Drei Wunder (German Edition)
eingeladen.
Mac beugte sich vor zum Bildschirm und hielt den Atem an, bis die Kandidatin, Typ Katzenfrau mit dicker Hornbrille, es schaffte, in letzter Minute die richtige Antwort hervorzustoßen.
»Wow«, sagte er beeindruckt und schüttelte den Kopf, als der Wetteinsatz, magere zweihundert Dollar, gezeigt wurde. »Ein Jammer, dass du beim Setzen nicht genug Mumm gehabt hast.« Er rollte langsam die Tüte mit den Brezeln zu, das Plastik knisterte und raschelte, bevor er schließlich die Fußablage zurück unter den Sessel schob und sich auf die Füße stemmte. »Gib mir eine Minute«, war alles, was er sagte, als er die Treppe hoch in ihr gemeinsames Schlafzimmer ging.
Olivia hielt die Augen auf den Bildschirm gerichtet und heuchelte Interesse an dem Werbeeinsatz eines B-Promis für eine Aknecreme. Sie konnte den Blick ihrer Mutter spüren, brachte es jedoch nicht über sich, ihr ins Gesicht zu sehen.
»Hast du noch irgendwelche Pläne für heute Abend?«, fragte Bridget schließlich. Wenn ihre Mutter so eine Frage stellte, dann tat sie das auf eine Weise, die keinen Zweifel ließ, welche Antwort sie hören wollte. Normalerweise spürte Olivia diese Antwort intuitiv und reagierte – stets um die Anerkennung ihrer Mutter bemüht – dementsprechend. Aber heute Abend war es anders. Olivia wusste, dass Bridget sich verzweifelt wünschte, dass ihre Tochter Freundschaften schloss, hier ein phantastisches neues Leben begann. Und auf gewisse Weise tat sie das ja auch. Aber warum sollte sie ihrer Mutter die Befriedigung gönnen, irgendetwas darüber zu erfahren?
»Genau das, was du gerade siehst«, antwortete Olivia, lehnte sich auf der Couch zurück und legte ihre Füße auf Violets Beine.
Bridget lächelte bemüht und trommelte mit ihren langen, polierten Nägeln gegen die Rückenlehne des Sessels. »Sag deinem Vater, ich warte im Auto, ja?«, sagte sie schließlich. »Wir werden wahrscheinlich nicht zu spät nach Hause kommen.«
Bridget machte eine kurze Pause, als wollte sie noch etwas sagen, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und den Flur entlang – klick-klack – zur Haustür hinausging.
Olivia griff nach der Tüte und riss sie wieder auf. Doch als sie hochschaute, runzelte Violet die Stirn.
»Arme Mom«, sagte sie und streckte sich auf dem Sofa aus.
Olivia hätte sich beinahe verschluckt und wandte sich mit zusammengekniffenen Augen ihrer Schwester zu. »Was?«, flüsterte sie. »Arme Mom ? Kannst du dir vorstellen, zu jeder ihrer blöden Einladungen mitgeschleppt zu werden? Gott sei Dank musste ich nur zu der einen gehen.«
Violet streckte ihre Zehenspitzen aus und zuckte mit den Schultern. »Dad stellt sich an«, meinte sie geradeheraus. »Er weiß, dass sie keine Wahl hat. Es ist Teil ihres Jobs, sich bei diesen Veranstaltungen sehen zu lassen. Alles, was er tun muss, ist mitzukommen und umsonst zu essen. Er stellt sich an.«
Olivia starrte ihre Schwester mit offenem Mund an. Früher hatte sich Violet nie auf die Seite ihrer Mutter gestellt. Sie und Mac waren stets einer Meinung gewesen; um ehrlich zu sein, hatte es Olivia immer ein wenig eifersüchtig gemacht, wie gut sie miteinander auskamen. Sicher, Olivia und Bridget hatten viel gemeinsam und redeten häufig über Dinge wie Schule, Colleges, Clubs … aber sie »tickten« nicht auf die gleiche Art und Weise, wie es bei Violet und Mac der Fall gewesen war. Und jetzt plötzlich wandte sie sich gegen ihn?
Mac kam die Treppe heruntergepoltert und sah jungenhaft gut aus in einem hellblauen Poloshirt und einer locker sitzenden Cordhose.
»Mom wartet im Auto«, rief Olivia ihm zu, als er durch die Küche kam.
»Danke«, rief Mac zurück, öffnete und schloss die Kühlschranktür. »Es sind noch Reste im Kühlschrank, wenn du Hunger bekommst.«
Olivia richtete sich auf dem Sofa auf, um ihm zum Abschied zu winken. »Danke, Dad«, rief sie. »Viel Spaß!«, bevor sie sich wieder zu Violet drehte. Auch Violet hatte Mac hinterhergeschaut, und Olivia sah jetzt, dass ihre Augen voller Tränen waren.
Und da verstand sie es.
Vielleicht war es so einfacher. Vielleicht schmerzte es nicht so sehr, wenn man sich auf die schlechten Seiten konzentrierte, statt sich an die guten Sachen zu erinnern.
»Hey«, sagte Olivia, legte eine Hand auf das Schienbein ihrer Schwester und wackelte es hin und her. »Alles okay mit dir?«
Violet schniefte rasch und schüttelte den Kopf, ihr Haar wippte wild über ihre Schultern. »Es ginge mir um einiges besser, wenn du
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