Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
das hättest du auch alleine bewerkstelligen können. Hättest du nicht mit Leuten reden können, drüber wegkommen und versuchen, weiter du zu sein, statt praktisch dein ganzes Leben mit unserer Beziehung enden zu lassen? Du hättest Aaron, Ollie und mich gar nicht in die Sache reinzerren müssen. Hast du dich eigentlich nie gefragt, warum ich mich geoutet habe und du mich trotzdem nie mit irgendwem weggehen siehst? Ist dir das nie komisch vorgekommen?«
»Ich hab nicht darum gebeten, dass Aaron …«, protestiere ich.
»Wegen dir!«, unterbricht Lawrence mich und tritt vor einem Stoppschild in der Nähe meiner Wohnung auf die Bremse. Er lässt den Schalthebel in die Parkposition einrasten und dreht den Kopf zu mir herum. »Jedes Mal, wenn ich mich für einen Typen interessiere, weiß ich genau, wenn ich dem einen Menschen davon erzähle, dem ich es gern erzählen möchte – nämlich meiner besten Freundin –, dann wird sie sich noch ›unsichtbarer‹ vorkommen als vorher!« Ein Auto jagt hupend vorbei, weil wir mitten auf der Straße stehen. Lawrence ignoriert es und spricht etwas ruhiger weiter. »Und es wird wieder passieren, Viola. Du liebst Aaron nicht. Ihr werdet euch trennen, und bis du dich nicht selbst glücklich machen kannst, wird dich kein Wunsch auf der Welt dauerhaft davor bewahren, dich unsichtbar zu fühlen. Du musst die Vergangenheit einfach mal in Frieden lassen und aufhören, dich selbst runterzuziehen.«
»In Frieden lassen? Ich hab dich geliebt , Lawrence, das weißt du genau! Und du hast zugelassen , dass ich dich liebe …«, beginne ich.
»Was hätte ich denn machen sollen, dir so lange verschweigen, dass ich schwul bin, bis du dich von allein entliebst?«
»Du hättest es mir früher sagen sollen!«
»Ich habe nicht gewusst –«
» Ich hab’s gewusst!« Tränen schießen mir in die Augen, und ich weiß nicht mal genau, warum ich weine – wegen Dschinns Spioniererei, weil Lawrence auf seiner Seite ist oder wegen dem hier. »Ich hab’s gewusst, Lawrence, auch wenn ich’s nicht gesagt habe! Und wenn ich’s gewusst habe, dann hast du’s auch gewusst! Du hast nichts gesagt, du hast mich einfach weiter glauben lassen –«
»Dann hättest du zusehen sollen, dass du aus der Sache rauskommst!«, gibt Lawrence zurück, aber seine Stimme klingt jetzt sanfter. »Du hattest die Wahl. Du hast einfach nur darauf gewartet, dass ich die Entscheidung für dich treffe. Genau wie du auf diese Wünsche gewartet hast, um mit dem Unsichtbarsein aufzuhören.« Er wirft einen Blick über die Schulter auf die Straße, legt den Gang ein und lässt das Auto anrollen.
»Dafür kannst du mich nicht verantwortlich machen«, sage ich unter Tränen. »Ich brauche dich vielleicht für eine Menge Dinge, Lawrence, trotzdem hättest du es mir sagen sollen. Wenn es dir wehtut, mit anzusehen, dass ich mit Aaron glücklich bin, okay. Du hast mir zuerst wehgetan. Du hast es verdient. Lass mich in Frieden. «
Ich mustere Lawrence eine ganze Weile, aber er dreht den Kopf nicht zu mir herum und scheint nicht mal Atem zu holen. Es kommt mir vor, als bögen wir wenige Sekunden später in unsere Einfahrt ein. Ich sehe, wie die Muskeln in Lawrences Unterkiefer sich bewegen, und mir wird klar, dass er die Zähne zusammenbeißt. Er bremst abrupt ab, starrt aber weiterhin durch die Windschutzscheibe, als wäre ich nicht da. Ich durchforste meine Gedanken nach etwas, das ich noch sagen kann, nach etwas, das den Streit verlängern würde, aber dann nehme ich meine Handtasche vom Rücksitz und reiße die Tür auf. Ich knalle sie hinter mir zu und verfolge, wie Lawrence das Auto aus der Einfahrt lenkt und davonjagt, ohne auch nur einen Blick in meine Richtung zu werfen.
16
Dschinn
I ch hab mich zu sehr reinziehen lassen. Ich weiß auch nicht, warum – wieso tu ich mir das eigentlich an?«, brülle ich im Park den Ifrit an. Ich bekomme weder den Geruch von Aarons billigem Rasierwasser noch den Ausdruck in Violas Augen aus dem Kopf, obwohl das Ganze inzwischen mehrere Stunden zurückliegt – die Sonne ist längst untergegangen, und ringsum herrscht dunkle, sternengesprenkelte Nacht.
Ich bin eifersüchtig. Was ist nur mit mir los? Viola ist wütend auf mich, und das beschäftigt mich. Dabei sollte es mich nicht beschäftigen.
»Du hattest schon immer eine Schwäche für Sterbliche, glaube ich«, sagt der Ifrit, einen besiegten, enttäuschten Ausdruck in den Augen.
»Das ist es ja, was mich davon abhält, ein
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