Drei Worte, die das Glueck bedeuten
intensiv mit ihm zu beschäftigen“, meinte Erin zu Deke. Es war ihr unangenehm, das zu sagen, aber sie fühlte sich dazu verpflichtet.
„Aber ich will mich gern intensiv mit ihm beschäftigen. Ich mag Gabriel, und ich hoffe, dass er mich auch mag.“ Deke klang fast ein bisschen verletzt.
„Natürlich mag er dich. Ich wollte ja bloß…“ Doch sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen. In ihrem Kopf war alles so durcheinander. Die Hoffnungen und Träume, die sie vor Jahren begraben hatte, regten sich jetzt wieder und… sie wusste einfach nicht mehr, was sie tun sollte.
Es war Freitagabend, und Erin vermutete, dass Deke ziemlich erschöpft war.
Schließlich hatte er gerade eine Fahrt von dreißig Meilen hinter sich, nachdem er den ganzen Tag im Laden gearbeitet und danach noch seinen Vater im Krankenhaus besucht hatte. John Malone hatte seine Operation vor zwei Tagen gut überstanden. Nun ging es ihm immer besser, und er wollte ganz genau wissen, was im Laden vor sich ging.
Erin rechnete damit, dass Deke sich nach dem Essen einfach nur noch aufs Sofa legen wollte. Gabriel war bei einem Freund, so dass die allabendliche Diskussion über das Fotografieren heute entfiel.
Als sie aber mit dem Essen und dem Abwasch fertig waren, schaute sich Deke im Raum um und fragte: „Wer will mit mir Schlitten fahren?“
Das wollten die Kinder alle. Also half Deke ihnen beim Anziehen, um mit ihnen zum Sutter’s Hill zu gehen, einer kleinen Erhebung in der Nachbarschaft.
„Wie ist es mit dir, willst du nicht mit?“ wandte er sich an Erin. Offenbar überraschte es ihn, dass sie keine Anstalten gemacht hatte, sich ebenfalls anzuziehen.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, lieber nicht. Ich hab hier noch zu tun.“ Sie deutete auf einen Haufen Bettlaken, die sie noch für das Weihnachtsspiel zu Engelskostümen verarbeiten wollte, das hatte sie immerhin versprochen.
Sutter’s Hill war schon immer der Rodeltreffpunkt der Einwohner von Eimer gewesen. Wenn Schnee lag, kamen sie alle dorthin, Jung und Alt, weil es einfach Spaß machte. Es gab dort eine lange, relativ steile Bahn und dazu einen kleineren Hügel, von dem es sich etwas gemächlicher rodeln ließ.
Erin und Deke waren früher oft zusammen dort gewesen, wenn Deke nicht gerade im Laden arbeiten musste. Sie fragte sich, ob er wohl heute schon beim Verkaufen an Sutter’s Hill gedacht hatte. Daran, wie viel Spaß sie dort zusammen gehabt hatten. An ihre gemeinsamen Schlittenfahrten und an den Schneemann, den sie gebaut hatten.
Und an den Tag, an dem er sie dort geküsst hatte.
Es war natürlich ein ganz spontaner Kuss gewesen – am Ende einer halsbrecherischen Schlittenfahrt, während der Erin sich an ihn geklammert hatte, als ginge es um Leben und Tod. Sie landeten schließlich mitten in einer Schneewehe. Der Schlitten kippte um, und sie rollten gemeinsam durch den Schnee, bis sie schließlich liegen blieben – sie unten und er oben. Da lagen die beiden, lachend und außer Atem, bis Deke die letzten Zentimeter zwischen ihnen überwand und seine Lippen auf Erins drückte.
Es war nur ein kurzer Kuss gewesen, nicht zu vergleichen mit den hungrigen Küssen, die er ihr Samstagnacht gegeben hatte. Dieser Kuss, der jetzt schon so viele Jahre zurücklag, war überhaupt nicht besonders erotisch gewesen. Er hatte vielmehr mit Begeisterung zu tun und mit Übermut, es war die typische Reaktion eines Jungen gewesen, der gerade mit einem Mädchen mitten in eine Schneewehe gerodelt war.
Und trotzdem konnte Erin diesen Kuss heute immer noch schmecken.
Reglos saß sie an ihrer Nähmaschine und dachte an diese Schlittenfahrt zurück, erlebte sie noch einmal in Gedanken und in ihrem Herzen und in ihrer Magengrube. Sie erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, als der Schnee ihr in den Nacken gekrochen und dort geschmolzen war, sie erinnerte sich an Dekes Atem auf ihrer Wange, seine strahlenden blauen Augen, die sich plötzlich verdunkelten, als er sich zu ihr gebeugt hatte, um sie zu küssen.
Ohne es zu bemerken, befeuchtete sie sich die Lippen. Ihr Atem ging schneller, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie drückte das Fußpedal der Nähmaschine ganz durch, und der Stoff sauste Erin unter den Fingern weg. Nun hatte sie gleich vier Lagen Stoff zusammengenäht, und der Engelsflügel steckte an einer völlig falschen Körperstelle.
„Oh nein!“
Verärgert warf Erin das Engelskostüm auf den Boden und lief im Zimmer auf und ab. Als sie aus dem Fenster sah,
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