Drei Wunder (German Edition)
diese Jogginghose ausziehen und Soren einladen würdest.«
Olivia verdrehte die Augen und lächelte. »Ich hab es dir doch gesagt«, erklärte sie. »Ich bin zu müde, um heute Abend noch irgendwas zu unternehmen.«
Violet stand auf und zog ihre Schwester von der Couch. »Das war, bevor du das Haus für dich allein hattest«, stellte sie fest und zog Olivia hinter sich her zur Treppe nach oben. »Jetzt sieht die Sache ganz anders aus. Wir werden dich erst mal aufrüschen.«
26
Einen Jungen zu sich nach Hause einzuladen, wenn ihre Eltern nicht da waren, wäre wohl nicht Olivias allererste Wahl für das zwangloseste zweite Date auf der Welt gewesen.
Doch Violet war überzeugt, dass das gar keine so große Sache war, und um das zu beweisen, führte sie folgende drei Gründe an:
Theoretisch gesehen, war es das dritte Date. Auch wenn es ein Zufall gewesen war, als sie sich das erste Mal auf dem Markt getroffen hatten, so hatten sie doch schon furchtbar viel Zeit zu zweit verbracht. Und wenn man es mit der Definition von einem Date nicht so genau nahm, müsste man dann nicht auch das Joggen in der Sportstunde, die kurzen Treffen in der Schule und ihre Telefonate mitzählen?
Sie würden gar nicht wirklich alleine sein, da Violet schließlich auch (irgendwie) da sein würde.
Brauchte sie wirklich einen dritten Grund? Hatte sie ganz vergessen, wie wahnsinnig süß und praktisch perfekt er in jeder Hinsicht für sie war?
Mehr, als dass Soren vor ihrer Tür stand, ausgestattet mit einer Riesenpackung Eiscreme und sämtlichen Filmen von Wes Anderson auf DVD, war allerdings nicht nötig, um ihre Erinnerung anzukurbeln.
Sie waren in der Mitte von Durchgeknallt , als Olivia merkte, dass sie wahnsinnigen Hunger hatte. Außerdem hatte sie praktisch keine Ahnung, was in dem Film passierte, da jedes Mal, wenn Soren sich auf dem Sofa bewegte, oder, na ja, einfach nur atmete und Olivia damit bewusst machte, dass er hier neben ihr saß, ihr Herz zur Größe einer Wassermelone anschwoll. Vielleicht wäre dies der Abend, an dem sie schließlich und endlich von Soren geküsst werden würde!
Sie wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Es war nicht so, als wäre sie besonders erfahren, was Küssen betraf, außer man zählte das Erlebnis mit Micah Greenberg hinter dem Sportzelt mit, wo sie ein paar Schmatzer ausprobiert hatte, gekrönt von unkoordiniertem Zähneschaben. Und daran versuchte sie normalerweise nicht mehr zu denken.
Als sie sich den Dokumentarfilm im Kino zusammen mit Soren angesehen hatte, war sie völlig damit zufrieden gewesen, Sorens Hand zu halten, und hätte wahrscheinlich nicht einmal gewusst, was sie tun sollte, wenn die Dinge darüber hinaus gegangen wären. Und bei den kurzen heimlichen Treffen während der letzten Woche hatte sie viel zu viel Angst gehabt, dass Calla oder irgendjemand um die Ecke käme, um die Möglichkeit eines Kusses überhaupt andenken zu können. Selbst als Violet die Idee aufgebracht hatte, Soren zu ihr nach Hause einzuladen, war Olivias erster Gedanke gewesen: Was habe ich dann für eine Ausrede, wenn er mich küssen will?
Also war sie ein wenig verwirrt von der Tatsache, dass das überwältigende Gefühl, das es fast unmöglich machte, sich auf irgendetwas zu konzentrieren, nicht Sorge war, sondern eher eine sie absolut verrückt machende, Herzrasen auslösende und Puls beschleunigende Erwartung !
Olivia tastete auf dem Kaffeetisch nach der Fernbedienung für den DVD-Player und drückte auf Pause . »Hast du Hunger?«, fragte sie.
Soren schob sich das Haar aus der Stirn und zuckte mit den Schultern. »Ich habe immer Hunger«, sagte er, und sein schiefes Lächeln, das sie so mochte, war wieder zu sehen, während er mit den Handflächen verlegen über seine Knie strich. Er trug die dunklen Jeans, die Olivia schon kannte, und ein hellgraues Baumwollhemd mit dicken roten Streifen an den Ärmelrändern. Es war nicht wahnsinnig eng, aber sie konnte dennoch die Linien seiner Muskeln unter dem Stoff erkennen, wenn Soren die Arme ausstreckte.
Olivia holte einen Stoß Speisekarten der verschiedenen Lieferdienste und setzte sich neben Soren. Violet hatte sie dazu überredet, den hellgelben Rock aus Sweatshirtstoff anzuziehen, den sie letzte Woche gekauft hatten, zusammen mit einer hauchdünnen Bluse mit winzigen lila Blümchen und kurzen Rüschenärmeln. Violet war der Meinung, dass dieses Outfit lässig und gleichzeitig weiblich wirkte, aber Olivia bereute die Entscheidung inzwischen, denn
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