich.
»Wir werden hinfahren«, verbesserte
er mich gereizt.
»Wenn sie dort sein sollte,
dann hat sie Slessor bestimmt gesagt, daß sie Sie nicht sehen will«, brummte
ich. »Sie werden also gar nichts erfahren. Aber mich kennt er nicht, das ist
ein Vorteil. Ich kann einfach behaupten, ich wäre ein alter Freund von Cindy,
aus Detroit oder so. Auf jeden Fall werde ich feststellen, ob sie dort ist oder
nicht .«
»Das paßt mir zwar gar nicht,
aber Sie haben wahrscheinlich recht .« Er blickte mich
mit zusammengezogenen Brauen an. »Rufen Sie mich sofort an, wenn Sie Bescheid
wissen .«
»Selbstverständlich. Wo?«
»Hier natürlich«, erklärte er
empört. »Vielleicht täuschen
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