Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
gießt. Wir schieben uns auf zwei Bänke, Lawrence auf einer Seite, Viola und ich gegenüber. Ich verlege mich darauf, angewidert den Koch zu beobachten, nur um Violas Geschichten über den großen Aaron Moor nicht hören zu müssen.
Denke an Caliban. Den Blick aus meiner Wohnung. Blumen zu liefern. Die schwungvolle Architektur, die Straßenfeste, die wilden Blumen …
»Es hilft, wenn man ihm nicht beim Kochen zusieht«, bemerkt Lawrence von der anderen Seite des Tischs her.
»Was?«, frage ich, als ich jäh in die Wirklichkeit zurückkehre.
»Der Koch. Es hilft, wenn man ihn bei der Arbeit nicht beobachtet. Du fängst an, ein bisschen grünlich anzulaufen.«
»Er hat recht, Dschinn. Willst du etwas von meinem Toast?«, fragt Viola. Sie schiebt ihren Teller zu mir herüber, bis unsere Ellbogen sich kurz berühren.
Ich schüttele den Kopf. »Alles in Ordnung. Ich brauche hier auf der Erde keine Nahrung, weißt du noch?«
Die Musikbox setzt ein – ein nerviger Song über Waffeln, bei dem die meisten Gäste in Beifall ausbrechen.
»Ich hasse dieses Stück«, stöhnt Lawrence und lässt die Stirn auf die Tischplatte fallen.
»Jedenfalls«, sagt Viola – sie ignoriert Lawrence und blickt mir ins Gesicht dabei –, »hab ich mich noch gar nicht bei dir bedankt, Dschinn. Dafür, dass du mir geholfen hast, meine ich.«
»Mach dir deswegen keine Gedanken. Du hast einen Wunsch ausgesprochen, ich hatte im Grunde gar keine Wahl …«
»Das davor meine ich«, unterbricht Viola mich mit einem vielsagenden Blick.
Das im Gang, geht mir auf. Das mit Aaron und Ollie, als ich sie weggezogen habe und sie meinen Arm umklammert hat, als ich ihr Freund war und nicht ihr Wünschegewährer.
»Ich sehe schon, was hier los ist. Plötzlich haben Viola und ihr Flaschengeist Geheimnisse«, sagt Lawrence und wedelt mit seiner ahornsirupbedeckten Gabel in meine Richtung.
Viola lacht wieder – ein tiefes, wirkliches Lachen, das fröhlicher klingt als der einfallslose Waffelsong. Ich lächle schließlich doch noch – zum ersten Mal, seit ich ihr den Wunsch erfüllt habe, glaube ich. Es ist schwer, etwas zu bereuen, wenn sie lacht.
11
Viola
A aron kommt mir am Montagvormittag in der Schulkantine entgegen, legt mir den Arm um die Schultern und reicht mir einen Pappbecher mit Cappuccino. Dann nimmt er mich mit zu dem Tisch, an dem die königliche Familie sitzt. Ein Mädchen macht mir ein Kompliment zu meiner Jacke, und jemand anderes lädt mich zu einem Filmabend am Wochenende ein. Ich bin mir sicher, dass ich grinse und kichere wie ein Idiot, aber ich kann es nicht ganz verhindern.
»Sie ist bei dieser Ausstellung von der Kunst-AG dabei«, sagt Aaron mit einem bewundernden Blick zu mir hin.
»Wirklich? Ist das schwer? Malen und zeichnen?«, fragt mich ein Mädchen, während sie zugleich in der Handtasche nach seinem Lippenstift wühlt. Mist. Ich hätte Lippenstift tragen sollen – Ollie trägt immer Lippenstift. Ich blicke mich in der Kantine nach ihrer goldenen Haut um, halb in der Hoffnung und halb in der Furcht, sie zu entdecken. Ich frage mich, ob sie wütend ist, weil ich ihren Thron gestohlen habe. Eine Woge von schlechtem Gewissen schwappt über mich hinweg, als mir aufgeht, dass ich sie seit der Party nicht mehr gesehen habe, seit dem Wunsch.
»Viola?«, fragt das Lippenstiftmädchen in meine Gedanken hinein.
Schlagartig kehre ich zu der Unterhaltung zurück. »Es ist … äh …«, stottere ich. Irgendwie habe ich das Gefühl, den Leuten hier zu erzählen, dass es beim Malen um Leidenschaft geht, wäre nicht das Richtige. »Es ist schwer zu sagen, ob man etwas richtig gemacht hat oder nicht. Nach einer Weile sieht man bei einem Bild nur noch, was alles nicht damit stimmt.«
Ein paar Leute nicken, Aaron küsst mir die Hand. »Wo wir es gerade vom Malen haben«, fügt er hinzu, »können ein paar von euch mir heute Nachmittag mit den Kulissen für Grease helfen? Ich hätte das ja eigentlich am Sonntag erledigen sollen, aber ich war viel zu verkatert, um mir das anzutun.«
Ein paar seiner Freunde nicken und sagen ihre Unterstützung zu.
»Ich kann nicht«, sage ich mit einer Spur von schlechtem Gewissen. »Genau genommen muss ich an meine Bilder für die Ausstellung gehen. Ich habe den ganzen Sonntag geschlafen und hatte überhaupt keine Gelegenheit, deswegen herzukommen.«
Aaron schüttelt den Kopf. »Mach dir darüber keine Gedanken, Baby.« Er küsst mich – dieses Mal auf den Mund –, bevor ich
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