Drei Worte, die das Glueck bedeuten
höflich und nett, und trotzdem war er unendlich froh, wenn alles vorbei war – weil ihn diese Veranstaltungen einfach zu Tode langweilten. Er liebte es, Fotos zu machen, aber es war ihm herzlich egal, wer sie sich später ansah.
Heute Abend allerdings war das anders. Heute Abend würden praktisch alle Menschen, die ihm etwas bedeuteten, bei Dustin in der Galerie sein. Seine Schwester mit Mann und Sohn. Seine Mutter. Sein Vater natürlich nicht. Gestern Abend hatte Deke sich endlich von dem Hirngespinst verabschiedet, dass eine Versöhnung zwischen ihm und dem alten Herrn noch möglich war. Also spielte er heute keine Rolle.
Er nicht, dafür aber alle anderen, die Deke nahe standen. Er spürte, wie seine Nervosität zunahm. Was, wenn ihnen seine Arbeit nicht gefiel? Was, wenn ihr seine Arbeit nicht gefiel?
Erin.
Bei dem Gedanken daran, von ihr begutachtet und als ungenügend befunden zu werden, wurde ihm ganz schlecht. Und seltsamerweise ging es ihm dabei nicht bloß um seine Leistungen als Fotograf. Natürlich wünschte er sich auch dort ihre Anerkennung. Aber immer, wenn er an diesem Tag an sie gedacht hatte – und das war oft gewesen – hatte er sie nicht in erster Linie als Fotografin gesehen, auch nicht als seine Jugendfreundin. Nein, er hatte sie als Frau gesehen. Als wunderschöne, umwerfende Frau.
So hatte Deke früher nie an sie gedacht – obwohl sie auch damals schon sehr hübsch gewesen war mit ihrem langen glänzenden Haar und den großen grünen Augen. Aber seine Gedanken und Gefühle für sie waren immer ganz unschuldig gewesen, rein freundschaftlich. Er hätte sich gar nicht getraut, etwas anderes für sie zu empfinden. Schließlich war sie Will Jones’ Tochter! Außerdem war sie seine beste Freundin, das war ihm viel mehr wert als alle seine Frauenbeziehungen.
Und von denen hatte Deke eine ganze Menge gehabt: Tina, Gina, Sally, Susie, Holly, Lisa, Kelly, Lori, Deb. Bestimmt vergaß er gerade jemanden, aber er konnte sich einfach nicht mehr so genau erinnern.
„Bist du endlich fertig da drinnen?“ rief ihm Milly durch die Badezimmertür zu und holte ihn damit in die Gegenwart zurück.
Deke fuhr sich noch einmal mit dem Kamm durchs Haar und zog ein letztes Mal die Krawatte gerade. Dann atmete er tief durch. „Ja, ich bin fertig.“ Er öffnete die Tür. Sofort wackelte Zack auf ihn zu und streckte die Arme nach ihm aus. Deke hob seinen Sohn hoch. „Wer passt heute auf die Kinder auf?“
„Susannah Tanner“, erwiderte Milly. Sie trug C. J. auf dem Arm. „Ihre Eltern bringen sie auf dem Weg zur Ausstellung hier vorbei. Du kannst schon losfahren.
Cash und ich kommen dann nach, wenn sie hier ist. Mensch, du siehst aber schick aus!“ Bewundernd musterte sie Deke von oben bis unten und pfiff dann anerkennend. „Ist das etwa eine Krawatte? Ich wusste gar nicht, dass du eine besitzt.“
„Die hab ich, damit ich dich besser erwürgen kann, mein Schatz“, neckte Deke sie. Er gab Zack einen Kuss und reichte Milly den Jungen. Dann ging er zur Tür, während die Schmetterlinge in seinem Bauch aufgeregt umherflatterten.
„Es wird bestimmt gut“, sagte seine Schwester zu seinem Rücken.
Er hoffte, dass sie Recht behielt.
Dustin’s, die Galerie, in der Dekes und Charlies Bilder gezeigt wurden, war mit den Räumlichkeiten von Dekes Agentin in Santa Fe nicht zu vergleichen. Zum einen war der Laden erst vor anderthalb Jahren zu dem geworden, was er jetzt war. Davor hatte er mindestens dreißig Jahre lang als „Dustys Geschäft für Kunst und Köder“ fungiert, und die dort ausgestellte Kunst beschränkte sich meist auf Fotos von den größten Fischen oder Elchen oder Hirschen, die in der Gegend gefangen oder erlegt worden waren. Seinen eigentlichen Lebensunterhalt hatte Dusty mit den Ködern verdient, und nebenbei hatte er noch ein paar Tiere ausgestopft.
In den letzten Jahren war Livingston aber ein wenig vornehmer geworden, und Dusty hatte offenbar versucht, mit der Zeit zu gehen. Eine ganze Reihe Geschäfte in der Stadt hatten diese Entwicklung mitgemacht. Außerdem waren neue hinzugekommen, etwa ein Buchladen mit Cafe, der auch gut nach Santa Fe gepasst hätte und der im Livingston vor zwanzig Jahren keine Chance gehabt hätte.
Dusty hatte das alte Metallschild an seinem Laden durch ein edleres aus geschnitztem Holz ersetzt. Auch innen hatte sich einiges verändert: Früher standen hier ein paar ausgestopfte Hirsche und ein mottenzerfressener Bär herum, dazu hing an der Innenseite
Weitere Kostenlose Bücher