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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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einfach nicht. Stellt es eine Verletzung der ersten Vorschrift dar, derjenigen, dass man seinen Herrn respektieren soll? Ich bin mir nicht sicher … wahrscheinlich sollte ich mir angewöhnen, immer das Kleine Handbuch des Dschinn-Protokolls dabeizuhaben. Wie viel Ärger habe ich mir wohl schon mit den Ältesten eingehandelt? Sie sind nicht gerade für ihre Nachsicht bekannt. Ich frage mich, ob es ein Problem darstellt, dass sie mich mit »Dschinn« anredet. Andererseits – ich muss zugeben, es klingt netter als »Hey, du da!«.
    Viola zuckt die Achseln und fegt an mir vorbei ins Wohnzimmer, das »Essen« und eine Getränkedose in den Händen. Ich folge ihr – normalerweise würde ich auf ihre Anweisung zum Mitkommen warten, aber sie gibt kaum Anweisungen, also habe ich mir angewöhnt, einfach zu raten, was sie wahrscheinlich gerade will. Sie lässt sich aufs Sofa plumpsen und greift nach einem bekritzelten Schreibblock, der auf dem kleinen Tisch davor liegt. Ich setze mich in einen alten Sessel am anderen Ende des Raums und verziehe das Gesicht, als ich den Geruch nach altem Leder wahrnehme. Alles und jedes hier erinnert mich an vergehende Zeit.
    Sie starrt ausdruckslos auf das Papier hinunter.
    Ein Mensch zu sein muss grauenhaft langweilig sein.
    »Das ist meine Einführung. Für die Ausstellung nächste Woche«, sagt sie, während sie aufblickt. »Wir müssen über unsere Bilder reden. Albern, oder? Dabei geht es bei Bildern doch gerade darum, dass sie etwas ausdrücken, was man nicht laut sagen will.«
    »Ich dachte, beim Malen ginge es darum, dass man leidenschaftlich ist«, sage ich und lehne mich zurück, während Viola sich schon wieder verändert. Ihr Haar ist ein bisschen länger geworden, glaube ich, oder ihre Augen ein bisschen dunkler. Es genau festzustellen ist gar nicht so einfach.
    Sie lacht, so beiläufig, dass ich zusammenfahre. Herren lachen nicht über Dinge, die ich sage. Sie sprechen Wünsche aus, die ich dann gewähre. Danach gehe ich nach Hause.
    »Hier«, sagt sie und wirft mir die Fernbedienung des Fernsehers zu.
    »Danke.« Herren laden Dschinns ganz entschieden nicht ein, mit ihnen zusammen fernzusehen.
    Meine Gedanken schweifen ab, als ich auf den Einschaltknopf drücke, Erinnerungen an Caliban gehen mir durch den Kopf. Vor allem daran, wie ich in meiner Wohnung sitze und auf die blumengesäumten Straßen der grünsilbernen Stadt unter mir hinabblicke – halb Metropolis, halb Garten, aber glitzernd und wunderschön. Meine Wohnung dort ist kleiner als diese hier, aber sie hat einen breiten Balkon, von dem aus man die funkelnde Stadt und die Berge am Horizont sieht – ganz anders als die engen, muffigen Wohnungen, die ich in dieser Welt gesehen habe. Ich schließe die Augen und denke daran, wie ich durch Parks voller blühender Hyazinthen und Löwenmäulchen gegangen bin, Gemüsecurry und Jasminreis gegessen habe, zu den Lichtern der Skyline hinübergeschaut habe …
    Seufz . Ich muss aufhören, an zu Hause zu denken. Ich fühle mich davon nur noch übler. Ich öffne die Augen und starre auf den Fernseher. Ein vertrautes Gesicht erscheint auf dem Bildschirm.
    »Hey! Den kenne ich! Das ist einer meiner ehemaligen Herren!«
    Viola fährt von ihrem Block auf. »Wer?«
    »Der Typ da in dem langen Mantel. Er hat seine Wünsche sofort gewusst, ich war nach zwanzig Minuten wieder in Caliban.« Ich erinnere mich nicht an seinen Namen – wenn ich’s mir recht überlege, habe ich noch nie zuvor den Namen eines meiner Herren gekannt.
    Violas Augen werden weit, und sie starrt zwinkernd zum Bildschirm hin. »Keanu Reeves?«, fragt sie erstaunt.
    Ich nicke.
    »Was hat er sich gewünscht?«
    »Ist das nicht vollkommen klar?«, frage ich mit einer Handbewegung zum Fernseher hin. »Ruhm.«
    » Deshalb ist er berühmt? Wegen einem Wunsch?«
    »Kennst du seine Filme? Du hast dir doch sicher nicht eingebildet, er hätte es mit seiner Schauspielerei geschafft?« Ich gewähre Wünsche, ich kann keine Wunder wirken.
    Viola sieht wieder zum Bildschirm hin, die Augen ehrfurchtsvoll zusammengekniffen. »Ich nehme an, das erklärt ein paar Dinge«, sagt sie matt, als mein früherer Herr auf sehr unglaubwürdige Art eine Dialogzeile abliefert. »Wow.«
    »Ich hab versucht, ihn dazu zu überreden, dass er sich wünscht, ein guter Schauspieler zu sein statt eines berühmten Schauspielers, aber er hat gesagt, gute Schauspieler würden nicht notwendigerweise berühmt«, füge ich hinzu.
    Viola verändert sich

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