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Drei Worte, die das Glueck bedeuten

Drei Worte, die das Glueck bedeuten

Titel: Drei Worte, die das Glueck bedeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mcallister
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gefasst, dass sein Vater einen Wutanfall bekommen oder zumindest abschätzige Bemerkungen machen würde – so etwas war typisch für John Malone. Deke konnte sich seine Reaktion lebhaft vorstellen: Du willst noch jemanden einstellen? Nach einem einzigen Tag im Laden? Was ist denn los? Kommst du etwa nicht klar? Oder bist du zu faul, den ganzen Tag allein zu arbeiten?
    Aber sein Vater sagte kein einziges Wort.
    Deke runzelte die Stirn, dann riss er sich den Hut vom Kopf und kam näher an das Bett des alten Mannes heran. „Alles in Ordnung mit dir?“
    „Sieht es denn so aus?“
    „Du siehst furchtbar aus.“
    „So fühle ich mich auch“, gestand Dekes Vater.
    „Ist das der Grund, warum du mir nicht widersprichst?“
    John Malone zögerte kurz, dann sagte er: „Ich widerspreche dir deswegen nicht, weil du Recht hast.“
    Deke sah ihn ungläubig an. Was hatte sein Vater da gesagt?
    „Ich bin Realist.“ John Malone machte eine wegwerfende Handbewegung. „Bin ich schon immer gewesen. Sieh mich an. Ich stehe ab der nächsten Woche bestimmt nicht wieder zwölf Stunden täglich im Laden.“
    „Nein, ganz bestimmt nicht.“ Aber Deke war immer noch überwältigt, dass sein Vater das so einfach zugab. Er räusperte sich. „Wann wirst du denn entlassen?
    Hat der Arzt schon etwas dazu gesagt?“
    „Ich weiß es noch nicht. Am Mittwoch werde ich operiert. Und dann werden wir ja sehen, nehme ich an.“
    Dekes Vater sprach die Sätze scheinbar gelassen aus, aber Deke nahm an, dass ihm der Eingriff am Herzen große Angst machte. Jedenfalls wurde ihm selbst ganz mulmig zu Mute, wenn er daran dachte.
    Allerdings täte Deke seinem Vater keinen Gefallen damit, wenn er ihm seine eigene Beunruhigung zeigte. „Ach, das wird schon gut laufen“, sagte Deke also.
    „Wahrscheinlich stehst du schon vor Weihnachten wieder hinterm Tresen.“
    „Das hättest du wohl gern“, erwiderte John.
    Ihre Blicke trafen sich, aber von der alten Feindseligkeit war nichts mehr zu spüren. Deke glaubte sogar, eine Art widerwilligen Respekt aus Johns Tonfall herauszuhören. Aber wahrscheinlich bildete er sich das bloß ein.
    „Wo ist eigentlich Zack?“ fragte sein Vater ihn plötzlich. Es war das erste Mal, dass der alte Mann zeigte, dass er den Jungen überhaupt zur Kenntnis genommen hatte.
    „Zack ist bei Erin Jones. Sie hat ihn heute mit zu ihrem Bruder Taggart genommen.“
    „Nett von ihr.“
    „Sie ist auch ein netter Mensch“, erwiderte Deke und forderte seinen Vater insgeheim heraus, ihm zu widersprechen. Nur zu gut konnte er sich daran erinnern, dass John sie früher immer beschuldigt hatte, ihm „Flöhe ins Ohr zu setzen“, weil sie wegen ihres Fotostudiums nach Paris ging.
    Doch auch diesmal hatte der alte Herr keine Einwände. Er brummte bloß. „Du kannst ihn ruhig mal vorbeibringen.“
    Deke blinzelte. „Ich soll Zack vorbeibringen? Hierher?“
    „Milly hat C. J. auch mitgenommen.“
    Es gelang Deke, sich all die vernichtenden Kommentare zu verkneifen, die ihm jetzt auf der Zunge brannten. „Ja, ich kann Zack gern mal mitbringen“, sagte er stattdessen. „Wenn du das möchtest.“
    „Hätte nichts dagegen.“
    Nun denn. Offenbar konnte John unmöglich zugeben, dass er seinen Enkelsohn gern kennen lernen würde. „Gut“, erwiderte Deke. „Apropos Zack, ich muss dann jetzt los. Ich will ihn Erin nicht den ganzen Tag aufbürden.“
    „Kannst sie ja auch mal mitbringen“, sagte sein Vater.
    Was war denn jetzt los? Erst sollte er Zack mitbringen und jetzt auch noch Erin?
    Und John wollte sich nicht mal mit ihm streiten? „Äh, ja. Ich… schlag ihr das mal vor.“
    Dekes Vater nickte. „Dann fahr jetzt.“ Er machte eine undeutliche Handbewegung in Richtung Tür. „Ich bin müde.“
    „Okay, ich bin schon weg.“ Deke ging zum Ausgang.
    „Deke.“
    Er wandte sich um.
    Sein Vater zeigte mit dem Finger auf ihn. „Ich will aber keine Faulpelze in meinem Laden“, ermahnte er seinen Sohn. „Derjenige, den du einstellst, muss auf einen harten Arbeitstag gefasst sein.“
    „Für einen guten Lohn“, stimmte Deke ihm zu. „Ich sorge schon dafür.“
    „Lass dir Empfehlungsschreiben zeigen. Und frag bei den Leuten nach, von denen sie stammen.“
    „Ja.“
    „Und bitte keine Kriminellen.“
    „Keine Sorge, ich stelle schon niemanden ein, der häufiger als sechs Mal wegen Veruntreuung erwischt wurde“, versprach Deke.
    Sein Vater öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder. Er funkelte seinen Sohn an, doch

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