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Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition)

Titel: Drei Wünsche hast du frei: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jackson Pearce
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gespült. Ich bin überrascht, dass sie sich nach etwas anderem als nach den Wünschen erkundigt. Aber der Sog ist zugleich auch das Ergebnis der Verbindung zwischen ihr und mir. Ich kann direkten Fragen oder Befehlen meiner Herrin nicht ausweichen, und je mehr sich einer meiner Herren Antworten wünscht, desto stärker wird diese Welle. Sie rollt über mich hinweg, scheint mein Hirn zu überfluten. Ich antworte schnell, damit das Gefühl verschwindet.
    »Caliban ist meine Welt, und in die würde ich gern zurückgehen, vielen Dank auch, weil ich dort nicht älter werde. Dschinn altern genau wie Menschen, solange wir hier sind, um Wünsche zu erfüllen, was bedeutet, dass du mich inzwischen«, ich werfe einen Blick auf die Uhr, »sieben Stunden und sechsundvierzig Minuten meines Lebens gekostet hast.«
    Ich kann sie vor meinen Augen altern sehen – jeder Moment geht nahtlos in den nächsten über, aber er lässt sie eine Sekunde älter zurück, eine Spur anders, als sie es zuvor war. Sie nimmt es nicht einmal wahr – Sterbliche vergessen, darauf zu achten, dass die Zeit vergeht. Sie hat sich schon sehr verändert, seit ich hier eingetroffen bin – ihr Haar ist länger, ihre Nägel sind es auch, von den Veränderungen ihrer Hautfarbe gar nicht zu reden. Ich selbst muss ebenso sehr gealtert sein. Der Gedanke verursacht mir Übelkeit. Ebenso wie der skeptische, ungläubige Ausdruck, der sich über ihr Gesicht legt. Jeder Moment, den sie damit verbringt, an mir zu zweifeln, ist ein weiterer verlorener Moment meines Lebens. Ich beiße mir auf die Zunge.
    »Sieh mal, ich beweise es dir.« Ich bin verzweifelter, als ich sie merken lassen will, und mir brennt schließlich doch noch eine Sicherung durch. Da hat sie nun die Gelegenheit, ihre Träume wahr werden zu lassen, und braucht einen Beweis .
    Lächerlich.
    Ich seufze wieder und deute mit dem Finger auf sie. Einmal klassischer Teenager-Mädchenwunsch bitte. Meine Herrin schließt die Finger um die Lampe auf ihrem Nachttisch, bereit, sie notfalls nach mir zu werfen. Meine Hände spannen sich und fühlen sich warm an, während ein brausendes Geräusch um sie herumzuwirbeln beginnt, als erhebe sich gerade ein Tornado in ihrem Zimmer. Sie lässt die Lampe los und schließt langsam die Augen, dann schlägt die Lampe dumpf auf dem Boden auf. Meine Herrin atmet tief ein, während die Luft um sie herum in Bewegung gerät und sich in spiralförmigen Linien um ihren Körper legt. Ihre Haut wird klarer, ihr Haar schimmert golden, die Wimpern werden länger, der Bauch wird flacher. Jetzt sieht sie aus wie damals, bevor dieser Typ namens Lawrence sie verlassen hat.
    Meine Herrin öffnet die Augen, hebt die Finger und streicht sich vorsichtig über die Lippen. Dabei sieht sie mich an, mit einem wachsamen Ausdruck im Gesicht, und lässt die Hände nach unten gleiten, um ihren Bauch zu berühren. Sie tritt einen Schritt zur Seite, um in den rattangerahmten Spiegel zu blicken, und ich verdrehe die Augen, als ich sehe, wie sich ein trauriges Lächeln auf ihr Gesicht schleicht. Ja, genau das willst du. Gewissermaßen jedenfalls. Sterbliche wollen immer noch etwas darüber hinaus – sie wünschen sich Geld, dabei wollen sie sich nur keine Sorgen mehr machen müssen. Sie wünschen sich Macht, wenn sie in Wirklichkeit Kontrolle meinen. Schönheit, wenn sie im Grunde Liebe wollen. Manchmal wissen sie es, manchmal nicht. Ich bin noch nicht ganz dahintergekommen, was sie sich wirklich wünscht, doch ich habe noch nie einen Herrn in ihrem Alter gehabt, der nicht aussehen wollte wie die Plastikleute aus den Zeitschriften. Dies ist meine übliche Demonstration, frei nach dem Motto »Da siehst du, was du haben könntest«.
    Komm schon. Sprich den Wunsch aus.
    Ich verziehe das Gesicht, als sie die Hand nach ihrem Spiegelbild ausstreckt. Das reicht jetzt.
    Ich nicke zu meiner Herrin hinüber, und ein kurzer Luftzug fegt um sie herum. Ihr Haar dunkelt zu Braun nach, ihre Fingernägel sind wieder abgekaut, und ihre Hüften werden etwas breiter. Sie fährt von dem Spiegel zurück, als hätte jemand sie geschlagen.
    »Was … was war das?«, flüstert sie.
    »Du wolltest doch einen Beweis dafür, dass ich echt bin? Da hast du einen. Es war bloß eine Illusion. Aber du kannst das haben. Wünsch’s dir einfach«, dränge ich.
    Sie plumpst auf ihr Bett. Ihre Augen sind weit aufgerissen, und auf ihren Schultern bemerke ich eine Gänsehaut.
    Sieben Stunden, dreiundfünfzig Minuten.
    Meine Herrin

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