Drei Unzen Agonie
Augies Stolz verletzt. Er ist noch immer wütend auf Sie .« Er paffte an seiner Zigarre. »Warum fangen wir nicht noch
einmal von vorn an. Also: warum?«
»Augie schlug mich nieder, weil
ich heute nachmittag ein bißchen unaufmerksam war«,
berichtete ich. »Als ich ihn dann heute abend wieder in der Wohnung antraf, fand ich...«
»Pete!« Slessor blickte über
meine Schulter zu dem Kahlköpfigen hin.
Der Kahlköpfige watschelte vier
Schritte auf mich zu. Das Licht spiegelte sich in seiner Glatze, seine fette
Hand umfaßte meinen Hals und drückte. Ich bekam keine Luft mehr. Fünf Sekunden
später lockerte sich seine Umschlingung. Er senkte den Arm.
»Reden Sie, solange es Zeit
ist, mein Freund«, flüsterte er mir krächzend ins Ohr.
»Lassen Sie mich klarmachen,
worauf ich hinauswill, Mr. Boyd«, sagte Slessor, als wäre nichts geschehen.
»Warum interessieren Sie — ein
Privatdetektiv — sich für Cindy Vickers ?«
Ich massierte sachte meinen
Hals, dennoch klang meine Stimme heiser, als ich sprach. »Weil ich einen
Auftraggeber habe, der sich für sie interessiert .«
»Und wer ist der Auftraggeber ?«
»Maxine Lord.«
»Die dumme Gans muß ihm alles
erzählt haben«, meinte Augie. »Er hat ihr seine Karte dagelassen und« - er
bekam die Worte nur mit Mühe hervor — »meine Knarre. Woher kann er sonst
wissen, daß er hier nach ihr zu suchen hat ?«
»Was hat Ihnen Cindy erzählt,
Mr. Boyd ?« erkundigte sich Slessor.
Ich fand, es könnte Cindy nur
zum Vorteil gereichen, wenn ich den Anschein erweckte, es wären eine ganze
Menge Leute in die Sache verwickelt. »Sie hat mir praktisch alles erzählt«,
erklärte ich selbstsicher. »Von dem Schmuck über den versprochenen Nerzmantel
bis zu dem Brief, den sie auf Augies Befehl hin
schreiben sollte.«
»Und von den Fotos?« Seine
Augen wurden trübe.
»Das auch.«
Eine Weile konzentrierte er
sich auf den Rauch, der von seiner Zigarre aufstieg. Dann schüttelte er langsam
den Kopf. »Sie haben mich in eine schwierige Lage gebracht, Mr. Boyd«, bemerkte
er leise. »Sie haben sich zu einem Problem entwickelt .«
»Er weiß zuviel«, flüsterte der
Kahlköpfige. »Es wäre vielleicht am klügsten, ihn gleich kaltzumachen, bevor er
uns noch mehr Scherereien verursacht .«
»Findest du, Pete ?« Slessor schien an dem Vorschlag nicht sonderlich
interessiert.
»Ich würde die Sache mit
Vergnügen persönlich erledigen«, ließ sich Augie vernehmen. »Aber, wie gesagt,
er hat sich zum Problem ausgewachsen. Wenn wir ihn jetzt aus dem Weg räumen,
laden wir uns damit wahrscheinlich noch mehr Schwierigkeiten auf. Die Lord ist
seine Auftraggeberin, und wir wissen nicht, was er ihr alles erzählt hat .«
»Und vergessen Sie Jonathan
Lord nicht«, warf ich hastig ein. »Der sitzt nämlich jetzt in Cindys Wohnung
und wartet auf meinen Anruf .«
Kaum hatte ich das letzte Wort
gesprochen, als mir aufging, daß ich einen Riesenfehler begangen hatte. Ein
Ausdruck der Erleichterung huschte über Slessors Züge.
»Das können wir gleich
erledigen .« Er grinste mich vergnügt an. »Rufen Sie
ihn an und erklären Sie ihm, daß alles in bester Ordnung ist .«
»Das wird ihm kaum genügen«,
versetzte ich. »Er wird wissen wollen, wo Cindy steckt und warum sie die
Wohnung verlassen hat .«
»Dann sagen Sie eben, eines der
Mädchen, mit denen sie früher zusammengearbeitet hat, hätte sie angerufen und
um Hilfe gebeten. Sie wäre gerade in eine neue Wohnung gezogen und plötzlich
krank geworden. Glücklicherweise wäre es nichts Ernstes, nur eine Migräne, aber
Cindy hätte sich entschlossen, über Nacht zu bleiben .« Er sah Augie an. »Haben wir einen Namen, der überzeugend klingt ?«
»Jackie Summers«, antwortete
Augie wie aus der Pistole geschossen. »Die beiden hatten sich in Jersey
ziemlich angefreundet. Ich glaube, Lord hat die Summers sogar mal kennengelernt .«
»Gut.« Slessor widmete sich
wieder mir. »Die kleine Summers rief mich an und sagte, es ginge ihr ziemlich
schlecht. Ich konnte ihr nicht helfen, doch dann fiel mir ein, daß Cindy ja in
Manhattan war. Deshalb rief ich sie an. Sagen Sie Lord, er solle sich keine Sorgen
machen, Cindy würde morgen abend wieder in ihrer
Wohnung sein .« Er hob den Telefonhörer ab und hielt
ihn mir hin. »Aber machen Sie keine Mätzchen, Boyd .«
Er wartete, bis ich den Hörer
genommen hatte, und sagte dann: »Pete, du bleibst hinter Boyd stehen, während
er telefoniert. Wenn er auch nur den Versuch macht, uns
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