Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)
Gefühl der Enttäuschung nicht ganz verkneifen. Es ist schwierig, Rache zu nehmen, wenn Dschinn wirklich Abstand von mir hält.
Ich schauspielere mich durch einen Mittwoch mit der königlichen Familie – wenn jemand mich fragt, was los ist, erzähle ich ihnen etwas von Allergien oder einer üblen Erkältung. Dann geben sie Ruhe, obwohl ein paar von ihnen erzählen, dass sie selbst gar nicht erst zur Schule kommen, wenn es ihnen so schlecht geht, dass andere Leute es sehen können. Irgendwie ist das nicht so tröstlich, wie sie offenbar glauben.
Ich bin nicht überrascht, dass Lawrence mir ausweicht, schließlich bin ich ihm zufolge verantwortlich für sein nicht existentes Liebesleben. Beim Mittagessen sitzt er am gegenüberliegenden Ende des Tischs und überlässt mich der Gesellschaft von Aaron und mehreren wie geklont aussehenden blonden Mädchen. Er spielt mit seinem Essen herum und verschwindet bald wieder, ohne auch nur in meine Richtung geblickt zu haben. Eine der Blondinen bemerkt es und fragt mich, ob ich ihm nicht nachgehen und mit ihm reden will. »Ich meine, ihr zwei seid doch richtig gut befreundet, oder?«, fragt sie, während sie ein Karottenstäbchen zwischen den Fingern dreht.
Ich zucke die Achseln und versuche mich entspannt zu geben. »Inzwischen nicht mehr so sehr.« Das Mädchen zuckt ebenfalls die Achseln und widmet sich wieder dem Mittagessen aus rohem Gemüse (einer Diät, auf die sie schwört), während ich zusehe, wie Lawrence den Gang entlang verschwindet. Ich bin immer noch sauer auf ihn – fuchsteufelswild sogar –, weil er daran schuld ist, wie ich mich jetzt fühle, weil er glaubt, dass ich einen Babysitter brauche, weil er es mir nicht gesagt hat, als er schon wusste, dass er mich niemals lieben konnte. Aber aus irgendeinem Grund verspüre ich vor lauter Schuldgefühlen zugleich ein Stechen im Magen. Ich erkundige mich schnell bei dem Mädchen, wie es mit der Gemüsediät vorangeht, damit ich mich nicht verpflichtet fühlen muss, Lawrence zu folgen.
Der Donnerstag verläuft im Großen und Ganzen genauso. Beim Aufwachen halte ich im Zimmer nach Dschinn Ausschau, aber das Haus ist leer. Dies zu wissen verursacht mir ein merkwürdig hohles Gefühl, als ich mich für die Schule fertig mache. In der Shakespeare-Stunde, wo ich ihn zum ersten Mal bemerkt habe, forme ich mit den Lippen lautlos Dschinns Namen, lasse eben genug gehauchtes Geräusch heraus, dass ich, sollte er jetzt auftauchen, behaupten kann, es nicht mit Absicht getan zu haben. Irgendwie macht mich die Tatsache, dass er nicht auftaucht, noch ärgerlicher – welches Recht hat er eigentlich, mir etwas nachzutragen? Er war es doch, der sich unmöglich aufgeführt hat. Ich lasse mich sogar im Schulflur von Aaron küssen, so nachdrücklich und ausgiebig, dass einige Mitschüler gellende Pfiffe auszustoßen beginnen. Ich gehe davon aus, dass entweder Lawrence oder Dschinn den Wunsch haben wird, dem ein Ende zu bereiten – mehr, als das Ignorierspiel weiterzuspielen. Wieder kein Glück.
»Wir sehen uns dann morgen Abend, Baby«, sagt Aaron, als ich am Freitagnachmittag aus seinem Jeep steige. Der Regen hat weitgehend aufgehört, aber die Welt ist immer noch grau und durchweicht. Aaron stellt den Wagen ab und läuft um ihn herum zur Beifahrertür, um mich gegen das Auto zu drücken und hart zu küssen. Ich drehe den Kopf weg, bevor es zu lang andauert.
»Yeah, bis dann also«, antworte ich widerwillig. Wir haben vor, zusammen auf irgendeine Party zu gehen. Erstaunlich – von der heftigen Sehnsucht nach einer Einladung zu dem Wunsch, einer Party irgendwie aus dem Weg gehen zu können, und das innerhalb von ein und derselben Woche.
»Hammermäßig. Soll ich dich abholen?«
»Äh … yeah. Yeah.«
»Hammermäßig«, sagt er wieder. »Ich komme dann so um neun vorbei.«
»Okay. Bis später also.«
»Hammermäßig.«
Tolles Wort, Aaron. Ich weiche einem letzten Kuss aus und gehe ins Haus, wo ich meine Schultasche in der Küche liegen lasse und aufs Sofa falle, um fernzusehen … allein. Und einsam.
Ich könnte seinen Namen aussprechen, dann müsste er kommen. Natürlich will ich nicht, dass er bloß deshalb auftaucht, weil ich ihm einen Befehl erteilt habe, aber … er müsste trotzdem kommen. Ich seufze und vergrabe das Gesicht in einem Sofakissen, als mich zum tausendsten Mal an diesem Tag die entmutigende Erkenntnis durchströmt: Ohne Lawrence und Dschinn fühle ich mich krank und allein, so sehr, dass es
Weitere Kostenlose Bücher