Drei Wunder (German Edition)
Teilnehmer der Quizshow oder lachte über das lächerliche Toupet des Moderators. Normalerweise wäre es Olivia peinlich gewesen, an einem Freitagabend bei ihrem Dad zu Hause zu sitzen, doch nach einer Woche voller Modenschauplanung, Ausflügen mit Violet und Abenden, an denen sie lange aufblieb, um mit Soren am Telefon zu plaudern, war sie so erschöpft, dass ihr dies völlig ausreichte.
Violet lag mit Olivia auf der Couch, zwischen Olivias L. L. Bean-bestrumpften Füßen, nur Zentimeter von Macs Hand und der Fernbedienung entfernt. Es war eines der seltenen Male, dass sie alle drei so nah zusammen waren, und immer wieder ertappte Olivia ihre Schwester dabei, wie sie zu Mac hinübersah, als wolle sie sichergehen, dass er immer noch da war.
»Komm schon«, stöhnte Mac und wedelte mit einer Hand zum Bildschirm. »Wo gabeln sie diese Leute denn bloß auf? Die offizielle Sprache von Brasilien ist Portugiesisch !«
Olivia blickte von dem Exemplar der Vogue auf, das Bridget mit nach Hause gebracht hatte. Ihr Vater hatte nur wenig Verständnis für falsche Antworten, was nicht bedeutete, dass er selbst immer die richtigen Antworten kannte. Normalerweise wartete er darauf, bis Alex, der Moderator, seine Gäste korrigierte, und dann betonte er leidenschaftlich die richtige Antwort.
»Sag’s ihm, Alex«, war Macs Lieblingsausspruch.
Violet verdrehte die Augen und stieß Olivia mit dem Fuß an. Schließlich gab es eine Pause mit einem Werbespot für biologisches Hundefutter.
Mac biss laut in eine Salzbrezel und sah hinüber zu Olivia. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass er bei jeder Werbepause Blicke in ihre Richtung warf, kurz Luft holte, als wolle er etwas sagen, sich dann aber stattdessen wieder etwas in den Mund steckte.
Diesmal hielt er die offene Tüte in ihre Richtung.
»Hunger?«, fragte er.
Olivia war eigentlich nicht hungrig, doch sie zog sich hoch, wobei sie sich über Violets Schoß beugen musste, um ein paar Brezeln aus der Tüte zu holen. Mac bot ihr den Frischkäse als Dip an, doch Olivia schüttelte den Kopf.
»Du bist verrückt«, murrte Violet und sah sehnsüchtig auf den Snack. Salzbrezeln mit Frischkäse waren Macs und Violets Tradition gewesen.
»Kann ich ja verstehen«, sagte Mac und hob den blau-silbernen Behälter hoch. »Dieses fettfreie Zeug, das deine Mutter mich einkaufen lässt, schmeckt wie Kreide. Wenn alle sich so viele Gedanken darum machen, wie man gesund bleibt, warum können sie dann kein gesundes Essen herstellen, das tatsächlich schmeckt?«
Olivia dachte darüber nach, ob sie Mac vom Bauernmarkt erzählen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er würde so tun, als sei er interessiert, aber sie wusste, dass er mit der Menschenmenge und der großen Auswahl gar nicht zurechtkäme. Er war jemand, der alles nach einem bestimmten Schema erledigte, und er hatte sich den Weg durch die Gänge des nächsten Supermarktes bereits eingeprägt. Er prahlte sogar damit, dass er in nur zwanzig Minuten wieder aus dem Supermarkt draußen war.
»Und weiter geht’s«, sagte Mac, als die Erkennungsmelodie ertönte und die Fortsetzung der Sendung ankündigte. Olivia überlegte, ob sie sich noch ein paar Brezeln nehmen sollte, als der Klang der hohen Absätze ihrer Mutter sie aufscheuchte. Sowohl Mac als auch Olivia setzten sich unwillkürlich aufrecht hin, als sei Fernsehschauen nur in aufrechter Haltung erlaubt. Selbst Violet stellte ihre Füße auf den Boden.
Bridget stand in der Türöffnung, in ihrem schwarzen Hosenanzug sah sie schick und schlank aus. Ein orangefarbener Pulli war unter ihrem Jackenaufschlag zu sehen, ein Farbtupfer, der von den kleinen orangefarbenen Applikationen auf ihren schwarzen Lacklederschuhen aufgenommen wurde.
»Willst du so mitkommen?«, fragte Bridget und musterte Mac in seiner Flanellpyjamahose und dem Boston-Celtics -Shirt.
Mac, dessen Aufmerksamkeit noch völlig bei der Show war, stieß nur ein Brummen aus. »Was?«, fragte er dann. »Ich dachte, ich passe heute mal.«
Bridget verschränkte die Arme und stellte sich hinter seinen Sessel, ihre Augen funkelten und huschten vom Bildschirm zu Macs Hinterkopf und zurück.
»Du willst passen?«, wiederholte sie. Ihre Stimme war ohne jegliche Emotion, und das machte Olivia am meisten Angst. »Und was soll ich dann Frank sagen?«
Frank, das wusste Olivia aus anderen Bemerkungen ihrer Mutter, war einer der Partner in der Kanzlei und hatte Bridget und Mac in sein frisch renoviertes Haus zum Abendessen
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