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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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wann immer sie ihre Sitzposition änderte, war sie damit beschäftigt, den Rock über ihre Knie zu ziehen.
    »Worauf hast du Lust?«, fragte sie Soren und ordnete die Speisekarten nach Nationalität.
    Violet, die im Lehnstuhl auf der anderen Seite des Wohnzimmers saß, räusperte sich auffällig.
    Olivia blickte auf und merkte, dass Soren sie anstarrte.
    »Was denn?«, fragte sie und schaute an sich hinab, um zu sehen, ob irgendetwas nicht stimmte. War ihr Rock wieder nach oben gerutscht?
    »Ich würde sagen, er hat Appetit auf etwas anderes«, flüsterte Violet, und Olivia wäre fast rot geworden. Sie begann bereits zu bereuen, Violet erlaubt zu haben dabeizubleiben.
    »Nichts«, antwortete Soren und blickte schnell auf die Speisekarten hinunter. »Entschuldige, ich war nur … na ja, eigentlich habe ich zu Hause schon gegessen.«
    Olivia schaute zu Violet, die mit den Schultern zuckte.
    »Oh«, sagte Olivia und ließ die Speisekarten in ihren Schoß fallen. »Okay, na ja, wir müssen ja auch nichts bestellen …«
    »Nein, nein, mach nur«, drängte Soren. »Ich kann noch einmal essen. Meine Eltern haben mich gezwungen, diese Satéspieße aus ihrem indonesischen Kochkurs zu essen.«
    »Kochkurs?«, fragte Olivia nach.
    Soren verdrehte die Augen. »Ja, das steht immer Mittwochabend auf ihrem Stundenplan«, erzählte er trocken. »Sie melden sich praktisch für jeden Farsi-Sprach- oder Origamikurs in der Stadt an.«
    Olivia fuhr mit dem Finger unter das Gummiband eines ihrer Ärmel und zog ihn bis hinunter zu ihrem Ellbogen. »Was machen deine Eltern denn?«, fragte sie. Es war eigenartig, dass sie das noch nicht wusste. Es kam ihr sogar eigenartig vor, dass Soren überhaupt Eltern hatte. Bisher hatte er immer völlig unabhängig von irgendjemand sonst existiert … Freunde, Familie, alle. Es war, als sei Soren Teil eines eigenen kleinen Universums, und sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie eingeladen worden war, es zu betreten.
    »Sie sind Graphikdesigner«, erzählte er. »Sie haben eine Agentur, die Logos und Websites und so was entwirft.«
    In Willis hatten praktisch alle Väter irgendetwas mit Finanzen zu tun gehabt, und die meisten Mütter waren zu Hause geblieben oder hatten allenfalls am Wochenende Immobilien verkauft. Mac und Bridget waren dort eine Ausnahme gewesen. Aber in San Francisco hatte Olivia nicht einen einzigen Menschen getroffen, dessen Eltern irgendetwas … Normales taten. Sie waren alle Botschafter oder Filmemacher, Webdesigner oder so etwas. Olivia hatte gar nicht gewusst, dass das tatsächlich Berufe waren.
    »Sie waren früher Künstler«, fuhr Soren fort und schob die Ärmel seines Hemdes hoch. »Ich meine, das sind sie natürlich immer noch. Meine Mutter malt, und mein Vater macht total verrückte Skulpturen. Sie haben ein Atelier in unserem Garten.«
    Olivia lächelte. »Sie müssen gut miteinander auskommen«, sagte sie und stellte sich vor, wie ihre Eltern zusammen Kurse belegten oder am gleichen Ort zusammen arbeiteten. Das war ein so völlig anderes Lebenskonzept als das, was sie bisher kannte. Aß man da dann auch ständig zusammen zu Mittag?
    »Sie sind praktisch eine einzige Person«, erklärte Soren. »Sie sehen sich sogar irgendwie ähnlich. Absolut verrückt.« Er ließ sich auf dem Sofa zurücksinken. »Sie haben wirklich ziemlich viel Glück«, fügte er hinzu. »Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann wäre es der, immer das tun zu können, was mir Spaß macht. Ich denke, deshalb haben meine Eltern auch ihre Firma gegründet. Alles, was sie je tun wollten, ist, Dinge zu entwerfen. Und das ist im Grunde auch alles, was sie tun.«
    Olivia stellte sich ein Leben vor, in dem sie mit Soren zu Hause war und irgendwelche Sachen machte. Es war egal, dass sie nicht wusste, wie man eine Skulptur machte, geschweige denn ein Instrument spielen oder auch nur Skateboard fahren konnte. Sie würde es lernen.
    »Was ist mit dir?«, fragte er und tippte lächelnd mit einem Finger auf ihr Knie. »Wenn du einen Wunsch frei hättest … was würdest du dir wünschen?«
    Olivias Augen wurden groß, und sie begegnete Violets Blick, die mit großen Augen zurückstarrte. »Hm«, Olivia gab vor nachzudenken. »Ich weiß nicht. Pizza?«
    Soren lächelte, stützte einen Ellbogen auf der Rücklehne auf und neigte seinen Kopf zu ihr.
    »Im Ernst«, sagte er. »Hast du nie darüber nachgedacht?«
    Olivia merkte, wie ihr Lächeln verflog, und senkte das Kinn, ihr rotblondes Lockengewirr fiel über

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