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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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Zeitungen, wie Soren sich bückte, um die Jacke vom Boden aufzuheben. Ihre Blicke trafen sich. Sie legte einen Finger auf ihren Mund und deutete auf Graham und Eve, die jetzt direkt neben ihm standen.
    »Hallo, Alter.« Graham lachte. Olivia konnte das Geräusch von ineinander schlagenden Händen hören, und Soren räusperte sich.
    »Hallo«, sagte er, ein leichtes Zittern in der Stimme, das, wie Olivia hoffte, nur sie bemerkte. »Was macht ihr denn hier?«
    Olivia schnitt eine Grimasse.
    »Ähm … essen?« Graham lachte.
    Eve verzog keine Mine.
    »Hallo, Eve«, sagte Soren, fand seine Fassung wieder und beugte sich vor, um in Eves gerollten Burrito zu schauen. »Was hast du dir denn geholt?«
    »Soyrizo«, antwortete sie kurz angebunden, »wie immer.«
    »Das ist die Bombe«, stimmte Graham zu. »Ich schwöre, wenn es diesen Laden hier nicht gäbe, würde ich wahrscheinlich niemals bis zur Probe überleben. Es ist der perfekte Vor-der-Probe-Snack.«
    Soren und Graham lachten, und Olivia hielt den Atem an, wartete, bis sie sich verabschiedet hatten und sie Eves roten Rock um die Ecke verschwinden sah. Als sie sicher war, dass die Luft rein war, stand sie auf und spürte ihre Knie kaum mehr vom langen Kauern.
    »Das war jetzt aber schon interessant«, meinte Soren, als sie wieder bei ihm auftauchte. Er hatte seine Lederjacke angezogen und die Hände tief in die Taschen geschoben.
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Olivia verlegen. »Ich hab einfach die Panik gekriegt.«
    Soren zuckte mit den Schultern, als sie in der Schlange weiter vorrückten, ohne Olivia anzusehen. »Ich dachte nur, du weißt schon, wegen Calla und allem«, stotterte Olivia und zupfte am Ärmel ihrer Bluse. »Die Golden Gate ist eine so kleine Schule, und ich bin immer noch die Neue hier …«
    »Ich weiß«, sagte Soren leise. »Aber ich hasse solche Heimlichkeiten.«
    Olivia nickte. »Ich auch«, versicherte sie. »Und ich will sie bestimmt auch nicht lange. Aber irgendwie bin ich gerade eben mit Calla im Vorstand in dieser Modenschau-Sache gelandet. Ich glaube, ich möchte einfach nur … ach, du weißt schon … es ruhig angehen lassen, bis die Sache mit der Modenschau vorbei ist, verstehst du?«
    Soren nickte und stieß mit der Spitze seiner Turnschuhe nach einem Grasbüschel. »Ja«, sagte er leise. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Er sah nicht böse aus, und sie wusste, dass er sie verstand, aber in seiner Stimme klang eine gewisse Enttäuschung mit, die ihr Herz berührte. Sie hätte sich freuen sollen, dass – wenn es nach ihm ging – alle von ihnen beiden erfahren sollten, aber sie dachte nur daran, wie kompliziert das Ganze war.
    Sie rückten weiter in der Reihe vor und standen schließlich in der Türöffnung.
    »Weißt du schon, was du möchtest?«, fragte Soren. Der Kloß in Olivias Hals machte es schwierig sich vorzustellen, überhaupt irgendetwas zu essen, doch sie blickte hoch auf die Speisekarte an der Tafel und las die verschiedenen Angebote. Soyrizo war eine Art scharfes veganes Würstchen. Außerdem gab es: Tempeh, gegrillten Tofu und etwas mit Namen Bean-lover’s delight – also etwas für Bohnenliebhaber.
    Hatten sie hier nicht einmal so was wie die guten alten Chicken-Burritos?
    Plötzlich bekam Olivia einen Anfall von Klaustrophobie. »Ähm«, stotterte sie. »Ich weiß gar nicht so genau.«
    Vielleicht war das alles ein Riesenfehler. Vielleicht würde sie hier nie zu Hause sein. Sie kam ja noch nicht einmal mit dem Angebot in einem mexikanischen Imbiss klar. Würde sie je das Gefühl haben, hierher zu gehören?
    Soren warf ihr von der Seite einen Blick zu und trat zur Theke, wo ein älterer Mann mit Lederhaut ungeduldig mit seinem Stift auf den Block tippte.
    »Hallo, kann ich bitte zwei Burritos mit allem bekommen?«, fragte Soren und holte sein Portemonnaie aus der Hosentasche. »Einmal Hühnchen, einmal Rind.«
    Nachdem er ein paar Scheine über die Theke gereicht hatte, drehte er sich schnell um und fasste Olivia am Ellbogen. »Warte mal«, sagte er besorgt. »Du bist doch keine Vegetarierin, oder?«
    Olivia lächelte und schüttelte den Kopf. Vielleicht gehörte sie doch hierher.

25
    »Was ist Die Große Mauer von China ? Machst du Scherze? Jemand sollte diesem Kerl eine Enzyklopädie besorgen!«
    Es war Freitagabend, und Olivia lag zusammengerollt auf der Wohnzimmercouch und schaute fern. Ihr Vater saß im Ledersessel neben ihr, tauchte Salzbrezeln in fettfreien Frischkäse und beschimpfte wechselweise die

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