Drei Worte, die das Glueck bedeuten
schnell.
„Den ganzen Tag lang?“
„Ja.“ Das stimmte zwar nicht hundertprozentig, aber während sie mit Zack in den Armen auf Deke gewartet hatte, hatte sie Zeit gehabt, sich gewisse Dinge durch den Kopf gehen zu lassen – und eine Entscheidung zu treffen.
Es war schön gewesen, Deke heute Abend wiederzusehen. Sie war froh, dass sie sich noch einmal begegnet waren. Aber es täte ihr sicher nicht gut, wieder in diese hoffnungslose Schwärmerei für ihn hineinzugeraten. Das wäre ziemlich kindisch und dazu noch sinnlos. Wenn JeanYves noch gelebt hätte, wäre das ohnehin kein Thema für sie gewesen.
Aber JeanYves lebte nicht mehr. Ihr wurde klar, dass er in ihrem Leben eine riesengroße Lücke hinterlassen hatte. Und obwohl sie sich bisher nicht hatte vorstellen können, sich jemals für einen anderen Mann zu interessieren, spürte sie nun, dass es vielleicht doch möglich wäre.
Heute Abend, als sie Deke Malone wieder begegnet war, hatte sie etwas empfunden, das sie schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte: Interesse, sogar Verlangen. Aber diese Gefühle wollte sie nicht zulassen. Was hatte sie denn davon, wenn sie ohnehin nicht erwidert würden?
„Und wie sieht es mit morgen Abend aus?“ erkundigte sich Deke gerade.
„Abends habe ich auch keine Zeit“, gab sie zurück. „Da gehe ich nämlich zu einer Ausstellungseröffnung. Charlie Seeks Elk stellt in Livingston seine Bilder aus.“
Deke lächelte triumphierend. „Bei Dustin? Ich auch.“
„Wie meinst du das, du auch?“ hakte Erin nach.
„Na ja, es ist auch meine Ausstellungseröffnung. Charlie stellt im vorderen Raum aus, ich im hinteren.“
Ach, du große Schande…
„Also sehen wir uns dann, stimmts? Wir können ja danach zusammen ausgehen und uns erzählen, wie es uns ergangen ist.“
Erin runzelte die Stirn. „Du meinst, wie in alten Zeiten?“ bemerkte sie trocken.
„Nur du und ich und Zack und Gabriel und Sophie und Nicolas?“
Deke seufzte, bückte sich und nahm ihr Zack ab, um den schlafenden Jungen an seine Brust zu schmiegen. „Na ja, vielleicht nicht ganz so wie in alten Zeiten.“ Er senkte den Blick, um Zack zu betrachten, dann sah er ihr in die Augen. „Ich finde, heute ist es besser.“
Als Erin in Gabriels Zimmer kam, legte er sich gerade schlafen. „Ich habe Sammy kurz rausgeschickt und ihm etwas zu trinken gegeben“, sagte der Junge. Sammy war der Hund der Familie.
„Danke, das war lieb von dir.“
„Er hat uns vermisst. Wir hätten ihn mitnehmen sollen“, fand Gabriel.
„Dann wäre alles drunter und drüber gegangen.“
Gabriel unterdrückte ein Gähnen. „Ist doch lustig.“ Er schlüpfte unter die Decke und betrachtete seine Mutter kritisch. „Alles in Ordnung bei dir?“
„Mir gehts gut“, sagte Erin schnell. „Warum fragst du?“
Gabriel zuckte mit den Schultern. „Ich dachte bloß…“ Er hielt inne und dachte noch mal nach, wie er das immer tat, bevor er etwas sagte. „War es für dich nicht komisch, ausgerechnet an Thanksgiving hierher zurückzukommen?“
Er hat ein gutes Gespür für meine Stimmungen, dachte Erin. „Na ja, es hat sich viel verändert“, räumte sie ein. „Schließlich war ich lange nicht mehr hier.“
„Ja. Ist wohl so. Mir hat’s aber gefallen. Bloß hinterher hab ich mich gefragt…“
Seine dunkelblauen Augen fanden ihre. „Jetzt, wo wir hier sind, wird einem so richtig klar, dass Daddy nicht mehr bei uns ist. Ist es für dich nicht auch so?“
Ihr wurde die Kehle eng. „Ja.“
Gabriel schluckte. „Als wir nach Hause kamen, war es richtig… traurig.“ Er wickelte sich einen Zipfel der Bettdecke um die Finger. „Ich vermisse ihn.“ Er sprach so leise, dass Erin ihn kaum hörte.
Sie strich ihm über das dunkle Haar, dann beugte sie sich vor und küsste ihn.
„Ich auch.“
Gemeinsam betrachteten sie beide das Foto, das auf Gabriels Nachttisch stand.
Es war aufgenommen worden, als JeanYves das letzte Mal zu Hause gewesen war, drei Wochen vor seinem Tod. Es war im Januar, und in Paris war es bitterkalt, also machten sie einen Kurzurlaub in einem kleinen Ort am Mittelmeer.
An ihrem ersten Morgen dort mieteten JeanYves und Gabriel zusammen ein Segelboot und brachen damit auf. Als sie sonnenverbrannt und glücklich zurückkamen, hatte Erin das Foto gemacht.
Nun spürte sie, wie ihr die Tränen kamen, und sie biss sich auf die Lippe.
Gabriel sah sich das Bild lange an. Dann rieb er sich die Augen. „Papa hätte das heute auch gefallen“, sagte
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