Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
wir arbeiten nicht für Geld, wir arbeiten, weil wir unseren Job mögen. Ich mag ihn, weil …« Ich schneide eine Grimasse und seufze. »Dschinn verlieben sich nicht und tun sich nicht zu Paaren zusammen, so wie die Menschen es machen. In Caliban sind wir unsterblich, also ist diese Liebe für die Ewigkeit schlicht … unrealistisch. Aber in diesem einen Moment, wenn jemand Blumen bekommt, ist es, als wäre das nicht wichtig. Es ist der eine Augenblick, in dem es nichts ausmacht, dass der Dschinn, der die Blumen schickt, vielleicht in einer Woche schon von einem anderen Liebhaber ersetzt worden sein wird. Es ist … anders. Es ist diese Sekunde, in der man nicht bloß irgendein Dschinn ist, sondern jemand, der einem anderen etwas bedeutet. Ich mag es, die Blumen zu überreichen, weil ich das dann zu sehen bekomme, das ist alles.«
Ich warte noch einen Moment, bevor ich ihr ins Gesicht sehe, aber als ich es schließlich tue, entdecke ich dort kein amüsiertes Zucken mehr. Stattdessen haben ihre Lippen sich zu einem sanften kleinen Lächeln verzogen. »Das ist wunderschön«, sagt sie. »obwohl es sich ein bisschen einsam anhört.«
Ich überlege einen Moment. »So habe ich es noch nie betrachtet. Ich würde es nicht einsam nennen. Wir sind nun mal nicht so … bedürftig. Ihr Sterblichen braucht die Nähe, weil ihr Traurigkeit und Wünsche und nur eine begrenzte Lebenszeit habt. Wir haben das alles nicht …« Ich lasse den Satz verklingen, denn ich weiß nicht, ob das irgendeinen Sinn ergibt.
»Aha.« Viola nickt. »Und, schickst du auch jemandem Blumen?«
»Nein, tu ich nicht«, sage ich. Diese Erkenntnis überrascht mich selbst – ich habe seit einer Ewigkeit nicht mal mehr daran gedacht, jemandem Blumen zu schicken. »Weibliche Dschinn sind oft ein bisschen selbstverliebt und … äh … gierig. Ich bin seit Jahren mit keiner mehr zusammen gewesen.«
»Aber du bist doch so reizend!«, sagt Viola.
Ich ziehe eine Augenbraue hoch, dann erst bemerke ich den Zug von Sarkasmus in ihrem Grinsen. Es ist sehr schwer, nicht zu lachen, wenn ihre Augen vor Vergnügen über ihren eigenen Witz funkeln. »Yeah, yeah. Es ist einfach anders dort. Wir sind nicht aneinandergekettet, wie die Leute es hier sind. Jeder von uns hat sich selbst, seine eigene Identität. Solange man weiß, wer man selbst ist, kann man glücklich sein, also ist es nicht zwingend nötig, mit jemandem zusammen zu sein – außer man langweilt sich.«
Viola kaut mit schiefem Grinsen am Deckel ihres Stifts herum. »Klar. Vielleicht kriegst du ja auch bloß keine rum.«
Ich seufze, lächle allerdings zugleich. »In Ordnung. Du könntest dir Blumen wünschen, weißt du.«
»Wird nicht passieren.«
»Wie wäre es mit Blumen und Schokolade?«
»Nee.«
»Wer würde Pralinen nicht mögen? Eine herzförmige Pralinenschachtel müsste jedem Menschen ein Gefühl von Vollständigkeit geben«, behaupte ich.
»Hör auf«, antwortet sie, »sei doch vernünftig. Wir reden hier doch nicht über die Entscheidung zwischen dem Mitbringsel in der rechten oder dem in der linken Faust. Drei Wünsche zu wählen, das ist eine gigantische Entscheidung.«
»Für dich vielleicht. Für Keanu nicht.«
»Na ja, natürlich nicht. Für Keanu ist alles ganz leicht. Der Typ kann Kugeln ausweichen«, sagt Viola.
Ein lautes knirschendes Geräusch – die sich öffnende Garagentür – unterbricht sie. Ihre Eltern machen beim Aussteigen ziemlich viel Lärm, als ob sie zum Essen eine ganze Menge Wein getrunken hätten. Viola sieht zu mir herüber, als sie vom Sofa aufsteht.
»Ich geh jetzt in mein Zimmer. Sie werden noch die Nachrichten anschauen wollen«, sagt sie.
Ich stehe ebenfalls auf und schiebe die Hände in die Taschen. Sie möchte mich vorläufig noch nicht wieder in ihrem Zimmer haben, das merke ich ihr an, aber wenigstens ist ihre Furcht vor mir verflogen.
»Ich muss also gehen?«, frage ich, obwohl ich ihr die Antwort ansehe. Sie wirft mir einen entschuldigenden Blick zu, nickt dann jedoch. »In Ordnung«, sage ich, und der Raum verschwimmt um mich herum, als ich zum Verschwinden ansetze. »Gute Nacht, Viola.«
5
Viola
N och fünf Stunden bis zu der Party.
Vier.
Drei. Ich hätte den Tag mit Malen verbringen sollen, so vergeht die Zeit immer schneller. Ich fange an, in meinem Kleiderschrank herumzuwühlen und mich zu fragen, was ich heute Abend anziehen soll.
»Du könntest dir eine neue Garderobe wünschen.« Dschinns Stimme kommt von irgendwo
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